Lesezeichen
 

Sotheby´s versteigert Gemüseschätze

Copyright: Sotheby´s

Sotheby´s goes local: Heute nachmittag  lädt das Auktionshaus in New York zur ersten „Art of Farming“ ein. Es versteigert  vergessene Schätze von Gemüse- und Obstsorten, die kaum noch angebaut werden und längst von industriell gezüchteten Sorten verdrängt wurden. Für 1000 US-Dollar können Teilnehmer eine Kiste mit seltenen Auberginen, Kürbisse, Tomaten oder Möhren erstehen (keine Bange, alles frisch). Auch im Angebot: Eine Führung mit Bienenzüchtern durch New York, ein Biomarktbesuch mit einem Chefkoch und selbst gekochtem Dinner und eine Gartenberatung.

Die Erlöse des Events sollen dem GrowNYC New Farmers Development Project zugute kommen. Das Projekt unterstützt gezielt Immigranten, sich als Bio-Landwirte selbstständig zu machen, damit ihr Wissen über alte Kultursorten und Anbaumethoden nicht verloren geht.

Das Wall Street Journal spricht bereits von einem Höhepunkt des „locavorism“ – dem Trend, vor allem regional produzierte Produkte zu kaufen. Nun gut, irgendein Trend steckt bestimmt dahinter – und den hat auch Sotheby´s erkannt. Sicherlich werden die Kunst- und Geldspezialisten nicht als ganz normale Bio-Gemüsehändler enden – dafür ist die Klientel, die sich von solchen Veranstaltungen angesprochen fühlt, wohl zu ausgewählt. Aber löblich ist es auf jeden Fall, mit der „Art of Farming“ die Aufmerkamkeit mal wieder auf die eigene Nachbarschaft und das eigene Gemüsebeet zu lenken.

 

Zu wenig Ökolandbau in Deutschland

Wenn das Bio-Gemüse-Angebot meines Supermarkts nicht trügt, dann ist es kein Problem, Salate oder Paprika aus Italien zu bekommen – von deutschen Äckern aber offensichtlich sehr wohl. Das mag an der fehlenden Anbaufläche für Bio-Obst und Gemüse liegen. Wie der Deutsche Naturschutzring (DNR) meldet, muss Deutschland rund 50 Prozent der Waren aus ökologischem Anbau importieren. Dass es so viel ist, hätte ich wirklich nicht gedacht.

Aber es überrascht kaum, wenn man sich die Zahlen anschaut. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung hat ein ambitioniertes Ziel. Dieses Jahr soll auf einem Fünftel von Deutschlands Äckern Bioanbau betrieben werden. Und wo sind wir? Laut DNR statt bei 20 Prozent nur bei gerade einmal 5,6 Prozent im Durchschnitt. Peinlich, peinlich. Und die schaffen wir auch nur, weil  Brandenburg uns mit 10,5 Prozent der Ackerfläche rausholt.

Gescholten werden muss Niedersachsen, Deutschlands Agrarland Nummer 1, wie es sich so gerne nennt. Hier setzt man noch immer auf konventionellen Anbau und Gentechnik. Kein Bundesland weist so wenig Bioäcker aus wie Niedersachen. Dabei gibt es erste Anreize, die Fläche zu erhöhen – unter anderem, in dem man die Nachfrage nach Bioprodukten stärkt.

Aber wahrscheinlich ist vielen Landwirten die Umstellung auf Bio zu aufwändig. Mehr und schnelleres Geld lässt sich mit dem Anbau von Mais und Raps für Biogas  und Biodiesel machen.