Am Wochenende waren Deutschlands Gentechnik-Gegner alarmiert: Die Fastfoodkette McDonald’s hatte bekanntgegeben, ihren Zulieferern den Einsatz von gentechnisch verändertem Soja (GV-Soja) wieder zu erlauben. 13 Jahre lang hatte sich McDonald’s die Selbstverpflichtung auferlegt, auf Gentechnik im Hühnerfutter zu verzichten. McDonald’s ist nicht irgendwer, allein in Deutschland betreibt die Fastfoodkette mehr als 1.400 Restaurants. McDonald’s ist ein Großabnehmer in der Landwirtschaft, jedes Jahr verkauft die Kette allein mehr als 24.000 Tonnen Hühnerfleisch als Chicken Nuggets oder Chickenburger.
Irgendwie aber spricht der Konzern nur ungern über die Entscheidung. Ich rufe in Paris an. Gilt die Rolle rückwärts auch in anderen Ländern? In Frankreich hat eine externe Werbeagentur die Pressearbeit für McDonald’s übernommen. Die Dame ist sehr freundlich, aber auf die simple Frage: „Erlaubt McDonald’s Frankreich jetzt auch GV-Soja im Hühnerfutter?“, hat sie so schnell keine Antwort. Zwei Stunden später ruft sie nochmal an: Ob ich denn auch zu anderen Ländern recherchieren würde? Was genau ich schreiben wolle? Und ob ich schon in Kontakt mit der Europazentrale in London sei? Diesmal stellt sie die Fragen. Ein Antwort auf meine hat sie nicht, sie rufe noch einmal an. Das macht sie zwei Stunden später. Und verweist auf die Europazentrale. Sie dürfen nichts sagen.
London wiederum mailt mir abends um halb sieben ein Statement, das wiederum nur eine Übersetzung der deutschen Erklärung ist. In welchen Ländern McDonald’s das Verbot nun aufgibt, wird daraus nicht klar. Österreich bestätigt die Ausnahme, aber was ist mit Frankreich? Nachgefragt in London, nachts um halb elf kommt eine Antwort: Frankreich genießt weiterhin eine Ausnahme und bleibt gentechnikfrei. Die jüngste Lockerung „does not currently affect McDonald’s France. McDonald’s France still uses non-GM feed for their chickens“.
Liebes Management von McDonald’s, eine solche Informationspolitik ist ärgerlich, nicht nur für Journalisten, sondern auch für die Kunden. Wenn so viel über Transparenz gesprochen wird, dann bedeutet das nun einmal auch, den Kunden zu sagen, welche Art von Landwirtschaft man unterstützt. Auch wenn McDonald’s offenbar davon ausgeht, dass es die Kunden nur am Rande interessiert, wie das Essen in Burgern und Wraps produziert wurde.
Warum Frankreich an der Gentechnik-Freiheit festhält, darüber lässt sich erst einmal nur spekulieren. Vielleicht sieht sich McDonald’s Deutschland stärker im Preiskampf als Frankreich: Der Mindestlohn, die steigenden Energiekosten: Die Bereitschaft, für eine Tonne Gentechnik-freie Soja einen Aufschlag von etwa einem Viertel zu zahlen, ist offenbar nicht mehr da. Die französische Politik und Bevölkerung sind seit Jahren Gentechnik-kritisch eingestellt, erst vor zwei Wochen verabschiedete die Nationalversammlung ein Anbauverbot von Genmais. José Bové, der französische Gentechnikkritiker, der 1999 als Protest eine McDonald’s-Filiale zerstörte, findet als neuer Spitzenkandidat der Grünen im Europawahlkampf ebenfalls Gehör.