Ein Punkt, sechs Torschüsse, zwei Treffer: Das ist die erbärmliche HSV-Bilanz nach vier Spieltagen. Gegen die Bayern sollte Trainer Labbadia junge Spieler ranlassen.
Es scheint eigentlich nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der HSV die Entlassung von Bruno Labbadia bekannt gibt. Er müsse dem Trainer nicht jeden Tag Rückendeckung geben, sagte HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer nach der 0:1-Niederlag gegen Freiburg. Angesichts der momentanen Situation deutet diese Aussage für mich darauf hin, dass im Hintergrund bereits über einen Nachfolger beraten wird.
Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, dass ein Trainerwechsel die falsche Entscheidung wäre. Mit Blick auf die Zahlen kann ich aber auch verstehen, dass Beiersdorfer allmählich die Geduld verliert: Ein Punkt, zwei Tore und sechs Torschüsse nach vier Spieltagen sind erbärmlich.
Für Labbadia ist die Situation nicht neu: Vor sechs Jahren wurde er schon einmal vom HSV gefeuert. Eine 1:5-Niederlage gegen Hoffenheim brachte das Fass im April 2010 zum Überlaufen. Damals schien die Mannschaft gegen Labbaida zu spielen. Die Niederlage gegen Freiburg fiel zwar nicht so hoch aus, an Labbadias Stelle wäre ich aber trotzdem enttäuscht von meinen Spielern. Wer so leidenschaftslos auftritt wie der HSV gegen Freiburg, nimmt die Entlassung des Trainers zumindest billigend in Kauf.
Torwart René Adler, der das Gegentor verschuldete, bezeichnete die Trainer-Diskussion nach der Niederlage gegen Freiburg als „affig“. Labbadia mache einen tollen Job. „Das sind wir Spieler, die zurzeit Scheiße auf dem Platz bauen“, sagte Adler. Mannschaftskapitän Johan Djourou stellte sich ebenfalls vor den Trainer. Labbadia wäre aber mehr geholfen, wenn seine Spieler ihm auf dem Platz statt vor den Kameras den Rücken stärken würden.
Zumindest im nächsten Spiel gegen Bayern München wird Labbadia wohl noch auf der Trainerbank Platz nehmen dürfen. Alles andere hätte mich auch gewundert. Der HSV wird das Spiel gegen den Rekordmeister ohnehin verlieren, da könnte auch Pep Guradiola auf der HSV-Bank sitzen. Warum also vorher den Trainer auswechseln? Der positive Effekt, den sich Fußballfunktionäre immer von Trainerwechseln erhoffen, wäre nach einer Niederlage im ersten Spiel sofort verpufft. Das wissen selbst die HSV-Verantwortlichen.
Ich bin mir aber relativ sicher, dass spätestens gegen den aktuellen Tabellendritten Hertha BSC Berlin ein neuer Trainer auf der HSV-Bank sitzen wird.
Nachdem ich vergangene Woche ein Spiel der zweiten Mannschaft besucht hatte, schrieb ich an dieser Stelle: Von den Bundesligaspielern des HSV habe ich auf der Wolfgang-Meyer-Sportanlage in Stellingen leider niemanden entdecken können. Dabei hätten sie von ihrem Nachwuchs eine Menge lernen können.
Labbadia hat eigentlich nichts mehr zu verlieren, warum also nicht etwas Radikales ausprobieren? Wie wäre es zum Beispiel, wenn er gegen Bayern auf den Nachwuchs setzen und die „Profis“ auf die Tribüne verbannen würde? Der HSV würde das Spiel verlieren, aber die Fans hätten nach dem Spiel wenigstens das Gefühl, dass ihre Mannschaft alles gegeben hat.