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Hamburger SV

Im entscheidenden Moment zu zögerlich

 

Der HSV schießt gegen Hannover ständig aufs Tor und verliert trotzdem. Unser Autor wollte das mit einer Wette verhindern, ließ sich aber von seinem Bruder ablenken.

„Wer die Dinger vorne nicht rein macht, der wird hinten bestraft.“ Jedem, der schon mal im Verein Fußball gespielt hat, dürfte diese Weisheit schon einmal zu Ohren gekommen sein. Und genau dieser Satz ging mir durch den Kopf, als Hamburgs Stürmer Sven Schipplock, der gegen Hannover mal wieder von Anfang an spielen durfte, in der 58. Minute beim Stand von 1:0 aus zentraler Position frei zum Schuss kam – und nicht traf. Ich ahnte Böses und entschloss mich kurzerhand ein paar Euro auf ein Tor der Hannoveraner zu setzen, sozusagen zur eigenen Absicherung, denn beim Wetten liege ich zuverlässig daneben.

Das Spiel hatte eigentlich gut angefangen für den HSV. Bereits in der sechsten Minute gingen die Hamburger durch ein Tor von Michael Gregoritsch in Führung. Von Hannover 96 war lange Zeit überhaupt nichts zu sehen. Spätestens nach der ersten Halbzeit stellte sich für mich nicht mehr die Frage, ob der HSV gewinnen würde, sondern nur noch, wie hoch. Torchancen waren ja genügend da. Eine kleine Auswahl gefällig?

18. Spielminute: Marcelo Díaz spielt einen Pass auf Dennis Diekmeier. Nach einem Sprint übers halbe Feld schießt Diekmeier aus knapp 20 Metern, Hannovers Torhüter klärt zur Ecke.

27. Spielminute: Freistoß für den HSV. Aus 20 Metern schlenzt Marcelo Díaz den Ball über die Mauer, trifft aber leider nur den linken Pfosten. Der Abpraller landet bei Nicolai Müller, dieser kann ihn aber nicht verwerten.

36. Spielminute: Ein schöner Pass von Pierre-Michel Lasogga auf Nicolai Müller, der frei vorm gegnerischen Tor zum Abschluss kommt. Hannovers Torwart kann den Ball aber noch zur Ecke klären.

37. Spielminute: Michael Gregoritsch schießt aus 22 Metern aufs Tor, trifft den Ball aber nicht richtig. Links neben ihm ist Matthias Ostrzolek komplett frei, ein Pass zu ihm wäre die bessere Option gewesen.

58. Spielminute: Sven Schipplock schießt aus aussichtsreicher Position übers Tor.

Nach Schipplocks vergebener Chance schnappe ich mir mein Handy und öffne die Sportwetten-App. „Tippst du jetzt wirklich auf ein Tor von Hannover?“, fragt mein kleiner Bruder ungläubig. „Die schießen niemals ein Tor. Die sind viel zu schlecht.“ Das gibt mir zu denken, statt meine Wette wie geplant abzuschicken, diskutiere ich mit meinem Bruder. Unsere Unterhaltung endet, als ein schriller Pfiff unsere Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher lenkt: Elfmeter für Hannover. Meine Wette wird nicht mehr angenommen. Ich bin wütend, dass ich mich habe ablenken lassen. Hätte ich die Wette doch bloß versendet.

Am Ende verliert der HSV mit 1:2 nach Toren. Und vielleicht ist das auch gut so. Mit einem Sieg wäre der HSV Achter gewesen, punktgleich mit dem Tabellensechsten, nur drei Punkte von einem Champions-League-Platz entfernt. Für Träumereien ist es zu früh. Ein kleiner Dämpfer dagegen ist nicht verkehrt, er hält die Konzentration der Mannschaft aufrecht – und ist Ansporn beim Torschusstraining.