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Sergejs Erben

Jetzt bloß nicht abheben

 

Was hat Trainer Bruno Labbadia in den vergangenen zweieinhalb Wochen mit der Mannschaft des HSV angestellt? Sie ist kaum noch wiederzuerkennen. Die Zahlen jedenfalls sprechen eine deutliche Sprache: Zwei Siege aus den vergangenen zwei Spielen, fünf Tore geschossen (davor waren es 16 Tore in 29 Spielen), und in der Tabelle von Platz 18 auf Platz 14 geklettert.

Das allein wäre Grund genug, um optimistisch in die Endphase der Saison zu gehen. Trotzdem versuche ich, mich in meiner Euphorie selbst auszubremsen. Dafür hilft es, sich etwas genauer anzugucken, wie die Siege gegen den FC Augsburg und FSV Mainz 05 zustande gekommen sind: Sie waren nicht unverdient, wohl aber glücklich.

Beim 1:2-Auswärtserfolg am Wochenende brachte der Mainzer Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger den HSV mit einem Eigentor in Führung. Und Torhüter René Adler musste mehrmals Paraden zeigen, die an seine großen Zeiten in der Nationalmannschaft erinnerten.

Um die beiden Siege etwas nüchterner einzuordnen, hilft es auch, sich bewusst zu machen, gegen wen der HSV gespielt hat: zwei nicht vom Abstieg bedrohte Teams, die mutig nach vorn spielen. Das wird sich in den nächsten beiden Begegnungen ändern. Gegner sind Freiburg und Stuttgart. Beide kämpfen ebenfalls um ihre Zugehörigkeit zur 1. Bundesliga, dementsprechend wird es deutlich aggressiver zugehen. Und das könnte dazu führen, dass sich beim HSV wieder die alten Fehler im Spielaufbau einschleichen. Im schlechtesten Falle würden diese dann wieder zu extrem ärgerlichen, weil unnötigen Gegentoren führen.

Das jedoch sind alles nur Spekulationen. Ehrlich gesagt, glaube ich gar nicht, dass die alten Fehler sich wieder einschleichen werden. Ich glaube vielmehr, dass ich gerade versuche, mich selber davor zu bewahren, nach sechs Punkten aus zwei Spielen direkt wieder abzuheben. Zu oft habe ich in den vergangenen Monaten und Jahren erlebt, dass mich der HSV genau dann enttäuscht. Das darf jetzt nicht passieren.

Was mir persönlich am meisten Mut macht, dass es auch dieses Jahr mit dem Klassenerhalt klappt, ist nicht die Tatsache, dass die Mannschaft das Toreschießen für sich wiederentdeckt hat. Es ist vielmehr die Art und Weise, wie sie sowohl gegen Augsburg als auch jetzt gegen Mainz mit Rückschlägen umgegangen ist.

Gegen Augsburg hat der HSV zunächst einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt, und dann doch noch 3:2 gewonnen. Und gegen Mainz kassierte der HSV erst den späten Ausgleichstreffer, um dann wenige Augenblicke vor dem Abpfiff doch noch den Siegtreffer zu erzielen. Gojko Kačar drosch den Ball nach einer Ecke aus etwa 16 Metern ins Tor.

Noch vor ein paar Wochen hätte der HSV beide Spiele verloren, weil er in Selbstzweifeln versunken wäre. Unter Bruno Labbadia, dem vierten Trainer der laufenden Saison, scheint das Selbstvertrauen der Spieler hingegen keine Grenzen zu kennen.