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Windbranche in Euphorie

 

„Es läuft super“, schwärmt der Pressesprecher des Bundesverbands Windenergie. Gerade hat die Branche die Zahlen für 2009 vorgestellt – und die Krise scheint mit einer Sturmböe weggeflogen zu sein: Knapp 1000 neue Windräder wurden in Deutschland neu installiert, ein Plus von 15 Prozent zum Vorjahr. Inzwischen stehen Anlagen mit einer Leistung von 25.770 Megawatt in Deutschland: Das ist Rekord – zumal es theoretisch der Leistung von etwa 18 Atomkraftwerken entspricht.

Die ersten Offshore-Räder stehen, endlich, in der Nordsee. Dass es so gut läuft, verdankt die Branche vor allem einer Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetz, das für 20 Jahre lukrative Vergütung für Windstrom garantiert. Seit 2009 fördert es ausdrücklich Offshore-Anlagen und den Ersatz alter Anlagen durch neue, leistungsstärkere (Repowering).

Schaut man sich allerdings den weltweiten Trend an, dann ähnelt das Bild arg der Solarbranche: Das große Wachstum passiert inzwischen in anderen Teilen der Welt. Die wichtigen Zukunftsmärkte sind China und die USA – in Deutschland findet vor allem Forschung und Entwicklung statt. Deutschlands Anteil am Weltmarkt wird von Jahr zu kleiner, inzwischen liegt er bei nur noch sechs Prozent.

Gerade China hat in den vergangenen Jahren den großen Sprung nach vorne gemacht und seit 2006 seine installierte Kapazität jedes Jahr verdoppelt. Gut für den Wettbewerb – doch für deutsche Windspezialisten auch ungewohnt: Firmen wie Enercon sind nicht mehr die unangetastete Nummer 1. Stattdessen sind es nun Unternehmen wie Goldwind, Dongfang oder Sinovel. Das Verrückte ist nur: Es sind Unternehmen, die mit deutschem Know-How groß geworden sind. Goldwind, Chinas ätester Windanlagenbauer und Marktführer, kaufte sich vor allem Lizenzen ein. In erster Linie beim deutschen Windanlagenbauern Jacobs Energie.