Im Sommer 2017 sollen sich die wichtigsten Staatschefs der Welt in Hamburg treffen. Warum ausgerechnet im Zentrum einer Millionenstadt?
Über den Juli 2017 lässt sich aus meteorologischer Sicht noch wenig sagen, aus politischer Sicht schon mehr: Er wird hitzig. Zwei Tage lang soll Hamburg in den Ausnahmezustand versetzt werden. Zwei Tage lang sollen sich die Vertreter der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in der Stadt treffen, darunter die Staatschefs der USA, von China und Russland. Das hat die Kanzlerin beim Matthiae-Mahl verkündet, als sei es ein Geschenk. Experten des Auswärtigen Amts hatten sich zuvor schon umgeschaut. Das Ergebnis: Die Messehallen seien ein geeigneter Ort. Im Ernst?
Zum Gipfel werden mehr als 6.000 Teilnehmer erwartet, die Sicherheitsvorkehrungen werden massiv sein. 10.000 Polizisten werden die Stadt absichern, den Veranstaltungsort weiträumig absperren, phasenweise sogar den Luftraum schließen. Ob es angesichts dieser Einschränkungen wirklich eine gute Idee ist, den Gipfel mitten in einer Millionenstadt abzuhalten, kann man bezweifeln. Vor allem aus einem Grund: Die Messehallen liegen nicht nur im Herzen der Stadt an zentralen Verkehrsadern, sie liegen auch im Zentrum jener linksalternativen Stadtteile, deren kampferprobte Aktivisten schon angekündigt haben, den G-20-Gipfel dankbar anzunehmen als Einladung für Ausschreitungen.
Mit all dem wird Hamburg wohl fertigwerden, wenn es genügend Beamte mobilisiert. Doch bleibt die Frage: Wozu? Wäre die Stadt noch im Rennen um Olympia, könnte ein Gipfel kurz vor der Entscheidung über die Spiele vielleicht helfen, vielleicht auch nicht. Fernsehbilder von abgeriegelten Straßen und zornigem Protest sind keine Werbung – und werden kaum dieses Leuchten in die Augen internationaler Investoren zaubern, von dem Bürgermeister Olaf Scholz träumt. Ohne Olympia ist das Kalkül noch weniger zu verstehen. Am Ende wird Hamburg einen Teil der Kosten eines Spektakels tragen müssen, dessen politische Ergebnisse meist schnell vergessen sind.
Die Staatschefs der G 8 trafen sich unlängst im bayerischen Schloss Elmau und einst in Heiligendamm, an beschaulichen Orten. Könnte das womöglich ein Vorbild sein? Die Insel Neuwerk, idyllisch im Wattenmeer gelegen, gehört ja auch zum Hamburger Stadtgebiet.