Neues Geld, neuer Stürmer, aber kein Plan: Der HSV startet mit einer Niederlage gegen Köln in die Rückrunde – und rückt dem Tabellenende immer näher.
Das nennt man dann wohl einen klassischen Fehlstart: 2:0-Niederlage. Zu Hause. Gegen Köln. Und nur noch einen Punkt Vorsprung auf den letzten Tabellenplatz. Dabei hatte das Spiel für den HSV so vielversprechend angefangen.
Gleich in der vierten Spielminute schoss Neuzugang Ivica Olić das erste Mal aufs Tor der Kölner. Zugegeben: Der Winkel war spitz und die Wahrscheinlichkeit, dass der Ball seinen Weg ins Tor finden würde, gleich null, aber die Aktion machte Mut. Und tatsächlich schien es in den ersten 20 Spielminuten so, als wäre der Führungstreffer nur eine Frage der Zeit.
Hinterher ist man immer schlauer.
Dabei sollte 2015 alles besser werden beim HSV, der in dieser Saison mehr Neustarts als Tore vorzuweisen hat. Zunächst kündigte Investor Klaus-Michael Kühne an, für 18,75 Millionen Euro Anteile an der HSV AG zu erwerben. Darüber hinaus erwarb der Club-Besitzer, der keiner sein darf, auch noch die Namensrechte an der Imtech-Arena, die in Zukunft wieder Volksparkstadion heißen soll.
Kühne will sich offensichtlich die Sympathien der ihm skeptisch gegenüber stehenden Fans erkaufen – und wenn man sich die Fan-Reaktionen der vergangenen Wochen anschaut, scheint sein Plan sogar aufzugehen. Wie kann das sein? Als würde ein neuer beziehungsweise alter Stadionname irgendetwas an der sportlichen Misere des Vereins ändern. Als würden mit dem alten Namen auch die alten Erfolge zurückkehren.
Wie leicht die gebeutelten HSV-Fans inzwischen in Ekstase zu versetzen sind, zeigte auch der bereits erwähnte Olić-Transfer. Natürlich freue auch ich mich über die Rückkehr des Stürmers. Ich glaube, dass er dem HSV helfen wird, trotz seiner 35 Jahre. 48 Tore in 155 Spielen hat der Kroate bei seinem letzten Hamburg-Aufenthalt erzielt, das ist mehr als ordentlich.
Trotzdem darf man nicht zu viele Erwartungen in den Kroaten setzen. Olić kann den HSV zwar aus dem Keller schießen, aber nur wenn er vom Rest der Mannschaft unterstützt wird. Ein Spieler allein kann im Fußball nichts bewegen. Fragen Sie mal Christiano Ronaldo, ob er lieber für Real Madrid oder für Portugal spielt. Und dann fragen Sie ihn warum.
Sechs Wochen hatte HSV-Trainer Joe Zinnbauer in der Winterpause Zeit, dem HSV seine Spielphilosophie einzutrichtern. Es hätte nicht mal seine eigene sein müssen, irgendeine hätte gereicht. Stattdessen agierte der HSV nun im Spielaufbau gegen Köln genauso planlos wie in der gesamten Hinrunde.
Nur auf einen war wie immer Verlass: Heiko Westermann. HW4 spielte gegen Köln auf der für ihn ungewohnten Sechserposition und zeigte mit seinem schlampigen Fehlpass vor dem 0:1 eindrucksvoll, dass er auf jeder Position spielentscheidende Fehler machen kann.
Der HSV befindet sich mitten im Abstiegskampf. Weil es auf dem Platz nicht läuft. Spannend ist im Moment vor allem, was neben dem Platz passiert. Angeblich ist jetzt der chilenische Mittelfeldspieler Marcelo Díaz vom FC Basel im Anflug. Schon am Mittwoch gegen Paderborn könnte der 28-Jährige zum ersten Mal zum Einsatz kommen, heißt es. Ich kenn diesen Díaz nicht, aber eine Verstärkung ist er allemal.