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Geht so Abstiegskampf?

 

Der HSV verliert nach einem mutlosen Auftritt in Ingolstadt. Ob eine teure Shoppingtour in Südamerika neuen Schwung bringt, ist äußerst fraglich.

HSV-Sportdirektor Jens Todt hat das Spiel gegen Ingolstadt schön zusammengefasst: Man habe gesehen, wie Abstiegskampf funktioniere, sagte Todt. „Nicht von uns, sondern vom Gegner.“ Die 1:3-Niederlage gegen den direkten Abstiegskonkurrenten bezeichnete Todt als großen Rückschritt: „Das ist eine dramatische Situation.“

HSV-Trainer Markus Gisdol fand nach dem Spiel ebenfalls deutliche – und richtige – Worte. Die erste Halbzeit sei nicht tolerierbar gewesen. Und: „Der eine oder andere hat die Erfolgsphase im Dezember wohl falsch gedeutet und gedacht, dass in der Rückrunde alles von allein läuft. Das ist nicht der Fall. Wir stehen extrem mit dem Rücken zur Wand.“

Nach nun zwei Niederlagen in Folge steht der HSV wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Gegen Ingolstadt lag die Mannschaft bereits nach gut 20 Minuten mit 0:2 im Rückstand. Dass es nicht leicht ist, auswärts einen 0:2-Rückstand aufzuholen, noch dazu bei einem solch unbequem zu spielenden Gegner wie Ingolstadt, versteht sich von selbst. Das heißt aber nicht, dass man es deshalb gar nicht erst zu versuchen braucht.

Der HSV ließ gegen Ingolstadt alles vermissen, was man als Fan im Abstiegskampf erwartet: Kampf, Wille, Leidenschaft. Wenn der HSV am Ende der Saison absteigen sollte, dann nicht wegen mangelnder fußballerischer Qualität, sondern wegen der unprofessionellen Einstellung eines Großteils der Spieler.

Damit es nicht so weit kommt, hat sich der HSV erneut auf dem Transfermarkt umgesehen. Wie mehrere Medien berichten, soll der Brasilianer Wallace für rund zehn Millionen Euro von Grêmio Porto Alegre zum HSV wechseln. Offiziell sei der Transfer aber wohl noch nicht.

Der 21-Jährige kann sowohl auf der Sechser-Position als auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden und wird in seiner Heimat bereits mit dem Franzosen Paul Pogba verglichen. Ob diese Vergleiche – und die Ablösesumme – gerechtfertigt sind, muss Wallace aber erst noch beweisen. Zu oft hatte der HSV in der Vergangenheit kein glückliches Händchen, wenn er für viel Geld Spieler aus Südamerika kaufte.

Mit Vergleichen sollte man ohnehin vorsichtig sein. Am 23. August 2016 fragte der Autor diese Kolumne, ob Alen Halilović Sergejs Erbe sei. Es war eine rhetorische Frage. Geblendet von einem einzigen starken Auftritt war ich tatsächlich der Meinung, er könnte der nächste große Spielmacher beim HSV werden. Das Ende der Geschichte ist bekannt.