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FC St. Pauli

Am besten nur im Frühling spielen

 

Mal wieder wie die Feuerwehr gestartet – nur diesmal auch erfolgreich: Gegen die Fortuna aus Düsseldorf traf in den ersten 20 Minuten ausgerechnet Debütant Kyoung Rok Choi, und das gleich doppelt. Fortuna Düsseldorf kam erst nach sieben Minuten aus der eigenen Hälfte heraus, so druckvoll standen die Spieler des FC St. Pauli ihren Gästen auf den Füßen.

Dafür wurde es dann aber auch prompt gefährlich: Benschop mit einer Flanke von links, weit über die St.-Pauli-Verteidigung hinweg, auf Bellinghausen, der freistehend vergibt. Sein Kopfball landet deutlich über dem Tor. Der wilde Auftakt hätte also auch schiefgehen können, aber quasi im Gegenzug steckt Dennis Daube auf Kyoung Rok Choi durch, der sehenswert und technisch perfekt an Rensing vorbei ins rechte Eck schießt und damit sein erstes Zweitligator erzielt. 1:0 in der 9. Minute – das Millerntor explodiert.

Endlich erklingt Song2 wieder im Stadion, unsere so lang vermisste Torhymne. Und St. Pauli legt nach. Alle Spieler gehen konsequent in die Zweikämpfe und spielen die Düsseldorfer konzentriert in die Ratlosigkeit. Bezeichnend, dass das 2:0 für St. Pauli nach einer Flanke von Buballa fällt, als der Düsseldorfer Torwart Rensing und sein Abwehrspieler Tah sich gegenseitig behindern. Choi braucht in der 16. Minute nur noch abzustauben.

Das Glück ist mit dem Tüchtigen und heute passt wirklich alles. Die Düsseldorfer Fortuna kommt in der ersten Halbzeit gar nicht mehr ins Spiel und muss noch vor der Halbzeitpause das 3:0 hinnehmen, als wieder Buballa eine Flanke in den Düsseldorfer Strafraum schlägt, die John Verhoek auf den wieder genesenen Sobota ablegt, der nur noch einschieben muss.

Nach der Pause gibt es nur noch eine Schrecksekunde, als Benschop im Strafraum frei zum Abschluss kommt. Robin Himmelmann, bis dahin nahezu ungeprüft, pariert mit einem guten Reflex. Danach erlahmt die Gegenwehr der Gäste, deren Anhang sich ohnehin lieber damit beschäftigt, die provisorische Gästetribüne auf der halb fertig gestellten Nordtribüne auseinanderzunehmen. Kyoung Rok Choi und Daniel Buballa wechseln dann in der 51. Minute ihre bisherigen Rollen: Choi versetzt zwei Düsseldorfer und flankt weit aufs lange Eck, wo Buballa volley abzieht – 4:0!

„Ein geiles Montagabendspiel“, John Verhoek

„Das macht der Frühlingsmond“, freut sich hüpfend meine Nebensteherin Anna. Am Sonnabend hatte sie die ganzen Missgeschicke, das Pech und das Unvermögen des Winters dem Osterfeuer in Blankenese übergeben und symbolisch verbrannt. Das Flutlicht am Millerntor, der blinkende Frühlingsdom nebenan und die Magie dieses beinahe lauen Abends vollendeten den österlichen Abschied vom Pech.

Osterfeuer in Blankenese - Foto: Philip Hauth
Osterfeuer in Blankenese – Foto: Philip Hauth

Gut und kämpferisch gespielt haben die Boys in Brown ja schon oft – kaum regt sich der Frühling, treffen sie auch. Und bescheren Ewald Lienen seinen ersten Pflichtspielsieg gegen Düsseldorf in seiner Trainerkarriere. Gestern Abend war Fortuna ein Mädchen aus St. Pauli.

Annas Lieblingsspieler Montag war aber nicht der Doppeltorschütze Choi, sondern John Verhoek, der enorm mannschaftsdienlich spielte, viele Bälle vorne festmachte und vor dem Tor so herrlich st.-paulianisch verzog, dass man ihn für sein getanztes Luftloch einfach lieb haben muss.

Hinweis: Die HSV-Kolumne „Sergejs Erben“ fällt diese Woche aus – Autor Aimen Abdulaziz-Said war nach dem 0:4 gegen Leverkusen schlicht ratlos (Red.).