Stadtteile haben ihre ganz eigene Atmosphäre, ganz eigene Mythen, Geschichten und Menschen. Zusammen mit Mit Vergnügen Hamburg wollen wir herausfinden, wie die vielen Stadtteile Hamburgs ticken. Und dafür fragen wir jene, die sich am besten auskennen müssen: die Bewohner selbst. Wir bitten sie, uns ihr Lieblingscafé, ihr Lieblingsrestaurant und einen weiteren Lieblingsort zu verraten. Und das quer durch alle Generationen. Folge 1: Niendorf.
„Ich erklär’s jedes Mal wieder, weil das kann nicht jeder wissen und das ist auch ein vertrackter Name. Ich singe dieses Lied, weil ich immer noch unter diesem Trauma leide, in einem der langweiligsten Stadtteile von ganz Hamburg aufgewachsen zu sein – und der heißt Niendorf.“ So kündigte der Sänger Niels Frevert seinen Song Niendorfer Gehege vor einer Weile auf einem Konzert an.
Niendorf – the home of Glanz and Glory! Wohl eher nicht. Aber immerhin: Am Niendorfer Gehege liegt das Trainingsgelände des glorreichen FC St. Pauli. Und in dem Stadtteil wohnten schon einige Prominente. Marcel Reich-Ranicki und Evelyn Hamann etwa. Oder Til Schweiger. Kristoffer Hünecke, Gitarrist von Revolverheld, ging auf das Ohmoor-Gymnasium – sicher das einzige Gymnasium Hamburgs mit einem Ziegengehege direkt gegenüber vom Lehrerzimmer.
Wirklich überragend ist in Niendorf die medizinische Versorgung. Sieben Apotheken allein am Tibarg, 82 niedergelassene Ärzte verteilt über den Stadtteil. Weniger bekannt dagegen ist er für seine Kneipen, Restaurants und Cafés. Mit Vergnügen Hamburg hat daher drei Bewohner gefragt, wohin sie in Niendorf ausgehen. Wo gehen sie am liebsten essen? Wo Kaffee trinken? Gibt es einen weiteren Ort, den sie besonders mögen?
Rafaela, 22
Rafaela ist in Niendorf geboren, dann kurz mit der Familie nach Blankenese gezogen, und seit 15 Jahren wieder zurück. Der Stadtteil sei schön ruhig, sagt sie. Ein guter Ausgleich zu ihrem stressigen Arbeitsalltag in einem Hotel. Gut gefalle ihr auch, dass alles in unmittelbarer Nähe sei.
Lieblingsrestaurant: Waldcafé Corell
Ein 265 Quadratmeter großes Blockhaus, gefertigt aus insgesamt 130 Kubikmetern Kiefernholz aus Finnland, das ist das Waldcafé Corell. Sowas sei in Hamburg einmalig, sagt Rafaela. Sie trifft sich hier gerne mit ihren alten Schulfreunden, die das Restaurant alle lieben. Sie sitzen bei einem Schnitzel Wiener Art zusammen und gucken auf das Ponyreiten direkt vor der Tür. Das erinnere sie immer an ihrer eigene erste Runde im Sattel von Felix, dem lieben gescheckten Pony, erzählt Rafaela.
Waldcafé Corell | Niendorfer Gehege | Di. bis So. 11–22 Uhr
Lieblingscafé: Eat & Sweet
Ihren Caffè Macchiato schlürft Rafaela am liebsten im zentral auf dem Tibarg gelegenen Eat & Sweet. Das modern eingerichtete Café ist nur wenige Meter von der U-Bahn-Station Niendorf Markt entfernt und auch der Busbahnhof ist nicht weit. Deswegen könne man durch die großen Fensterscheiben so herrlich auf den Tibarg gucken und Leute beobachten, erzählt Rafaela. Oft laufe wer durch die Fußgängerzone, den sie kenne. Die zweite Silbe im Namen ihres Stadtteils komme schließlich nicht von ungefähr, sagt sie. Genau dieser dörfliche Charakter gefalle ihr hier so gut.
Eat & Sweet | Tibarg 5 | Mo. bis Sa. 10–18 Uhr
Lieblingsort: See am Bayernweg
Ist das da Sand? Ja, Niendorf hat einen Strand, wenn auch einen kleinen. Er liegt am großen See am Bayernweg. Dass er sich nicht zum Schwimmen eignet, findet Rafaela nicht so schlimm. Das Bier kühle er trotzdem, sagt sie. Man könne hier wunderbar im Sand lümmeln und vorbeischwimmende Enten zählen. Besonders im Sommer sei sie hier wahnsinnig gerne.
See am Bayernweg | Bayernweg Ecke Gotenweg
Petra, 58
Ein weißer Wuschel sitzt auf dem Weg, der zum Niendorfer Gehege führt. Das ist Max, der Golden Retriever von Petra, 58. Sie ist vor 22 Jahren mit ihrer Familie nach Niendorf gezogen. Niendorf sei einfach ein Stadtteil, der sich super für Menschen und Tiere eigne, sagt sie.
Lieblingsrestaurant: Giorgio’s Kitchen
Scampiplatten, Gyrosteller und Salate mit hauseigenen, exotischen Dressings machen Giorgio’s Kitchen zu Petras Lieblingsrestaurant in Niendorf. Gut gefalle ihr hier außerdem die locker-lustige Stimmung, sagt sie. Der griechische Betreiber sorge dafür, dass das Ouzo-Glas nie lange leer bleibe. Bei gutem Wetter empfiehlt Petra die schmucke Terrasse. Hier ließen sich die Bifteki zu einem Glas Wein am besten genießen. Und der Inhaber setze sich gerne mal zu einem und schnacke eine Runde mit einem.
Giorgio’s Kitchen | Wendlohstraße 90 | Di. bis So. 17–23 Uhr
Lieblingscafé: Hofladen & Dorfcafé
Klein und fein, süß und lecker – so beschreibt Petra den Hofladen & das Dorfcafé. Hier trinke sie gerne einen Chai Latte. Danach krame sie in dem Laden nach neuen Genüsslichkeiten für ihre Küche. Neben Marmeladen, Honig und Kuchenbackmischungen aus Bio-Zutaten gibt es auch Tee und Gewürze zu kaufen. Sie finde immer etwas, das sie dringend benötige, sagt Petra.
Hofladen & Dorfcafé | Paul-Sorge-Straße 5 | Mo. bis Sa. 9–18 Uhr und So. 10–16 Uhr
Lieblingsort: Niendorfer Gehege
Der Klassiker – das Niendorfer Gehege. Man kann hier Hirsche füttern und auf dem Spielplatz schaukeln. Petra aber kommt vor allem wegen der großen Hundeauslaufwiese her. Hier geht sie täglich mit ihrem Golden Retriever Max spazieren. Das genieße sie sehr, sagt sie. Außerdem joggt sie regelmäßig durch das Waldgebiet, allerdings ohne Max, der sei dafür zu faul. Ihre Runde führt einmal herum um das Wildtiergehege, vorbei an den alten Villen, die sich am Wegesrand verstecken. Distanz: vier Kilometer.
Hans, 77
Hans, 77, darf sich ebenfalls seit 22 Jahren Niendorfer nennen. Da sein Herz nach eigenen Angaben im Rhythmus der Musik von Eros Ramazzotti schlägt, verbringt er seine Zeit besonders gern an Orten mit italienischem Flair.
Lieblingsrestaurant: Osteria Liguria
Die Pasta mit Sahne-Basilikum-Sauce werde hier direkt in einem 40 Kilogramm schweren Parmesankäse zubereitet, erzählt Hans. Durch die Hitze der Sauce schmelze die erste Parmesanschicht und ergebe eine intensive Käsesauce. Mehr müsse man zur Osteria Liguria nicht sagen, findet Hans. Er meint: einfach hingehen!
Osteria Liguria | Kollaustraße 125 | Mo. bis So. 12 –23 Uhr
Lieblingscafé: The Eatalian
Im The Italian gibt es Espresso. Richtig guten Espresso, sagt Hans. Dazu ein kleines Stück Kuchen – und er sei glücklich. Falls ihm dann doch mal nach Herzhaftem ist: The Eatalian bietet auch warme Ciabatta-Brote mit Rucola, Parmaschinken und Parmesan an. Nach einem Besuch des Cafés könne man wunderbar entspannt durchs Tibarg Center bummeln, erzählt Hans.
The Eatalian | Tibarg 41 | Mo. bis Fr. 9–20 Uhr und Sa. 8:30–18:30 Uhr
Lieblingsort: Tarpenbek Wanderwege
Fast so viele Brücken wie in Venedig gebe es in Flughafennähe, verrät Hans. Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm – das sei alles, was er brauche, um an der Tarpenbek entlangzuspazieren, vorbei am Flughafen. Er gucke in den Himmel und frage sich, wo die startenden Flugzeuge wohl landen würden. Dabei müsse man allerdings aufpassen, nicht mit den vielen Joggern, Radfahrern oder nassen Hunden zusammenzuprallen, warnt Hans.
Tarpenbek Wanderweg | Geht vom Bayernweg entlang des Flughafens bis zum Vogt-Cordes-Damm