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Der Härtetest für die Energiewende

 

Der Worst Case für den 20. März? Bei einem Netzbetreiber klingt das so: ein wunderbarer Sonnenscheintag. Deutschland räkelt sich in Frühlingssonnenstrahlen.

An diesem Tag wird Europa vormittags von einer Sonnenfinsternis bedeckt. Und während man ja so als Normalbürger auf klaren Himmel und Sonnenschein hofft, um das Ereignis in seiner vollen Pracht mitzuerleben, hätten die Stromnetzbetreiber am liebsten Novemberwetter: bedeckten Himmel, möglichst viele Wolken, möglichst wenig Sonnenschein.

Warum, das zeigt diese kleine Animation der HTW Berlin:

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Am 20.März muss sich Deutschlands Energiewende der ersten wirklichen Bewährungsprobe stellen. Denn kein anderes Land setzt so stark in Europa auf Solarstrom. Hier sind Solaranlagen mit einer Kapazität von 39.000 Megawatt installiert. Entsprechend anfällig ist Deutschlands Stromnetz an diesem Tag. Um bis zu 20.000 Megawatt kann die Leistung an diesem Tag schwanken – je nachdem, wie bewölkt es eben ist. Das wäre so, als ob in Deutschland mal eben innerhalb weniger Stunden rund 20 Kraftwerke vom Netz gingen – und dann wieder einspeisen.

Das muss ein Stromnetz erst einmal hinbekommen. Na klar, schon jetzt gib es die erste Berichte, die vor einem Blackout warnen. Und sicherlich: Die Lage ist nicht einfach, die deutschen Netzbetreiber haben schon vor rund einem Jahr mit den ersten Planungen begonnen, wie man mit der unklaren Solarstrommenge im Netz umgeht. Sie stimmen sich mit der Bundesnetzagentur ab und auch mit den anderen europäische Stromnetzbetreibern. Die Sonnenfinsternis sei ein extremer Stresstest für das deutsche Stromnetz, heißt es bei Netzbetreiber Tennet.

Die Leitungsspezialisten müssen gewährleisten, dass die normale Frequenz im Netz immer bei 50 Hertz liegt. Schwankt nun das Angebot, dann müssen sie mit genannter Regelenergie die Schwankungen ausgleichen. Das schafft man, indem man kurzfristig auf Gas- oder Pumpspeicherkraftwerke zugreift und dort diese Regelenergie zukauft. Die deutschen Netzbetreiber halten schon jetzt rund 4.000 Megawatt für den Notfall bereit. Und es ist klar, dass sie das für den 20. März noch aufstocken. Um wie viel, das wollen zumindest Unternehmen wie Tennet nicht verraten. Denn natürlich entstehen hier auch Kosten. Und die holen sich die Netzbetreiber über die Netzentgelte in der Stromrechnung zurück.

Das Gute an der Lage: Je näher wir dem 20. März rücken, desto genauer sind die Wetterprognosen und desto genauer können die Netzbetreiber Vorbereitungen treffen. Das macht sie relativ gelassen. Die Stromnetzbetreiber können das Worst-Case-Szenario „Super Sonnenschein“ und das Best-Case-Szenario „Super Wolkenhimmel“ schon jetzt durchspielen. Sie wissen, was auf sie zukommt. Das macht einen Blackout relativ unwahrscheinlich. Der würde übrigens nicht nur in Bayern passieren, wo es besonders viele Solaranlagen gibt. Sondern das Stromnetz in ganz Deutschland ist am 20. März im Stresstest, also auch im windstarken Norden.

Falls die Schwankungen tatsächlich zu groß werden, dann gibt es übrigens noch eine Vorstufe zum Blackout: den Brownout. Das heißt, dass die Stromnetzbetreiber in ganzen Städten oder Regionen die Spannung herunterfahren, um das Gesamtsystem zu stabilisieren. So weit wollen es die Netzbetreiber aber nicht kommen lassen.