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Ein bisschen mehr Dankbarkeit

 

Die Hinrunde endete für den HSV genauso wie sie angefangen hat: mit einer Niederlage. 0:1 hieß es am Ende gegen bessere Augsburger. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der HSV unter Bruno Labbadia eine hervorragende Entwicklung gemacht hat.

Als um 17.20 Uhr der Schlusspfiff im Hamburger Volksparkstadion ertönt, höre ich zu meinem Erstaunen Pfiffe von den Rängen. Nun ist es ja nichts ungewöhnliches, dass Fußball-Fans ihre Mannschaft nach einer Niederlage auspfeifen. Aber angesichts der Tatsache, dass der HSV erst vor einem halben Jahr dem sicheren Abstieg entgangen ist und sich nun wieder den Europa-League-Plätzen annähert, hätte ich doch etwas mehr Dankbarkeit und Respekt von den HSV-Fans erwartet.

Der Hauptverantwortliche für den neuen Erfolg des HSV ist Bruno Labbadia. Als der HSV den Trainer im April diesen Jahres zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre verpflichtete, stand ich ihm noch skeptisch gegenüber. Selbst nachdem Labbadia den HSV vor dem Abstieg gerettet hatte, war ich immer noch der Meinung, für die neue Saison brauche der HSV einen Trainer mit einem Spielkonzept, einer Spielphilosophie. Da nämlich erkannte ich bei Labbadia nicht. Ich sah in ihm nur einen Trainer mit hervorragenden Motivationskünsten. Ich habe mich geirrt.

Unter Labbadia hat der HSV endlich wieder so etwas wie Torgefahr entwickelt. Während die Mannschaft in den vergangenen Jahren eher zufällig zu Chancen und Toren kam, erspielt sie sich diese unter Labbadia mit Spielzügen, von denen ich bis vor kurzem gar nicht wusste, dass sie dazu in der Lage ist. Auch gegen Augsburg hatte der HSV wieder hochkarätige Möglichkeiten, ein Tor zu schießen. Nun ja, die Chancenverwertung ist freilich noch ausbaufähig. Bei den erzielten Treffern belegt der HSV nur den zwölften Platz. Aber ich will gar nicht meckern.

Die größte Leistung des Trainers ist es aber nicht, dass er der Mannschaft ein taktisches Gerüst verpasst hat, an dem sie sich orientieren kann. Die größte Leistung von Labbadia ist es, diesen bis in die Knochen verunsicherten Spielern wieder Selbstbewusstsein verliehen zu haben. Spieler, die in der vergangene Saison noch ein Sicherheitsrisiko darstellten oder gar als Fehleinkäufe bezeichnet wurden, sind nun die Stützen des Erfolgs. Torwart René Adler, Innenverteidiger Johan Djourou und die beiden Mittelfeldspieler Lewis Holtby und Nicolai Müller sind gute Beispiele für diese Entwicklung.

Nach 17 Spieltagen steht der HSV auf Platz zehn. Mit nur vier Punkte Abstand auf Platz sechs. Aber viel wichtiger: Mit sieben Punkten Abstand auf den verhassten 16. Platz.

Damit der HSV eine ähnlich erfolgreiche Rückrunde spielt, sollte die sportliche Leitung in der Winterpause aber trotz der guten Lage aktiv werden. Der HSV braucht dringend einen weiteren Stürmer: Top-Scorer Pierre-Michel Lassoga ist zu verletzungsanfällig, um allein auf ihn zu zählen. Sein Ersatz, Sven Schipplock, ist kein Ersatz. Und Artjoms Rudnevs (ja, der spielt auch noch beim HSV) ist mit seinen Regionalliga-Einsätzen mehr als ausgelastet. Deswegen wünsche ich mir zu Weihnachten einen neuen Stürmer. Am liebsten natürlich einen wie Sergej Barbarez.