Nach fast sieben Jahren gewinnt der HSV mal wieder ein Bundesligaspiel in Bremen. Einziger Wermutstropfen: Pierre-Michel Lasogga kugelte sich in einem Zweikampf die Schulter aus, und wird den Hamburgern womöglich mehrere Wochen fehlen. René Adlers Blick gilt trotzdem den oberen Tabellenrängen.
Wer hätte vor der Saison gedacht, dass der HSV relativ locker 3:1 in Bremen gewinnt und durch diesen Sieg zumindest für eine Nacht auf den sechsten Tabellenplatz klettert? Die Wenigsten werden so optimistisch gewesen sein. Ich war es jedenfalls nicht.
Die Mannschaft von Bruno Labbadia macht zwar immer noch viele vermeidbare Fehler im Spielaufbau und in der Verteidigung, aber sie entwickelt sich unter ihrem Trainer von Woche zu Woche weiter, vor allem in der Offensive. Auch gegen Bremen war das wieder zu beobachten: Der HSV hat wieder Selbstbewusstsein.
Bereits in der dritten Spielminute gingen die Hamburger durch ein Traumtor von Ivo Iličević in Führung. Diejenigen, die diese Kolumne häufiger lesen, kennen meine Einstellung zu frühen Führungstoren: Je später der HSV in Führung geht, desto weniger Zeit bleibt dem Gegner, das Ergebnis auszugleichen. Oder andersherum: Je früher der HSV in Führung geht, desto wahrscheinlicher ist es, dass er die Führung nicht über die Zeit bringt.
Das liegt daran, dass der HSV sich in der jüngeren Vergangenheit stets mit einer 1:0-Führung zufriedengegeben und das Offensivspiel eingestellt hat. Gegen Bremen war das anders. Der HSV legte nach. Halbzeitstand: 2:0 für Hamburg. So entspannt geht man als HSV-Fan selten in die Pause.
Einziger Wermutstropfen: In der 23. Minute muss Pierre-Michel Lasogga, der bis dahin ein bärenstarkes Spiel gemacht hat, verletzt ausgewechselt werden.
Auch als Werder Bremen in der zweiten Halbzeit den Anschlusstreffer erzielte und auf den Ausgleich drängte, ließ der HSV sich nicht aus der Ruhe bringen und konterte Bremen eiskalt aus, als sich die Gelegenheit ergab. In der 68. Spielminute erzielte der formstarke Nicolai Müller so das 3:1. Die Vorentscheidung.
Der HSV hat nach 14 Spieltagen 21 Punkte auf dem Konto und liegt damit vorübergehend auf dem sechsten Platz, weit weg von den Abstiegsrängen, dafür ziemlich nah an den Champions-League-Plätzen. Der Tabellenplatz sei ihm egal, was zählen würde, seien die Punkte, sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia nach dem Sieg gegen Bremen. Dem kann ich nur zustimmen. Tendenziell orientiere ich mich eher nach unten als nach oben.
Bei René Adler ist es genau andersherum: „Ich schaue tendenziell eher nach oben als nach unten, weil, wenn man sieht, – das hat auch nichts mit Optimist zu tun – wie viele Punkte nach oben sind, und wie viele es nach unten sind, dann ist das ein einfaches mathematisches Rechenbeispiel“, sagte Adler nach dem Spiel.
Angesichts der vergangenen zwei Jahre ist das ein ziemlich mutiges Statement. Ich hoffe, dass Adlers Rechnung aufgeht.