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Fielmann

Sieht nicht gut aus

Fielmann geht es hervorragend – trotzdem bekommen Mitarbeiter nur den Mindestlohn und beschweren sich über Leistungsdruck.

Sollten Sie zum Lesen dieser Zeilen eine Brille brauchen, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diese bei Fielmann gekauft haben sehr hoch, um genau zu sein, sie liegt bei 50 Prozent: Jede zweite Brille in Deutschland ist von Fielmann. Mehr als 1,4 Milliarden Umsatz machte die Hamburger Optikfirma zuletzt – in knapp 700 Filialen. Schon der Slogan deutet den Monopolanspruch an: „Brille: Fielmann“. Weiter„Sieht nicht gut aus“

 

Handelskammer Hamburg

Gar nicht so skandalös

Die Handelskammer legt die Bezüge ihres Chefs offen. Die Debatte über Interna ist gut – aber mehr Sachlichkeit wäre angebracht.

Nun ist es endlich raus: 475.000 Euro. Das ist die Summe, die der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hans-Jörg Schmidt-Trenz zuletzt verdient hat – plus Dienstwagen und die Aussicht darauf, knapp die Hälfte seiner Bezüge auch noch als Rentner überwiesen zu bekommen.

Es geht also um einen Haufen Geld. Man kann dafür fünf Porsche kaufen (911 Carrera, einfache Version) oder eine Eigentumswohnung in Rotherbaum (87 Quadratmeter, Garten) – jedes Jahr, wohlgemerkt. Finanziert durch Pflichtbeiträge der Kammermitglieder. Weiter„Gar nicht so skandalös“

 

Sylt

Bauen für Sylter

Die geplante Wohnquote ist nicht falsch, aber sie bringt zu wenig.

Das Wort Quote ist bei Unternehmern ungefähr so beliebt wie Mindestlohn oder Steuerprüfung. Egal, ob Frauen oder Biosprit, die Quote steht für Gängelung – zur Erholung reiste mancher erst mal ins Ferienhaus nach Sylt.

Doch jetzt soll auch die Insel eine Quote bekommen. Eine sogenannte Dauerwohnquote, auch 40-60-Quote genannt. Sie legt fest, dass in vielen Gebieten beim Neu- oder Umbau eines Hauses 40 Prozent der Geschossfläche an Dauermieter gehen müssen. So sollen die Mieten für Einheimische langfristig wieder bezahlbar werden. Weiter„Bauen für Sylter“

 

Heinrich Maria Schulte

Absturz im Maßanzug

Der ehemalige Arzt Heinrich Maria Schulte soll wegen Untreue für gut acht Jahre hinter Gitter – ein hartes, aber faires Urteil.

Er gab sich lässig, wie immer. Ungerührt. Selbst am vergangenen Montag, als Heinrich Maria Schulte vom umtriebigen Unternehmer und geachteten Medizinprofessor zum Verurteilten wurde. Zu Recht. Weiter„Absturz im Maßanzug“

 

Handelskammer Hamburg

Stilles Kämmerlein

Die Handelskammer arbeitet an einer Zukunftsstrategie. Zu der könnte künftig wieder mehr Verschwiegenheit gehören.

So dröge der Titel ist, so brisant ist der Inhalt. Teilprojekt 3, Prozesse und Verfahren – eine solche Bezeichnung kann sich nur ausdenken, wer keine unnötige Aufmerksamkeit erregen will. Sie wäre aber nötig. Das »Teilprojekt 3« ist Teil einer Zukunftsvision der Hamburger Handelskammer, und die »Prozesse und Verfahren« betreffen unter anderem den Umgang mit internen Kritikern. Spitz formuliert: Die Urheber der Vorschläge, die ihrerseits Teil eines umfassenden Reformkonzepts mit dem Neusprechtitel Agenda HK350plus sind, wollen die innere Opposition in der Handelskammer zum Schweigen bringen. Weiter„Stilles Kämmerlein“

 

Globetrotter

Erleben ja, bezahlen nein

Beim Outdoor-Ausrüster Globetrotter haben die Kunden viel ausprobiert und sich beraten lassen – aber zu wenig gekauft. 

Es begann mit einem Menü aus Würmern. Gekocht im September 1979 von den Überlebensexperten Klaus Denart und Peter Lechhart. Der Anlass: In Hamburg eröffnete „Norddeutschlands erstes Spezialgeschäft für Expeditionen, Safaris, Survival, Trekking“, besser bekannt als Globetrotter.

Heute, 35 Jahre später, gibt Deutschlands mittlerweile größter Outdoor-Spezialist seine Eigenständigkeit auf. Nach mehreren Verlustjahren werden die Hamburger nun Teil eines börsennotierten Konzerns aus Schweden: Globetrotter geht in einer Tochtergesellschaft der Fenix AG auf. Zu Fenix gehört unter anderem die Marke Fjällräven, die mit dem zusammengerollten Polarfuchs.

Das Geschäft mit den Dingen fürs Draußensein ist schwierig geworden. Denn mit dem Outdoor-Boom kam auch die Konkurrenz, vor allem die aus dem Netz.

Dabei hat das Hamburger Unternehmen eigentlich vieles richtig gemacht. Lange bevor Handelsexperten vom so wichtigen „Einkaufserlebnis“ sprachen, mit dem man sich von der schnöden Onlinebestellung abhebe, setzte Globetrotter auf ausführlichste Beratung und Läden, die einem Abenteuerspielplatz für Erwachsene glichen, mit Höhendruckraum, Tauchbecken oder Eiskammer.

Die Sache hatte nur einen Haken: Die Leute wollen zwar das Erlebnis, aber nicht dafür bezahlen. Das Bild vom Kunden, der vor dem Rucksackregal steht, sich lange erklären lässt, wo man schnüren und verstellen muss, bis alles richtig sitzt, um dann mit dem Smartphone Preise zu vergleichen und anderswo zu kaufen, ist charakteristisch. Das Geschäft machen am Ende billigere Onlinehändler. Globetrotter wollte bei den Preiskämpfen im Netz lange nicht mitmachen. Man glaubte, die Kundschaft und das Unternehmen seien eins: echte Biwakschläfer, Eispickelträger und Wüstendurchquerer, die Profiqualität und -beratung schätzen und dafür auch Geld ausgeben.

Nur: Die Masse, das sind die Sonntagswanderer, die eine halbwegs taugliche Regenjacke brauchen, vielleicht noch das klappbare Weinglas als Gimmick fürs nächste Picknick. Aber eben nicht das extraleichte gefriergetrocknete Sojarisotto. So hat Globetrotter stets viel Aufwand für einen kleinen Teil der potenziellen Käuferschaft betrieben. Zu viel.

Die neue schwedische Führung muss nun nicht das Schlechteste bedeuten. Fenix ist keine Heuschrecke, sondern ein strategischer Partner. Unter seinem Dach hat vor Jahren auch der bayerische Stiefelhersteller Hanwag Platz gefunden und eröffnet mittlerweile Shops in New York und Amsterdam. Auch Globetrotter könnte mithilfe der Schweden international wachsen, außerdem Kosten für Logistik, Einkauf oder IT sparen. Und, ja, damit wohl auch die eine oder andere Stelle, insbesondere falls das neue Unternehmen tatsächlich für einen Börsengang aufgehübscht werden muss.

Wer jetzt um den guten alten Globetrotter trauert, sollte sich bei den diesjährigen Weihnachtseinkäufen fragen, wie dringend er wirklich auf ein paar online gesparte Euro angewiesen ist.

 

Die Grünen in Hamburg

Macht statt Klassenkampf

Was für ein Wandel: Die Grünen veranstalten zum ersten Mal einen Hafenkongress – und bereiten damit ihre Bürgerschaftswahl vor.

Dezember 1986, Burchardkai, Halle 3: Abgeordnete der Hamburger Grünen klettern über den Freihafenzaun, finden dahinter Kisten mit Schrotflinten für Südafrika, trotz UN-Embargos. Der Hafen, so viel steht fest, ist fast so schlimm wie die Atomindustrie. Weiter„Macht statt Klassenkampf“