Nach dem Rekord im Vorjahr werden im Hamburger Hafen 2015 nur noch 8,8 Millionen Container umgeschlagen. Ein Einbruch, der zeigt, in welche Richtung es weitergeht.
Vorträge über Binnenschifffahrt standen auf dem Programm des jüngsten Quartalsgesprächs zur Lage des Hamburger Hafens. Es ging um den Elbe-Seiten-Kanal und das Hebewerk Scharnebeck – und hätte nicht weiter entfernt sein können von den aktuellen Themen, oder besser: Problemen.
Das mag daran liegen, dass traditionell der Verein Hafen Hamburg Marketing über die Hafenzahlen informiert und es dieses Mal schlicht nicht viel gab, für das man Marketing hätte machen können. Es ist ernst, und der Begriff Krise trifft die Sache längst nicht mehr.
Nur noch 8,8 Millionen Container sollen dieses Jahr im Hafen umgeschlagen werden. Nach dem Rekord von 2014 (9,7 Millionen), wäre es wieder das Niveau von 2006 und 2012. Dabei wollte man doch endlich die verflixte Zehn-Millionen-Marke knacken. Daraus wird vorerst nichts – und langfristig vielleicht genauso wenig.
Allein von Juli bis Ende September ging der Containerumschlag um fast 14 Prozent zurück. Und das, obwohl in diesen Monaten bereits die Weihnachtsfracht transportiert wird. Schuld sei vor allem das schwache Geschäft mit China und Russland. Beides wichtige Handelspartner des Hafens; beides Länder, die derzeit untrennbar mit dem Wort Krise verbunden zu sein scheinen.
Nur: Krise heißt, dass etwas vorübergeht und das ist zu bezweifeln. China will laut Fünfjahresplan künftig nur noch um 6,5 Prozent wachsen. Die vermeintliche Krise wird damit Alltag. Ähnliches gilt für Russland: „Eine Erholung in nächster Zeit ist kaum zu erwarten“, heißt es beim Hafenmarketing. Und wer sich die Sache genauer ansieht, merkt ohnehin, dass nicht nur die Krise an der schlechten Performance schuld sein kann: in den Konkurrenzhäfen Antwerpen und Rotterdam stieg die Containerzahl.
Ein Grund ist, dass Rotterdam seinen Hafen zuletzt stark ausgebaut hat und mit Kampfpreisen lockt. Ein anderer, dass Häfen wie Antwerpen nicht so stark von ihren großen Partnerländern abhängen wie Hamburg. Und nicht zuletzt rüsten auch die Häfen im Osten auf. Reeder, die ihre Ware einst in Hamburg auf kleinere Schiffe umluden, fahren inzwischen lieber direkt nach Danzig.
All das ist keine Krise, sondern die neue Normalität. Auf die muss Hamburg sich einstellen.