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Energie Sparen als Straßenschlacht

Revolution in den Straßen Berlins: Die Aktivisten von vic-venture laden zum Energy Streetfight ein. Die Idee ist simpel und genial: Alle Bewohner der Stargarder Straße, einer beliebten Shopping-und Wohnstraße im Prenzlauer Berg, können an einem Energiespar-Wettbewerb teilnehmen.

Gespielt wird Wohnhaus versus Wohnhaus – macht ingesamt rund 90 Häuser mit 1500 Wohnungen und 130 Geschäften. Jedes Wohnhaus-Team bekommt im kommenden Frühjahr etwa vier bis fünf Monate Zeit, um  seine Stromrechnungen als Kollektiv zu reduzieren – wer die größte Einsparung macht, hat gewonnen.

Das erste Feedback der Kiezbewohner ist überraschend positiv, erzählt Mitinitiator Benedikt Foit. Sein Ziel: Energiesparen soll Spaß machen. Und am Ende rechnet es sich natürlich auch – nicht nur für die Spielteams, sondern auch für das kleine Start-up. Das will die Spieleidee dank eines Zuschusses des Förderprogramms „Überlebenskunst“ zu einer Geschäftsidee ausbauen und auch auf andere Städte übertragen.

 

Ökostrom-Ausbau: E.on jammert über Geldmangel

…was mich heute morgen aufgeregt hat: E.on-Chef Johannes Teyssen klagt auf der Weltenergiekonferenz in Montreal über den hohen Kapitalbedarf für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Energieversorger seien die weltweit am höchsten verschuldete Industrie. Man habe Probleme, an Cash für neue Investitionsprojekte kommen – und der Atomdeal in Deutschland sei da leider auch keine Hilfe. Die Financial Times Deutschland zitiert ihn wie folgt zum Thema  .

„Ob der Atomkompromiss in Deutschland unserer Kreditwürdigkeit schaden wird, weiß ich noch nicht. Fest steht, dass wir damit über die kommenden sechs Jahre weniger Erträge aus der Kernenergie haben werden. Hochgestuft werden wir damit ganz sicher nicht.“

Nur mal zur Erinnerung: Es gibt eine Laufzeitverlängerung und die ist ein reines Geschenk der Politik an die Stromkonzerne – ohne jegliche wissenschaftliche Begründung (das zeigen die Energieszenarien der Bundesregierung und das gibt die Koalition inzwischen ja auch zu). Die Stromkonzerne hatten doch selbst vor einigen Jahren den Atomausstieg unterschrieben – und nun gibt es ohne Anlass ein paar Jahre dazu. Von jetzt „weniger Erträgen aus der Kernenergie“ zu sprechen, ist da doch eine Frechheit. Dass Teyssen von den „kommenden sechs Jahren spricht“, in denen die Laufzeitverlängerung noch nicht wirkt, macht es nicht besser.

 

Ein radikales Plädoyer für Verzicht

Der Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech plädiert im aktuellen Le monde diplomatique für eine neue Verzichtskultur. Klug argumentiert. Seine wichtigste These: „Nachhaltiges Wachstum“ hält er für Quatsch und absolutes Greenwashing. Das erklärt er an den Beispielen Passivhäuser und Carsharing – zwei immer wieder genannte Paradebeispiele für gutes Wirtschaftswachstum.

„Nachhaltiges Carsharing würde erfordern, dass Pkw-Besitzer ihr Fahrzeug ausrangieren, um zu Nutzern einer Dienstleistung zu werden. Unterm Strich muss sowohl die Autoproduktion als auch die Zahl der gefahrenen Kilometer sinken, um einen positiven Umwelteffekt zu haben. Wie aber soll dann das Bruttoinlandsprodukt wachsen?

Für die Bauwirtschaft würde das heißen, dass für jedes zusätzliche Passivhaus ein weniger energieeffizientes Haus abzureißen wäre. Andernfalls nähme lediglich die zu beheizende Wohnfläche zu. Doch selbst wenn ein solcher Austausch des Gebäudebestands gelingen würde, stünde dem verminderten Wachstum an neuen Gebäuden eine Zunahme an Entsorgungsfällen gegenüber. Wohin aber mit der ausrangierten Materie in einer immer engeren Welt? Wie viel Energie wäre nötig, um Materie verschwinden zu lassen oder einer Wiederverwertung zuzuführen, zumal viele der Abfälle gar nicht kreislauffähig sind?

Paechs Lösung des Dilemmas ist radikal, er setzt auf De-Industrialisierung:

„Der zweite Schritt bestünde in einer Reaktivierung nichtkommerzieller Versorgung: Eigenarbeit, handwerkliche Fähigkeiten, (urbane) Subsistenz, Community-Gärten, Tauschringe, Netzwerke der Nachbarschaftshilfe, Verschenkmärkte, gemeinschaftliche Nutzung von Geräten sowie regionale Kreisläufe auf Basis zinslos umlaufgesicherter Komplementärwährungen würden zu einer graduellen Deglobalisierung verhelfen.“

Und? Wäre das eine Welt, in der Sie sich vorstellen könnten zu leben? Ohne neues Auto und ipad?

 

Mafia entdeckt das Geschäft mit Windrädern

Ob Abfall oder Baugewerbe: Wo sich in Italien Geld verdienen lässt, da ist die Mafia oft nicht fern. Jetzt berichtet der britische Telegraph, dass die Mafia sogar ins Geschäft mit Windstrom eingestiegen ist, vor allem auf Sizilien:

„Police wiretaps showed the extent of the Mafia’s infiltration of the wind energy sector when they intercepted an alleged Mafioso telling his wife: „Not one turbine blade will be built in Mazara unless I agree to it.“

Auch wenn der Artikel offensichtlich falsche Leistungseinheiten verwendet (190 Euro Vergütung für gerade einmal eine Kilowattstunde Windstrom wären ja ein Traum für Windmüller ;-) ) – die Tendenz ist doch wirklich interessant. Offenbar tummeln sich unter den Betreiber von Windfarmen einige schwarze Schafe, welche die Projekte eher zur Geldwäsche als zur Stromproduktion verwenden.

Das Fatale ist nur: Eine ganze Branche könnte durch so etwas in Misskredit geraten. Denn nichts schadet den Windmüllern wohl mehr, als wenn sie nicht mehr glaubwürdig sind.

 

Ikea will nicht auf dem Sperrmüll landen

Auf den ersten Blick gleicht es doch einer Kannibalisierung: Ikea Schweden steigt in das Geschäft mit gebrauchten Billy-Regalen und anderen Ikea-Möbeln ein, berichtet das Times Magazin. Auf der schwedischen Ikea-Seite soll es jetzt einen Link zu einer Gebrauchtmöbel-Plattform geben, die nur Ikea-Möbel vertickt (den Link hätte ich echt gerne hier gepostet, aber das machen meine Schwedisch-Kenntnisse leider nicht mit – Hilfe willkommen!). Für Ikea ist es – so die offizielle Interpretation – ein weiterer Schritt, sich als  nachhaltiger und umweltfreundlicher Möbelgigant zu positionieren. Für Kritiker ist es nur eine andere Variante, sich Marktanteile zu sichern – dann eben auch im Geschäft mit Gebrauchtmöbel. So oder so: Solange Ikea hilft, den Sperrmüll zu reduzieren, sei es mir willkommen.

Update 9.9.2010: Und Ikea steigt jetzt sogar ins Geschäft mit Windpark ein, berichtet Focus Online.

 

Nachhaltigkeit – endlich mal anders gesehen

Copyright: Allora & Calzadilla

Und? Ging es Ihnen genauso? Auf den ersten Blick habe ich flüchtig eine Mann im Boot gesehen – erst  auf den zweiten Blick ist es ein Tisch, genauer: ein Verhandlungstisch. Mit ihrem Beitrag “Under Discussion“ veweisen die zwei Künstler Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla auf die scheinbare Idylle auf der Karibik-Insel Viecques, ein Ort, der von der US-Marine zu Übungszwecken 60 Jahre lang beschossen wurde. Ihre Arbeiten sind Teil der Ausstellung „Zur Nachahmung empfohlen – Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit“, die diese Woche in Berlin-Wedding eröffnet wird. Für alle, die einmal einen anderen Blick auf unsere Welt werfen wollen. Und für Fans der Aktivistengruppe „Yes Man“, die ebenfalls dort ausstellen.

 

Grüne nehmen Energiegutachten auseinander

Gerade eben haben die Grünen angekündigt, die Energiegutachter der Bundesregierung kommende Woche nach Berlin zu zitieren. Im Umwelt-oder Wirtschaftsausschuss wollen sie einige Ungereimtheiten erklären. Denn das gestern präsentierte Energiegutachten ist nach Ansicht der Opposition voller Widersprüche, gerade auch was die erneuerbaren Energien angeht:

„Gleichzeitig dementiert die Regierung eigene Zusagen. Hatte sie sich Mitte August 2010 gegenüber der  EU noch verpflichtet, bis 2020 über 111.000 MW erneuerbarer Energiekapazität bereit zustellen, sollen es mit Laufzeitverlängerung nur noch 88.000 MW sein – ein Minus von 21 Prozent. Die vorhandenen Biogasanlagen sollen gegenüber dem heutigen Stand sogar zurückgebaut werden. Offensichtlich sollen Laufzeitverlängerungen keine Brücke ins Solarzeitalter bilden, sondern den Ausbau erneuerbarer Energien im Inland ausbremsen. „

 

Banken nehmen Umweltsünder an die Zügel

Aus den USA schwappen ja immer wieder Trends zu uns herüber. Toll wäre, wenn es folgende Entwicklung auch schafft: Die New York Times berichtet, dass Banken bei ihrer Kreditvergabe immer stärker auch auf Umweltrisiken achten. Credit Suisse, Morgan Stanley, JPMorgan Chase, Bank of America and Citibank seien die ersten, die inzwischen etwa umstrittene Kohleabbau-Projekte nur noch zögerlich finanzierten. Allerdings legt Autor Tom Zeller auch den Finger in die Wunde: Irgendwo und -wie können sich die Unternehmen doch noch immer eine Finanzierung besorgen:

„… there is no indication that companies engaged in the objectionable practices cannot find financing elsewhere.