„Das entspricht nicht der Kommunikationskultur, die wir uns vorstellen.“ Oh je, Vattenfall. Der Rüffel des für Atomaufsicht zuständigen Ministers Emil Schmalfuß hat gesessen. Gestern ging Schmalfuß an die Presse, um über verrostete Atommüll-Fässer im AKW Brunsbüttel die Öffentlichkeit zu informieren. Bereits im Dezember hatte Vattenfall ein Fass entdeckt, das – nachdem radioaktiver Staub herausgesaugt wurde – nur noch ein rostiges Gerippe war. Zwar bestehe keine Gefahr, dass Radioaktivität freigesetzt wurde, das betonen sowohl die Atomaufsicht als auch Vattenfall. Aber Vattenfall hat es verpatzt, früh genug der Aufsicht Bescheid zu geben. Einen Monat ließ man sich Zeit.
Wieder einmal, kann man nur sagen. Der Vorfall lässt Erinnerungen an das Pleiten-Pech-Pannen-Jahr 20097 hochkommen. Damals hatte Vattenfall mit einem Transformatorbrand im AKW Krümmel zu kämpfen. Und im AKW Brunsbüttel mussten in einer riesigen Aktion zahlreiche Dübel ausgetauscht werden. Damals gelobte Vattenfall mit großen Worten Besserung. Eine Transparenzinitiative wurde aufgelegt, jedes meldepflichtige Ereignis sollte nicht nur (selbstverständlich) der Behörde mitgeteilt, sondern auch auf der Homepage sofort veröffentlicht werden.
Die Transparenzinitiative habe ich heute auf der Homepage zumindest nicht mehr gefunden (ich lasse mich gerne eines besseren belehren). Ja, der aktuelle Vorfall in Brunsbüttel fuchse Vattenfall schon, sagt ein Sprecher. Verständlich. Denn der schwedische Konzern muss sich an seinen eigenen Maßstäben messen lassen (unser Exbundespräsident lässt grüßen): Was sind Beteuerungen wert, wenn sie – im Ernstfall – nicht realisiert werden?
Offenbar scheint es innerhalb des Unternehmens eine Kultur zu geben, solche Vorfälle nicht so dramatisch zu sehen. Es ist ein naives Denken. Nur weil es einen beschlossenen Atomausstieg in Deutschland gibt und die Meiler nicht mehr am Netz sind, heißt das doch nicht, dass der Öffentlichkeit egal ist, was in den AKW passiert und wie dort mit strahlendem Material umgegangen wird.
Die Aufsichtsbehörde – und nicht Vattenfall – hat übrigens Fotos der Kavernenfässer veröffentlicht. Man sieht gelbe, rostende Fässer. Für Vattenfall auf jeden Fall ein „größter anzunehmender Unfall“ für die Kommunikation: Welcher AKW-Betreiber mag schon direkt mit dem Atommülllager Asse in Verbindung gebracht werden?