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Globetrotter

Erleben ja, bezahlen nein

 

Beim Outdoor-Ausrüster Globetrotter haben die Kunden viel ausprobiert und sich beraten lassen – aber zu wenig gekauft. 

Es begann mit einem Menü aus Würmern. Gekocht im September 1979 von den Überlebensexperten Klaus Denart und Peter Lechhart. Der Anlass: In Hamburg eröffnete „Norddeutschlands erstes Spezialgeschäft für Expeditionen, Safaris, Survival, Trekking“, besser bekannt als Globetrotter.

Heute, 35 Jahre später, gibt Deutschlands mittlerweile größter Outdoor-Spezialist seine Eigenständigkeit auf. Nach mehreren Verlustjahren werden die Hamburger nun Teil eines börsennotierten Konzerns aus Schweden: Globetrotter geht in einer Tochtergesellschaft der Fenix AG auf. Zu Fenix gehört unter anderem die Marke Fjällräven, die mit dem zusammengerollten Polarfuchs.

Das Geschäft mit den Dingen fürs Draußensein ist schwierig geworden. Denn mit dem Outdoor-Boom kam auch die Konkurrenz, vor allem die aus dem Netz.

Dabei hat das Hamburger Unternehmen eigentlich vieles richtig gemacht. Lange bevor Handelsexperten vom so wichtigen „Einkaufserlebnis“ sprachen, mit dem man sich von der schnöden Onlinebestellung abhebe, setzte Globetrotter auf ausführlichste Beratung und Läden, die einem Abenteuerspielplatz für Erwachsene glichen, mit Höhendruckraum, Tauchbecken oder Eiskammer.

Die Sache hatte nur einen Haken: Die Leute wollen zwar das Erlebnis, aber nicht dafür bezahlen. Das Bild vom Kunden, der vor dem Rucksackregal steht, sich lange erklären lässt, wo man schnüren und verstellen muss, bis alles richtig sitzt, um dann mit dem Smartphone Preise zu vergleichen und anderswo zu kaufen, ist charakteristisch. Das Geschäft machen am Ende billigere Onlinehändler. Globetrotter wollte bei den Preiskämpfen im Netz lange nicht mitmachen. Man glaubte, die Kundschaft und das Unternehmen seien eins: echte Biwakschläfer, Eispickelträger und Wüstendurchquerer, die Profiqualität und -beratung schätzen und dafür auch Geld ausgeben.

Nur: Die Masse, das sind die Sonntagswanderer, die eine halbwegs taugliche Regenjacke brauchen, vielleicht noch das klappbare Weinglas als Gimmick fürs nächste Picknick. Aber eben nicht das extraleichte gefriergetrocknete Sojarisotto. So hat Globetrotter stets viel Aufwand für einen kleinen Teil der potenziellen Käuferschaft betrieben. Zu viel.

Die neue schwedische Führung muss nun nicht das Schlechteste bedeuten. Fenix ist keine Heuschrecke, sondern ein strategischer Partner. Unter seinem Dach hat vor Jahren auch der bayerische Stiefelhersteller Hanwag Platz gefunden und eröffnet mittlerweile Shops in New York und Amsterdam. Auch Globetrotter könnte mithilfe der Schweden international wachsen, außerdem Kosten für Logistik, Einkauf oder IT sparen. Und, ja, damit wohl auch die eine oder andere Stelle, insbesondere falls das neue Unternehmen tatsächlich für einen Börsengang aufgehübscht werden muss.

Wer jetzt um den guten alten Globetrotter trauert, sollte sich bei den diesjährigen Weihnachtseinkäufen fragen, wie dringend er wirklich auf ein paar online gesparte Euro angewiesen ist.