Der Rechnungshof hinterfragt die Olympiapläne? Na hoffentlich!
Es ist erfreulich, wie tief sich Politiker und Journalisten in Hamburg in der vergangenen Woche über ein 55-seitiges vertrauliches Papier des Rechnungshofs gebeugt haben. Die Institution äußerte darin grundlegende Bedenken zur Olympiabewerbung – und löste ein enormes Echo aus. Haben sich die Prüfer der Staatsfinanzen etwa in die überschaubare Schar der Olympiagegner eingereiht? Von wegen. Sie machen nur ihren Job.
Natürlich muss der Rechnungshof auf das Risiko hinweisen, das eine Bewerbung um die Spiele 2024 für die Stadt bedeutet. Auch ein Vergleich mit der Elbphilharmonie ist legitim: Wieder geht es um ein Projekt mit weltweiter Ausstrahlung, wieder ist eine erstaunliche Euphorie ausgebrochen, wieder sind kritische Einwände kaum zu vernehmen.
Vor allem deshalb haben die Zeilen des Rechnungshofs so eingeschlagen: weil es zu Olympia bislang außerhalb des linken Spektrums keine nachdenklichen Fragesteller gibt. Sondern allerorts nur Begeisterte. Das ist eine Besonderheit der Hamburger Bewerbung, allerdings keine, auf die die Stadt stolz sein muss.
Fragen gibt es genug: Wie ernst sind die Reformbekundungen des IOC zu nehmen? Und wie riskant ist es, die Hamburger schon im November über die Bewerbung abstimmen zu lassen, wenn nur ein grober Kostenrahmen genannt werden kann? Wer kann eine Bewerbung nach einem positiven Referendum noch stoppen, falls die Kosten davonsprinten? Einige Antworten wird es bis November geben, doch viele Punkte werden weiter offen sein, wenn die Bürger abstimmen. Ein Ja zu den halbgaren Olympiaplänen bedeutet dann also einen großen Vertrauensvorschuss für den Senat. Wer für Olympia stimmt, sagt damit auch: Ich traue der Politik zu, das Projekt zu beenden, falls die Kosten aus dem Ruder laufen – selbst wenn sich die Politik damit blamiert.
Auch der Rechnungshof kann vor dem Referendum keine Antworten geben. Aber immerhin kann er die richtigen Fragen stellen.