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Dann mach auch was Sinnvolles draus

 

Keine Frage, an Selbstbewusstsein fehlt es Boyan Slat aus den Niederlanden nicht. Der 20-Jährige hat vor zwei Jahren via Crowdfunding mal eben zwei Millionen Dollar eingesammelt für eine Idee, die er selbst als „verrückt“ bezeichnet: Mit riesigen, kilometerlangen Fangarmen will er schwimmenden Meeresmüll einfangen und zu einer Auffangplattform geleiten, wo er eingesammelt wird. Sogar von den Vereinten Nationen wurde Slat für sein Ocean Cleanup Projekt vergangenen Herbst ausgezeichnet.

In diesen Tagen ist nun Slats „Mega-Expedition“ angelaufen. Rund 30 Schiffe nehmen an der – nach eigenen Angaben – größten Forschungsexpedition der Geschichte auf dem Meer teil. Sie wollen drei Wochen lang ein riesiges Areal im Pazifik durchkreuzen, mehr über die Schwimmbewegungen von Meeresmüll erfahren und zugleich große Müllteile herausfischen. Beeindruckend, dass die Idee tatsächlich Konturen annimmt.

Fragt sich nur, wie es mit dem Müll an Land weitergeht. Keine Frage: Es ist sinnvoll, den Meeresmüll einzusammeln. Die Bilder von Fischen und Vögeln, die qualvoll an Meeresmüll verenden, bewegen fast jeden. Was aber wichtig ist: An Land müssen die Reinigungs- und Recyclingkapazitäten entstehen. Und da existiert noch eine Lücke. Vor einigen Wochen präsentierte zwar Adidas den ersten Sportschuh aus Meeresmüll.

Prototyp-Schuh aus Meeresmüll © Adidas
Prototyp-Schuh aus Meeresmüll © Adidas

Das Obermaterial, im schicken, türkisfarbenen Wellenlook, wurde aus einem Garn hergestellt, das aus Meeresmüll gefertigt wurde. Von dem Schuh gibt es aber bislang allerdings weltweit nur zwei Paar und den Rohstoff hat die Organisation Parley for the Oceans selbst gesammelt. Think big, davon ist man noch weit entfernt.

Der Naturschutzbund, der seit einigen Jahren mit dem Projekt Fishing for Litter Küstenfischer überzeugt, Plastikmüll als Beifang an Land zu bringen, betont, wie wichtig es sei, sinnvoll zu recyceln.  Die Naturschützer erhalten bereits zahlreiche Anfragen von Unternehmen, die ihnen gerne den Plastikmüll abkaufen würden, um ihn wiederzuverwerten. Ihn aber beispielsweise zur Herstellung von schwarzen Plastikflaschen zu verwenden, wie es etwa ein Bio-Reinigungsmittelhersteller gemacht hat, hält man beim Nabu für falsch: Schließlich lasse sich schwarzes Plastikmaterial nicht erneut recyceln. „Schwarzer Kunststoff ist in der Regel nicht recycelbar und wird aussortiert und verbrannt“, sagt Nabu-Fachmann Kim Detloff. Die Flasche werde maximal noch einmal verwendet, das sei nicht sehr nachhaltig und entspreche nicht dem Nabu-Verständnis von Ressourceneffizienz. „Die meisten praktischen Anwendungen sind bisher Pilotprojekte oder eher Marketing als ein wirklicher Stoffrückstrom.“

Beim Cleanup Projekt wollen sie den Plastikmüll, salopp gesagt, erst einmal einfach wieder erhitzen, verflüssigen und so Öl herstellen – den Rohstoff für Plastik. Das sei bislang recht vielversprechend, so das Team rund um Boyan Slate.