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Lust auf Stadt-Serie: Chicago umschwärmt die Fußgänger

Copyright: Tim Boyle/Getty Images
Copyright: Tim Boyle/Getty Images

Wie fühlt es sich an, ein Fußgänger in einer amerikanischen Großstadt zu sein? Ich würde mal sagen, es ist ein jämmerliches Dasein: vierspurige Straßen – und keine Fußgängerampel in Sicht.

Passend zur heute startenden ZEIT-ONLINE-Serie Lust auf Stadt daher heute einmal ein Blick nach Chicago. Wie die Chicago Tribune berichtet, hat die Stadt jetzt den ersten pedestrian safety plan veröffentlicht (das lässt sich wohl nur etwas ungelenk mit Fußgänger-Sicherheitsplan übersetzen). Jedes Jahr kommt es in Chicago zu etwa 3.000 Verkehrsunfällen zwischen Autofahrern und Fußgängern. 50 Menschen sterben dabei jährlich. In den kommenden fünf Jahren will Chicago die Zahl halbieren.

Mehr als 250 Vorschläge macht das Verkehrsamt nun in seinem Plan, um die Sicherheit von Fußgängern in Chicago zu verbessern. Das fängt bei kleinen Dingen an, etwa besseren Markierungen an Straßenkreuzungen und geht bis zur Verengung von Straßen und zur Installation von Pollern, die Autofahrer zum Langsam-Fahren zwingen.

Natürlich, von einem zusätzlichen Budget für den Fußgängerplan ist jetzt erst einmal nicht die Rede, ein Großteil der Verbesserungen wird aus dem aktuellen Haushaltsplan finanziert. Die Chicago Tribune zitiert den Verkehrsdezernenten mit einer Aussage, dass die Stadt aber bereits Millionen US-Dollar für verbesserte Zebrastreifen- und Fahrbahnmarkierungen ausgebe.

Als Europäer, aufgewachsen mit Fußgängerampeln und Gehwegen, kann man das alles für Banalitäten halten. Spannend an der Geschichte finde ich aber, dass der Plan zusammen mit den Bürgern vor Ort erarbeitet wurde. Die Stadt hielt dafür sogar eigene Versammlungen ab und forderte sie per Internet zu Verbesserungsvorschlägen auf.

Das ist es, was meine Kollegin Maria Exner in der Lust-auf-Stadt-Serie schreibt: Es lohnt sich, den Lebensraum Stadt zurückzuerobern. In diesem Fall als Fußgänger von den Autofahrern.

 

 

VW wird zum Ökostrom-Händler

Europas größter Autokonzern erschließt sich ein neues Geschäftsfeld. Wie die Financial Times Deutschland heute berichtet, wollen VW als auch Audi in Ökostrom investieren und sich an Offshore-Windparks beteiligen. Im Gespräch seien eine zweistellige Millionensumme und Nordsee-Windparks des Offshore-Entwicklers Bard. Sie sollen den Ökostrom produzieren, mit dem Elektrowagen aus dem Hause Audi betrieben werden können. Wer ein Elektroauto kauft, bekommt also den Ökostrom bei Interesse gleich mitgeliefert. Das ist smart, denn ein Elektroauto wird erst dann richtig „grün“, wenn es mit dem richtigen, klimafreundlichen Strommix fährt. Und Autokäufer werden es mögen, wenn es zum Ökoauto gleich den passenden Strom gibt.

Für VW ist es übrigens nicht der erste Kontakt mit der grünen Branche. Schon jetzt liefert ein Windpark am VW-Werk in Emden ein Drittel des Strombedarfs, gibt es Solaranlagen auf Werkdächern etc.. Für den Ökostrom-Anbieter Lichtblick baut der Auto-Konzern zudem seit etwa einem Jahr das „ZuhauseKraftwerk“, ein gasbetriebenes, effizientes Mini-Blockheizkraftwerk für den Keller. 60 Anlagen sind bereits in Privatwohnungen installiert und werden gerade getestet. Die Gasheizung, die auch Strom produziert und ihn ins öffentliche Netz einspeist, reduziere die CO2-Emissionen um bis zu 60 Prozent, wirbt Lichtblick. Mehr als 100.000 Anlagen wollen die Hamburger in den kommenden Jahren installieren. Das klingt nach Massenmarkt – und nicht mehr nach Nische.