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Hamburgs Ämter lassen die Bürger schmoren.

Hamburg ist die Stadt des ordentlichen Regierens? Soso. Wer in diesen Tagen sein Auto an- oder ummelden will, erlebt schon mal den »hellen Wahnsinn«, wie ein betroffener Fernsehkollege es nennt. Er hat schon einiges gesehen im Leben, aber seinen Besuch auf dem Amt konnte er so schnell nicht vergessen. Die Termine beim Landesbetrieb Verkehr gibt es online – mit einer Wartezeit von derzeit drei Wochen. Wer sich ohne Termin in eines der Ämter wagt, zum Beispiel weil sein Auto spontan den Geist aufgegeben hat und schnell Ersatz hermuss, benötigt Nerven wie Edelstahlfelgen.

Ein Einzelfall? Auch wer einen neuen Ausweis braucht, sollte es nicht eilig haben. In den Kundenzentren der Bezirksämter werden die Termine ebenfalls online vergeben, die Wartezeit erreicht mitunter verrückte Ausmaße, wie Prüfer des Rechnungshofs kürzlich in einem Selbstversuch herausfanden. In Bergedorf, Harburg oder Süderelbe waren es bisweilen mehr als 30 Tage. Wer sich ohne Termin in die »Kundenzentren« wagt, muss in der Regel deutlich länger als zwei Stunden herumsitzen. Manche saßen länger als sechs Stunden, also einen ganzen Arbeitstag lang. Einige wurden sogar wieder weggeschickt.

Alles Ausnahmen? Auch auf den Steuerbescheid oder auf eine Geburtsurkunde wartet man und wartet man in dieser Stadt. Menschen, die aus München oder Frankfurt gen Norden ziehen, werden das Gefühl nicht los, dass hier alles länger dauert als anderswo. Im Bürgeramt in der Frankfurter City zieht man eine Nummer und kommt nach wenigen Minuten dran.

Zum ordentlichen Regieren gehört auch das ordentliche Verwalten. Dazu gehört wiederum, dass eine Stadt ihre Bürger nicht unnötig herumsitzen lässt. Das kostet nicht nur Lebenszeit, sondern auch Wirtschaftskraft, denn anstatt im Warteraum zu schmoren, könnten die Bürger zum Beispiel auch: arbeiten.

Natürlich sind an den quälenden Verhältnissen nicht die einzelnen Mitarbeiter schuld, die in den Ämtern ihren Dienst verrichten. Sondern ihre Vorgesetzten, die am Bürgerservice sparen und offensichtlich keine übermäßig talentierten Manager sind.

Der Kollege hat dann übrigens eine Firma damit beauftragt, sein Auto anzumelden. Das kostet Geld, funktioniert aber zügig – und sollte der Stadt peinlich sein.