Hamburgs Universität könnte sich bald exzellent nennen. Doch was die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank als Erfolg verkauft, schadet mehr als dass es nutzt.
Man kann das Ergebnis der Verhandlungen von Bund und Ländern um die künftige Förderung von Spitzenforschung an Universitäten positiv sehen: Mit einem Veto in letzter Minute hat Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Hamburger Universität bald das Label »Exzellenzuniversität« tragen kann. Und Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat bewiesen, dass er 15 Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin zu einem Kompromiss zwingen kann.
Ein voller Erfolg, so versuchen Scholz und Fegebank es zu verkaufen. Schließlich galt: Hamburg gegen alle. Doch dem überwiegend positiven Medienecho in Hamburg stehen viele skeptische Stimmen aus dem Rest der Republik entgegen. Zu Recht? Jedenfalls hat die Verhandlungstaktik einiges beschädigt zurückgelassen.
Erstens: den Ruf der Hamburger Universität. Fegebanks Vorschlag wurde, anders als einige Lokalmedien berichteten, mitnichten umgesetzt. Hamburg wollte alle sieben Jahre einen offenen Wettbewerb um die Plätze im Club der Exzellenz-Unis. Den wird es nicht geben. Die Bedingungen, unter denen Hochschulen aus dem Eliteclub absteigen können, bleiben bestehen, wie vorher beschlossen. Hamburg hat sich seine Last-Minute-Zustimmung damit bezahlen lassen, dass mehr Hochschulen gefördert werden. Im Rest der Republik ist von einer Lex Hamburg die Rede: Man habe den Kreis der Exzellenz so weit ausgedehnt, dass die als mittelmäßig angesehene Hamburger Universität auch noch dabei ist. Ob das deren Ansehen gut getan hat, darf bezweifelt werden.
Zweitens: das Label der Exzellenz. Statt acht bis elf werden nun elf Universitäten gefördert. Dadurch bekommt jede der geförderten Unis etwas weniger Geld, was verschmerzbar ist, weil bei der Exzellenzinitiative seit je schon der Name wichtiger war als die Fördersumme. Doch es stellt sich die Frage: Wie viele Mitglieder verträgt ein Eliteclub? In sieben Jahren sollen, so der zweite Teil des von Hamburg erkämpften Kompromisses, vier Newcomer die Chance bekommen, Eliteuniversität zu werden. Dann könnte es bis zu 15 Exzellenzuniversitäten geben. Da sich einige Universitäten mutmaßlich in Verbünden bewerben werden, könnten es sogar noch mehr werden. Dass es bis zu 20 Spitzen-Unis in Deutschland gibt, würden nicht einmal besonders Wohlmeinende sagen.
Drittens: die echten Newcomer. Fegebank wollte mit ihrem Vorschlag aufstrebenden Universitäten bessere Chancen geben. Nun sagen ausgerechnet grüne Wissenschaftspolitiker, dass mit dem Kompromiss das Gegenteil passiert sei: Kleinere Universitäten würden benachteiligt. Eigentlich sollte gar nicht das nun groß diskutierte Label Exzellenz-Uni im Mittelpunkt der neuen Exzellenzstrategie stehen, sondern die Förderung von bis zu 50 besonderen Forschungsprojekten, sogenannten Clustern. Doch der Kompromiss verändert hier das Gesamtgefüge: Um überhaupt Exzellenz-Uni werden zu können, muss eine Hochschule in zwei Forschungsbereichen gefördert werden. Bei 15 Hochschulen mit mindestens zwei Clustern bleiben also für alle anderen Universitäten keine 20 Projekte übrig. Mit dem Kompromiss werde die Spitze verbreitert, der Rest aber benachteiligt, kritisieren nun Fegebanks Parteifreunde.
Viertens: Katharina Fegebank. Die grüne Wissenschaftssenatorin hat es nach Ansicht ihrer Ministerkollegen in 30 Runden nicht geschafft, ihre Position deutlich zu machen. Erst im letzten Moment blockierte Hamburg die Verhandlungen. Außerhalb der Stadt hält sich nun die Interpretation, so dilettantisch könne man gar nicht sein, Fegebank sei von Scholz zurückgepfiffen worden. Das wird in Hamburg vehement bestritten. Doch selbst wenn an der Behauptung nichts dran ist, zeigt sie, dass Fegebanks Ruf gewaltig gelitten hat.
Sie wirkt auf viele in der Wissenschaftscommunity wie die Marionette eines Mannes, der als potenzieller Kanzlerkandidat der SPD beweisen wollte, wie gut er verhandeln kann – und dabei in Kauf genommen hat, dass seine Senatorin, die Universität Hamburg und die Exzellenzinitiative schlecht dastehen. Unplausibel ist das sicher nicht.