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Atomkraft dümpelt auf dem Niveau von 1984

Als Abendlektüre habe ich mir so eben noch den Weltenergiebericht des Erdölgiganten BP vorgenommen. Liebe Leser, scrollen Sie doch mal in der Präsentation des Chefökonoms auf Seite 15. Da findet sich ein wirklich bemerkenswertes Detail zur Nutzung der Atomenergie weltweit. Die ist ja bekanntlich nicht nur in Deutschland auf dem Rückzug. Im vergangenen Jahr sank ihr Anteil am globalen Primärenergieverbrauch auf 4,5 Prozent.

Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 1984. Eine beeindruckende Entwicklung. Ich erinnere mich, dass wir noch vor ein paar Jahren in Deutschland heftig über den Ausstieg aus dem Atomausstieg diskutierten. Und jetzt legt Atomkraft im bereits zweiten Jahr einen Rekordrückgang hin, vor allem wegen des japanischen Atomausstiegs.

Und wer überholt? Die Erneuerbaren. In China, Japan und Deutschland toppt Ökostrom inzwischen Atomstrom.

 

Für Greenpeace ist Kohle das neue Atom

Theoretische Todesfälle durch Kohlekraftwerke, laut Greenpeace © Greenpeace 2013
Theoretische Todesfälle durch Kohlekraftwerke, laut Greenpeace © Greenpeace 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder, die Worte, sie kommen mir irgendwie bekannt vor. Vor ein paar Jahren war es Atomkraft, heute ist es die Kohlekraft: Greenpeace hat eine Studie zu Gesundheitsgefahren von Kohlekraftwerken veröffentlicht, deren Grafiken in alarmierendem giftgelb gehalten sind. „Tod aus dem Schlot“, heißt es in der Studie plakativ. Im Auftrag von Greenpeace hat das IER, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (dazu später noch ein paar Worte), Deutschlands 67 leistungsstärkste Kohlekraftwerke untersucht.

Das Ergebnis: Im  Jahr 2010 sollen deutsche Kohlekraftwerke wegen der Emission von Feinstaub und Schwermetallen zu theoretisch rund 3.100 Todesfällen geführt habe. Rund 700.000 Arbeitsstunden seien verloren gegangen, weil Arbeitnehmer durch Kohlekraftwerke erkrankten.

Aus Sicht von Greenpeace ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung natürlich naheliegend. 17 neue Kohlekraftwerke werden in den kommenden Jahren ans Netz gehen. Dagegen gilt es aus Sicht der Umweltschützer zu trommeln. Dass die neuen Meiler allerdings auch alte ineffiziente Kraftwerke ersetzen, unterschlägt Greenpeace gerne.

Sicher ist es richtig, auch die Energiewirtschaft zur Verantwortung zu ziehen, wenn es um Gesundheitsschäden geht. Für das Problem Feinstaub ist eben nicht nur der Verkehrssektor verantwortlich, sondern auch die konventionelle Energiebranche. Jedes Kohlekraftwerk, auch wenn es modernste Filteranlagen besitzt, emittiert nun einmal Schwefeldioxid, Stickoxide und Rußpartikel. Und dass Feinstaubemissionen gesundheitliche Folgen haben können, wurde in der jüngsten Vergangenheit immer wieder gezeigt, auch von der Weltgesundheitsorganisation und der OECD. Der IER-Studienautor Rainer Friedrich betont, dass der Zusammenhang zwischen Emissionen und Toten erst einmal ein rein statistischer, also nicht unbedingt kausaler ist (das erinnert doch auch an die Leukämie-Debatte bei Atomkraftwerken).

Trotzdem finde ich den Aufschlag von Greenpeace wenig gelungen, weil er mit Emotionen arbeitet. Hängen bleibt irgendwie der Eindruck: Wer in der Nähe von großen Kohlemeilern wie Jänschwalde (Brandenburg) oder Niederaußem (Nordrhein-Westfalen) lebt, der risikiert sein Leben.

Einmal davon abgesehen, dass die Auflagen strenger wurden, sich die Filtertechnologien in den vergangenen Jahren stark verbessert haben und somit die Emissionen stark gesunken sind: Die Diskussion über die Energieart Kohle sollte energiepolitisch geführt werden. Wer sich für die Energiewende entschieden hat, der muss auch Konsequenzen daraus ziehen, den Ausbau der Erneuerbaren fördern und das Energiesystem radikal umbauen. Neue Kohlekraftwerke sind langfristig „stranded investments“, wie Fachleute sagen: gestrandete Investitionen. Sie werden sich langfristig kaum rechnen, legen aber unseren Energiepark erst einmal für die kommenden Jahrzehnte auf Kohle fest. Smarter wären flexible Gaskraftwerke, die sich aber aktuell nicht rechnen. Also muss man die Energiemärkte neu strukturieren, von einem neuen Marktdesign sprechen hier die Fachleute. Angstmacherei hilft dabei nicht weiter.

Bislang war übrigens das Stuttgarter IER nicht unbedingt für kohlekritische Studien bekannt. Noch vor einem Jahr bescheinigte es in einer Studie der Braunkohle eine „hohe energiewirtschaftliche Bedeutung(…), um die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung für die Sicherstellung einer umweltschonenden, zuverlässigen und bezahlbaren Energieversorgung (zu) erreichen (…)“.

Auch spannend, wie sich Einschätzungen im Zuge der Energiewende so ändern können.

 

Top-Ökonomen scheuchen Obama auf

Das ist mal ein Who is Who: 32 US-Ökonomen, darunter gleich acht Nobelpreisträger, fordern heute den amerikanischen Präsidenten in einem offenen Brief auf, sich dafür stark zu machen, dass auch Airlines ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Dazu gehören Joseph Stiglitz von der Columbia University, Kenneth Arrow aus Stanford und Eric Maskin aus Harvard. Sie schreiben:

“Pricing carbon in the aviation sector will incentivize appropriate investments and changes in operations that would reduce future greenhouse gas emissions. If climate change is to be slowed appreciably at tolerable cost, it is wise to use the market to provide incentives for individuals and firms to reduce greenhouse gas pollution.“

Der Hintergrund: Die EU will ja eigentlich endlich die Airlines dazu verpflichten, auch am Handel mit CO2-Rechten teilzunehmen. Am liebsten hätte sie alle Airlines weltweit dabei – nicht nur die, welche innerhalb der EU starten und landen. Das allerdings ist kompliziert. Bislang haben sich die USA und China mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, am EU-Emissionshandel teilnehmen zu müssen. Ende vergangenen Jahres verschob EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard überraschend den Start des CO2-Handels für Airlines um ein Jahr. Bis dahin könnten die USA und China doch noch dabei sein, hofft sie.

Der Zeitpunkt der Ökonomen-Iniative ist smart gewählt. Ende März trifft sich das zuständige Gremium, die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO, in der die EU ihre Position durchfechten will. Auf dem Treffen könnten die USA und EU ausloten, ob die USA nicht doch noch mitmachen wollen. Es wäre ein großer Schritt auf dem Weg zu einem weltweiten Emissionshandel. Und bitter nötig, schließlich steht das europäische System wegen des CO2-Preisverfall gerade vor dem Kollaps. Eine Zusage der USA könnten ihm noch mal neuen Schwung verleihen.

Für Ökonomen ist der Brief ungewöhnlich klar und politisch formuliert, sie sprechen gar von „egoistischer Tatenlosigkeit auf Kosten nächster Generationen“:

„Because emissions are not priced, the world is wastefully using up a scarce resource, the earth’s ability to safely absorb greenhouse gas emissions. Our selfish inaction pushes increased costs onto future generations, and dangerously increases the probability of extreme events with major impacts on their welfare.“

Eine Dame wird sich sicherlich über die Initiative gefreut haben: Klimaschutzkommissarin Hedegaard. Ihre Sprecherin schickte den Ökonomenaufruf gar über deren Presseverteiler. Eine ungewöhnliche Aktion.

 

CO2 ist doch nicht der Superdünger

Vertrocknete Maiskolben in Colorado, Sommer 2012, © John Moore/Getty Images
Vertrocknete Maiskolben in Colorado, Sommer 2012, © John Moore/Getty Images

Dieses Working Paper ist mal eine komprimierte Analyse: Auf gerade einmal zwölf Seiten räumen Frank Ackerman und Elisabeth A. Stanton mit einigen Glaubenssätzen über die Folgen des Klimawandels für die Agrarwirtschaft auf. Ackerman ist Umweltökonom an der Tufts-Universität in Massachusetts/USA und hat bis vor Kurzem für das Stockholm Environment Institute gearbeitet.

Konsens ist, dass der Klimawandel sich auf die Produktivität in der Landwirtschaft auswirkt. Wie genau, das ist allerdings unklar. Bisher war die Lehre recht optimistisch: Mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre fördert das Wachstum. Schließlich werden Pflanzen besser mit Co2 versorgt, dem Stoff also, den sie für die Photosynthese brauchen. Außerdem verlängern sich durch längere Wärmeperioden die Anbauphasen gerade in höheren Regionen.

Doch so einfach ist es nicht, schreiben die Wissenschaftler. Weiter„CO2 ist doch nicht der Superdünger“

 

Bilanzen aufhübschen mit CO2

Mit Grünen Geschäften hat Arcelor Mittal erst mal wenig zu tun. Das Unternehmen ist der größte Stahlproduzent der Welt, mehr als 310.000 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen weltweit. Die Produktion des Stahls verursacht eine ganze Menge CO2. Zwar wird der Stahl anschließend auch für Windräder und andere Umwelttechnologien gebraucht. Klimaschutz ist Arcelors Kerngeschäft jedoch bislang sicher nicht.

Wer einen Blick in die jüngsten Geschäftszahlen wirft, der entdeckt dort ein interessantes Detail: Im vierten Quartal 2012, heißt es dort, hat der Konzern eine große Menge CO2-Emissionsrechte verkauft. Das war für den Luxemburger Konzern kein schlechtes Geschäft – die Einnahmen lagen bei knapp 150 Millionen US-Dollar:

4Q 2012 EBITDA of $1.3 billion includes $0.2 billion from sale of carbon dioxide (CO2) credits.

Arcelor hat angekündigt, das Geld in Energieeffizienz-Projekte zu investieren. Für’s erste aber hat der Konzern mit dem Cash seine Jahresbilanz aufgehübscht. Von „boost its balance sheet“ spricht der Energiefachinformationsdienst ICIS. Das Unternehmen hatte wegen der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn von 7,1 Milliarden US-Dollar bekanntgeben, ein Drittel weniger als noch im Vorjahr.

Was sagen die Zahlen aus?  Selbst wenn der Preis für CO2-Rechte gerade bei 4,16 Euro je Tonne vor sich hin dümpelt (ursprünglich lagen die Hoffnungen der Politik bei einem Preis von 30 Euro/Tonne): Für manche Konzerne sind die CO2-Rechte ein Bombengeschäft. Das zeigt auch die aktuelle Studie „Klimagoldesel“ des BUND und der britischen Organisation Sandbag. Sie kommt zu dem Schluss, dass deutsche Unternehmen rund 85 Millionen Tonnen CO2-Zertifikate zu viel haben, also bunkern. Das entspreche etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß Österreichs. Insgesamt wären diese Rechte derzeit rund 340 Millionen Euro wert.

Kein schlechter Schatz in den Bilanzen.

Was für die Unternehmen gut ist, ist für den Klimaschutz natürlich fatal. Die Grundidee des Handels mit CO2-Zertifikaten geht ja so: Das CO2 wird erstmals bepreist. Wer es ausstößt, braucht ein Emissionsrecht. Entweder strengt er sich an und mindert seine Emissionen. Oder er kauft sich eben ein Emissionsrecht. Wenn nun, wie aktuell, viel zu viele Rechte auf dem Markt sind, dann sinkt der Preis. Und niemand macht mehr richtigen Klimaschutz, weil es sich nicht lohnt.

Das alles wird leider nicht besser. Die EU vergibt ja die CO2-Verschmutzungsrechte, anfangs sogar umsonst. Und während an einigen Stellen inzwischen die Daumenschrauben angedreht werden (Stromunternehmen müssen in der sogenannten dritten Handelsperiode nun ihre Rechte komplett kaufen), gibt es weiterhin Branchen, die Verschmutzungsrechte umsonst erhalten, selbst wenn es zurzeit viel zu viel gibt. Dazu gehört — kaum überraschend – auch die Stahlindustrie.

Die EU-Kommission will den Preisverfall bekämpfen. Sie plädiert für eine künstliche Verknappung der Rechte. Rund 900 Millionen Tonnen CO2-Rechte sollen zurückgehalten werden, von backloading spricht die Fachwelt. Kommende Woche wird der Umweltausschuss des Europaparlaments sich damit beschäftigen. Der Industrieausschuss hat – ebenfalls kaum überraschend – bereits dagegen plädiert.

Fachleute sind sich  einig, dass auch 900 Millionen Tonnen CO2 zu wenig sind. Die Deutsche Emissionhandelsstelle plädiert für mindestens 1,5 Milliarden Tonnen, die dauerhaft vom Markt genommen werden müssten.

 

Umweltrat fordert grünere EU-Agrarpolitik

Seit Donnerstag nachmittag diskutieren ja in Brüssel die Staats- und Regierungschefs über den EU-Haushalt. Es ist ein Milliardenspiel: Für die kommenden sieben Jahre wird rund eine Billion Euro verplant. Einer der größten Ausgabenposten sind dabei die Zuschüsse für die Bauern. Allein im vergangenen Jahr gab Brüssel für die gemeinsame Agrarpolitik 57 Milliarden Euro aus. Davon entfielen 43,9 Milliarden Euro auf Direktzahlungen.

Nun wird in Brüssel erneut um die Agrarhilfen geschachert. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen, ein Beratergremium der Bundesregierung, warnt heute in einer Studie, dass die Agrarhilfen zukünftig an Bedingungen geknüpft werden sollen. Von Greening spricht die Fachwelt. Vereinfacht gesagt bedeutet es, dass die Bauern nur Gelder erhalten, wenn sie Umweltauflagen erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass Landwirte sieben Prozent ihrer  Ackerfläche als ökologische Vorrangfläche ausweisen müssen, Dauergrünland nicht mehr umbrechen dürfen und sie Vorschriften für einen möglichst vielfältigen Pflanzenanbau einhalten. Für „unverzichtbar“ hält der Umweltrat diese Auflagen für Europas Landwirte.

Noch immer sei die Landwirtschaft „ein Hauptverursacher des Verlustes der biologischen Vielfalt und der Überfrachtung von Böden und Gewässern mit Nährstoffen“, so der Umweltrat. Ohne eine Trendwende würden die deutschen und europäischen Ziele für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz verfehlt.

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner wird diese Kritik sicher nicht gern hören. Wichtig sei, dass bisherige Umweltmaßnahmen in Deutschland ohne Abstriche auf das sogenannte Greening angerechnet werden könnten, forderte sie erst kürzlich im Interview. Eine andere Frage sei, ob anstatt die Äcker brachliegen zu lassen, dort Pflanzen gezogen werden könnten, die keinen Stickstoffdünger brauchten, so die Ministerin. Es wird spannend, ob die Stimme der Umweltschützer heute und morgen in Brüssel Gehör findet.

 

 

USA bereinigen ihre CO2-Bilanz

Kurz vor dem Wochenende noch mal  eine kleine „Hoppla“-Geschichte aus den USA. Das Land hat seine CO2-Emissionen inzwischen auf das Niveau von 1994 reduziert, wie eine neue Studie von Bloomberg New Energy Finance für den Business Council in Sustainable Energy zeigt. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat das Land die Klimagasemissionen um 13 Prozent reduziert.

Die neuen Zahlen bedeuten natürlich Rückenwind für Präsident Obama. Klimaschutzgegner, und insbesondere die Anhänger der radikalen Tea Party, können sich nun nicht mehr darauf berufen, dass Klimaschutz die US-Wirtschaft überdurchschnittlich belastet würde, schließlich ist das Bruttoinlandsprodukt in den USA im Schnitt jedes Jahr gewachsen (bis auf die Jahre 2008 und 2009).

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den USA 2013

Nun muss man natürlich schauen: Warum genau sind die CO2-Emissionen so stark zurückgegangen? Dahinter steckt ein Mix von verschiedenen Phänomenen, so die Studie (und sicherlich hat auch das maue Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren seinen Anteil). Da ist zum einen der Erdgasboom wegen des Frackings. Es verdrängt vor allem die dreckige Kohle als Brennstoff in den Kraftwerken. Zum anderen gab es ein beeindruckendes Wachstum der Erneuerbaren Energien, sie verzeichneten im vergangenen Jahr mit zusätzlichen 17 Gigawatt an Ökostromkapazitäten das größte Wachstum unter den verschiedenen Energieträgern.

Und ein beachtlicher Anteil ist auch Energieeffizienzmaßnahmen zu verdanken, die Amis tauschten vor allem im Gewerbe alte Heizungen und Klimaanlagen aus. Grund dafür sind auch strengere gesetzliche Standards. Zudem hat sich zwischen 2008 und 2011 gerade auch der Treibstoffeinsatz im Verkehr geändert, die Flotte von ÖPNV-Bussen und LKW, die mit Gas fahren, verzeichnete ein Wachstum um 26 Prozent.

 

Ölkonzerne und andere Klimaschänder: Aktionäre in Haftung nehmen

Was hindert eigentlich Unternehmen daran, sich nachhaltiger auszurichten? Glaubt man dem Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung und dem Juristen Jerome Dangerman, dann fehlt es eigentlich nur an einer klaren Zuordnung von Verantwortung. Wenn Aktionäre für die Schäden von Unternehmen haften müssen, dann würden sich Firmen über kurz oder lang umwelt- und klimafreundlicher verhalten, glauben sie.

In einem Aufsatz für das Fachmagazin Proceedings of the National Academy argumentieren sie, dass ein Grundproblem sei, die Aktionäre nicht zur Haftung ziehen zu können. Ein Unternehmen lasse sich zwar verklagen, nicht aber der einzelne Anteilseigner.

Das Thema ist vor allem für den Energiesektor relevant. Denn gerade hier würden Firmen an erprobten, aber klima- und umweltschädlichen Technologien festhalten, so Dangermann auf Science Daily. Er erklärt, warum die Erneuerbaren selbst nach Jahrzehnten noch immer ein Nischendasein fristeten und Kohle, Gas und Atomstrom noch immer den Hauptanteil in der Energieerzeugung ausmachten:

Heavy investments in fossil fuels have led to big profits for shareholders, which in turn leads to greater investments in technologies that have proven to be profitable. While, in parallel, the chances of success for sustainable alternatives diminish. „It’s called Success to the Successful,“ says Dangerman.

Der Vorschlag ist alles andere als irrelevant. Dangermann verweist etwa auf das Deep Water-Bohrinselunglück im Golf von Mexiko. Könnte man die Aktionäre  zur Verantwortung ziehen, dann würden sie sich vielleicht vorher mehr Gedanken über Investments machen, glaubt er.

Leider ist das Thema „Haftungsfragen“ aber noch recht abstrakt. Denn wie Michael Bauchmüller richtig in der Süddeutschen Zeitung schreibt: Wie organisiert man die Aktionärshaftung so, dass am Ende nicht Investitionen zum Erliegen kommen, weil sich niemand mehr traut, Aktien zu kaufen? Und wie lassen sich Schäden tatsächlich einem Unternehmen zuordnen und bewerten? Klar ist: In dem Thema steckt noch viel Musik.

 

Der tägliche Fleischwahn

Die Daten, die die Böll-Stiftung und die Umweltorganisation BUND in ihrem Fleischatlas heute veröffentlichen, erinnern mich an meine Kindheit. Da gab es jeden Tag ein warmes Tellergericht – und Fleisch gehörte selbstverständlich dazu.

Quelle: Fleischatlas/zeo2/Vebu, CC-BY-SA

Offenbar hat sich seit den achtziger Jahren, in denen ich aufwuchs, nicht viel verändert. Der Vegetarierbund rechnet vor, dass jeder Deutsche im Durchschnitt am Ende seines Lebens 1.094 Tiere verzehrt hat, darunter vier komplette Rindviecher und 945 Hühner (siehe Grafik hier links).

Von den zahlreichen Skandalen und negativen Entwicklungen in der Ernährungsindustrie – Dioxin in Tierfutter, Analogkäse, Klebefleisch oder Hygienemängel in Hühnerställen – lässt sich der Verbraucher offenbar immer nur kurz beeindrucken. 85 Prozent der Deutschen essen täglich Fleisch.

Allerdings gibt es große Unterschiede: Männer, vor allem zwischen 19 und 24 Jahren, essen deutlich häufiger Fleisch als Frauen. Diese entdecken ihre Fleischleidenschaft etwas später, ihr Fleischkonsum ist zwischen 25 und 34 Jahren am höchsten.

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US-Windbranche erwartet Boomjahr nach Etat-Kompromiss

Der Streit um den US-Haushalt ist voerst beendet – nun gibt es Klagen und Kritik. Doch nicht jeder jammert. Umweltschützer prophezeien der amerikanischen Windbranche ein Boomjahr. Demokraten und Republikaner haben sich darauf geeinigt, die Steuererleichterungen für die Windbranche, den sogenannten Production Tax Credit, für ein Jahr zu verlängern.

In den Kompromiss hat es nach Informationen von Grist zudem ein wichtiges Detail geschafft: Wer einen Windpark plant, kommt künftig schon früher in den Genuss der Steuererleichterungen, nämlich sobald das Projekt angestoßen wurde. Bislang war entscheidend, dass der Windpark bereits tatsächlich Ökostrom produzierte:

Traditionally, PTC money is available to a wind project only once it is up and running, putting electricity on the wires. That’s why so many wind projects raced to finish in 2012, when it looked like the PTC would expire. The Finance Committee bill changed the PTC so that the money would be available to any wind project that breaks ground in the calendar year. That allows projects to be built (and financed) over longer periods of time without worrying about losing the tax incentive. I’ve heard informal estimates that one year of this kind of PTC is worth two or three years of the conventional PTC.

Die amerikanische Windlobby schätzt, dass die neue Regelung die Hälfte der Arbeitsplätze, also rund 37.000 Stellen, in der Branche sichert, die wegen des möglichen Aus auf der Kippe standen. Im vergangenen Jahr hatten die Befürchtungen, die PTC könnten auslaufen, dazu geführt, dass die Windbranche einen Boom hinlegte. 44 Prozent aller neuen installierten, stromproduzierenden Kapazitäten waren Windräder. Erdgas-Kraftwerke machten, trotz Fracking-Booms, nur etwa 30 Prozent aus.

Einen Wehrmutstropfen gibt es jedoch: Eine langfristige, verlässliche Förderpolitik sieht anders aus. Erst recht, wenn man die Lage in den USA mit deutschen Verhältnissen vergleicht. Hier garantiert das Erneuerbare-Energien-Gesetz Investoren eine Vergütung für einen Zeitraum von 20 Jahren. In den USA werden sich die Windmüller nun erneut von Jahr zu Jahr hangeln.