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Cléber, Cléber, Cléber

 

Eigentlich wollte ich damit aufhören, einzelne Spieler herauszupicken. Eigentlich wollte der HSV auch damit aufhören, Gegentreffer durch individuelle Fehler im Spielaufbau zu kassieren. Tut er aber nicht, und deswegen: Cléber, Cléber, Cléber.

Für diejenigen, die Cléber Janderson Pereira Reis nicht kennen: Der 24-Jährige ist Innenverteidiger beim HSV. Meistens muss Cléber allerdings auf der Ersatzbank Platz nehmen, weil er sich nicht gegen die beiden anderen Innenverteidiger Heiko Westermann und Johan Djourou durchsetzen kann. Und das will schon was heißen.

Wenn es richtig blöd läuft, stehen Cléber, Djourou und Westermann auch mal gemeinsam auf dem Platz. So wie gestern gegen den VfL Wolfsburg: Außenverteidiger Dennis Diekmeier fehlte verletzt, dafür rückte Westermann auf die Außenposition und Cléber in die Startaufstellung.

Die Frage vor dem Anpfiff lautete daher nur, welcher, und nicht ob einer der drei Defensivkünstler patzen würde. Nach knapp zehn Minuten herrschte traurige Gewissheit: Cléber, Cléber, Cléber.

Als HSV-Fan bin ich inzwischen einiges gewöhnt, aber die Art und Weise, wie der Brasilianer das 0:1 eingeleitet hat, ist selbst für Hamburger Verhältnisse erschreckend. Statt den Ball mit einem hohen Ball zu klären, entschloss sich Cléber dazu, den Wolfsburger Angreifer Kevin de Bruyne auszuspielen, oder es zumindest zu probieren. Die Folge: Ballverlust, Gegentor, Vorentscheidung. Nach zehn Minuten. Mal wieder.

Eigentlich mag ich Abwehrspieler, die die spielerische Lösung der brachialen vorziehen. Aber nicht im Abstiegskampf. Nicht beim Stand von 0:0. Und auch nicht beim Stand von 0:1. Was mich nämlich noch vielmehr geärgert hat, als der leichtsinnige Ballverlust vor dem Gegentor, war die Tatsache, dass Cléber nach seinem Fehler keine Anstalten machte, seine riskante Spielweise zu ändern.

Dass ich ihn als Sündenbock für die gestrige Niederlage ausgewählt habe, dürfte Cléber ziemlich egal sein. Weniger egal dürfte ihm allerdings sein, dass auch sein Trainer, Peter Knäbel, ihn in aller Öffentlichkeit für die Niederlage verantwortlich macht. „Wenn man den Ball so dämlich und so überflüssig verliert, dann ist das das Schlimmste, was es gibt“, sagte Knäbel nach dem Spiel. Und: „Die Bundesliga ist der denkbar falscheste Ort, um einen solchen Fehler zu begehen.“ Knäbel hat Recht. Aber was ist die Konsequenz daraus? Wie bringt man einem Profifußballer bei, keine fahrlässigen Fehler im Spielaufbau zu machen?

Nächste Woche muss der HSV bei Werder Bremen zum Nord-Derby antreten. Noch nie war ein Sieg gegen den Erzrivalen so wichtig. Wenn Cléber etwas daran liegt, dass die HSV-Fans ihm seine gestrige Leistung verzeihen, dann ist nächste Woche der perfekte Zeitpunkt, um das zu beweisen. Für alle anderen Spieler gilt das auch. Denn wenn der HSV nächste Woche nicht gewinnt, sehe ich endgültig schwarz für den Verein.