Bruno Labbadia vertraut gegen Gladbach von Anfang an auf den schon aussortierten Stürmer Artjoms Rudņevs. Nicht die einzige richtige Entscheidung des Trainers.
Bruno Labbadia musste etwas ändern. Sechs Spiele hatte der HSV vor dem 3:2-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach in Folge nicht gewonnen. Der Abstand auf den Relegationsplatz betrug nur noch vier Punkte, kurz: Die Angst war zurück.
Labbadia entschloss sich zu einem Schritt, der sich in den vergangenen Wochen bereits angekündigt hatte: Der lettische Stürmer Artjoms Rudņevs, in der Hinrunde überhaupt nicht im Einsatz, gab sein Startelfdebüt, und Pierre-Michel Lasogga, bisher gesetzt, musste dafür auf der Bank Platz nehmen.
Labbadias Entscheidung war richtig, und sie wirft Fragen auf. Richtig war sie, weil Rudņevs den HSV mit seinem Tor zur 2:1-Führung auf die Siegerstraße gebracht und er auch sonst ein sehr ordentliches Spiel gemacht hat. Allerdings stellt sich mir als außenstehendem Beobachter die Frage, warum Labbadia und sein Trainerstab den 28-jährigen Stürmer noch vor wenigen Wochen unbedingt loswerden wollten und warum sie ihn die gesamte Hinrunde über nicht berücksichtigt haben. Es ist ja keineswegs so, dass der HSV ein Überangebot an Offensivspielern hat.
Vielleicht fragt sich Labbadia das inzwischen auch. Man muss dem HSV-Trainer aber zugutehalten, dass er seinen Fehler erkannt und korrigiert hat.
Artjoms Rudņevs war nicht die einzige Personalie, bei der Labbadia am Sonntagnachmittag im Volksparkstadion ein glückliches Händchen bewies. Gideon Jung durfte gegen Gladbach ebenfalls von Anfang an spielen. Der 21-Jährige dankte es Labbadia zwar nicht mit einem Tor, bereitete das Gladbacher Eigentor aber quasi vor.
Und in der 79. Minute wechselte Labbadia Außenverteidiger Dennis Diekmeier für Rudņevs ein, um die 2:1-Führung über die Zeit zu bringen. Gleich mit seiner ersten Aktion holte Diekmeier eine Ecke heraus, die Ivo Iličević, ebenfalls kurz zuvor eingewechselt, zur 3:1-Führung verwandelte. Das war in der 81. Minute.
Was dann geschah, ist so typisch für den HSV, dass man sich als Fan schon gar nicht mehr darüber aufregt: Statt die komfortable Führung einigermaßen souverän über die Zeit zu bringen, wie man es von einem Bundesligisten erwarten können sollte, kassierten die Hamburger in der 88. Minute noch den Anschlusstreffer. Und ich bin mir sicher: Hätte Schiedsrichter Deniz Aytekin das Spiel nur eine Minute länger laufen lassen, dann wäre auch noch der Ausgleich gefallen.
Es ging aber noch mal gut. Die Hamburger konnten ihre Position im Abstiegskampf durch den Sieg gegen Gladbach verbessern. In der Tabelle stehen sie nun auf Platz elf, der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt sechs Punkte.
Wenn der HSV in den kommenden Wochen so spielt, wie er es gegen Gladbach zwischen der 20. und 80. Spielminute getan hat, wird der Abstand auf den Tabellenkeller weiter wachsen. Wenn er aber so spielt wie in den letzten zehn Minuten, sehe ich schwarz. Die Spieler haben es selbst in der Hand. Letztlich ist das nämlich keine Frage der spielerischen Fähigkeiten, sondern eine Frage der Einstellung.