Der ehemalige Arzt Heinrich Maria Schulte soll wegen Untreue für gut acht Jahre hinter Gitter – ein hartes, aber faires Urteil.
Er gab sich lässig, wie immer. Ungerührt. Selbst am vergangenen Montag, als Heinrich Maria Schulte vom umtriebigen Unternehmer und geachteten Medizinprofessor zum Verurteilten wurde. Zu Recht.
Der ehemalige Chef der Hamburger Fondsgesellschaft Wölbern Invest ist die Hauptfigur in einem der größten Anlegerskandale der Republik: 147 Millionen Euro hat er unrechtmäßig aus den Fonds entwendet und verschoben, auch auf seine Privatkonten. Zu acht Jahren und sechs Monaten Haft verurteilten ihn die Richter dafür. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre gefordert, seine Verteidiger Freispruch, sie wollen Revision einlegen.
Schulte hat mit dem Geld von 30.000 Anlegern jongliert, als ob es ihm gehörte – und bis zuletzt das Unrecht seiner Taten bestritten. Das zeugt von Hochmut. Auch nach dem Fall. Und es ist typisch für diesen Mann, der lange ganz oben in der Hamburger High Society mitspielte. Für diesen weltgewandten Jetsetter, dessen Weinsammlung 16.000 Euro wert sein soll, ganz zu schweigen von den Warhol- oder Chagall-Gemälden, den Villen auf Sylt und in Sankt Peter-Ording. Juristen nennen es „aufwendige private Lebensführung“. Man könnte auch Dekadenz sagen. An ihr mag es liegen, dass manche dieses strenge Urteil noch immer für zu mild halten.
Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass viele einen Teil ihrer Altersvorsorge verloren haben. Dennoch sollten die Wütenden drei Dinge bedenken: Erstens haben sie diesem Mann ihr Geld freiwillig anvertraut und zumindest indirekt über ihren Bankberater zugestimmt. Wo es in Zeiten niedrigster Zinsen ordentlich Rendite gibt, kauft man das Risiko mit ein, auch das Risiko, betrogen zu werden.
Zweitens mag Schulte ein Falschspieler sein, trotzdem hat er Unternehmen wie das Endokrinologikum oder Evotec gegründet, hat Hunderte Arbeitsplätze geschaffen und kinderlosen Frauen sowie Diabetikern geholfen.
Drittens sind acht Jahre und sechs Monate in der Zelle eine sehr lange Zeit. Länger saß ein Wirtschaftskrimineller in Deutschland selten. Zum Vergleich: Der Hamburger Vicente P., der vor den eigenen Kindern seine Frau erstach, wurde vergangenes Jahr zu acht Jahren und zwei Monaten verurteilt. Er hat ein Leben auf dem Gewissen. Was die Höhe seiner Strafe angeht, steht Schulte nun mit ihm auf einer Stufe. Hart genug.