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Demut? Fehlanzeige.

 

Mit dem 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg hat der HSV den Klassenerhalt gesichert. Nach dem Abpfiff war die Freude bei Fans und Spielern groß. Ein wenig mehr Demut wäre aber angebracht.

Ich war gestern leider nicht im Volksparkstadion. Wahrscheinlich hätte ich mich sonst auch mitreißen lassen. Wahrscheinlich wäre ich auch auf den Platz gerannt und hätte „Niemals 2. Liga“ skandiert. So aber saß ich nach dem Abpfiff vor dem Fernseher und wunderte mich über die Bilder, die ich sah. Schließlich war der HSV weder Meister geworden noch hatte er sich für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Er hatte lediglich die erneute Blamage verhindert.

Natürlich haben Spieler und Fans des HSV nach einer solch nervenaufreibenden Saison das Recht, den Klassenerhalt zu feiern. Gerade, wenn man bedenkt, wie oft die Mannschaft im Laufe des vergangenen Jahres schon abgeschrieben wurde. Ich kann nur erahnen, welche Last von den Spielern gefallen sein muss. Nichtsdestotrotz wäre meiner Meinung nach ein wenig mehr Demut angebracht gewesen. Denn der HSV ist keineswegs unabsteigbar. Und er hat den Klassenerhalt auch nicht verdient. Er hatte lediglich Glück. Verdammt viel Glück. Mal wieder.

Ich schreibe das nicht, um die Mannschaft schlecht zu machen. Ich schreibe diesen Text vielmehr, weil ich mich noch gut daran erinnern kann, wie es war, als man noch so etwas wie Stolz für den HSV empfinden konnte. Nicht nur, weil der Verein erfolgreich war, sondern weil er darüber hinaus auch noch ansehnlichen Fußball spielte. Aus heutiger Sicht scheint es unvorstellbar, aber es machte richtig Spaß, HSV-Fan zu sein.

Doch seit einigen Jahren ertrage ich die Spiele mehr, als dass ich sie genieße. Viele HSV-Fans scheinen sich bereits mit diesem Niveau abgefunden zu haben. Ich weigere mich aber für einen Einwurf, der beim Mitspieler ankommt, zu applaudieren.

Der HSV muss etwas ändern. Was genau, weiß ich leider auch nicht. Aber es hilft natürlich, dass Edel-Fan und Investor Klaus-Michael Kühne weitere Millionen für Sommertransfers in Aussicht gestellt hat. Nun liegt es in erster Linie an HSV-Boss Heribert Bruchhagen, Sportchef Jens Todt und Trainer Markus Gisdol dieses Geld auch sinnvoll einzusetzen. In der jüngeren Vergangenheit gelang das leider immer seltener. Und nicht auszumalen, was passiert, wenn Kühne eines Tages die Lust am Geld verbrennen verlieren sollte.