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Es fällt schwer, nicht abzuheben

 

Drei HSV-Siege in einer Woche machen unseren Kolumnisten euphorisch. Zumal mit Papadopoulos der ersehnte Führungsspieler gefunden zu sein scheint.

Es gibt im Fußball eine Reihe von ungeschriebenen Gesetzen. Zum Beispiel jenes, wonach die Spieler sich beim Torjubel gefälligst zurückzuhalten haben, wenn sie gegen einen ihrer Ex-Klubs treffen. Vor dem Spiel gegen den RB Leipzig stand HSV-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos daher besonders im Fokus. Der Grieche, der vom HSV aus Leipzig ausgeliehen wurde und noch bei Bayer Leverkusen unter Vertrag steht, hatte bereits am vergangenen Wochenende beim 1:0-Sieg gegen die Leverkusener gezeigt, was er von diesem Verhaltenskodex hält: nichts. Papadopoulos bejubelte seinen Siegtreffer, als hätte er dem HSV gerade den vorzeitigen Klassenerhalt gesichert.

„Es ist einfach über mich gekommen“, sagte Papadopoulos nach dem Spiel gegen Leverkusen. „Da waren zu viele Emotionen und ich kann nicht lügen, leise sein oder Schauspielerei betreiben.“ Vor dem Spiel gegen den RB Leipzig kündigte er dann sogar an: „Wenn ich treffe, werde ich noch mehr jubeln.“

Noch mehr jubeln als gegen Leverkusen? Ich wusste nicht, wie das gehen soll. Umso gespannter war ich auf das Spiel gegen Leipzig. Keine 20 Minuten nach dem Anpfiff machte Papadopoulos seine Ankündigung schließlich wahr: Nach einer Ecke von Nicolai Müller wuchtete der Innenverteidiger den Ball mit dem Kopf zur 1:0-Führung. Danach stürmte Papadopoulos in Richtung Ersatzbank. Zunächst dachte ich noch, er wolle sich von seinen Mannschaftskollegen feiern lassen, doch Papadopoulos blieb direkt vor der Leipziger Bank stehen – und präsentierte seinen Bizeps. Die Botschaft war unmissverständlich: Seht her liebe Leipziger, ich habe es immer noch drauf.

Vor ein paar Tagen schrieb ich in dieser Kolumne, dass der HSV einen echten Führungsspieler braucht. Einen, der seine Mannschaft mitreißt, und zwar auch dann, wenn es mal nicht gut läuft. Vielleicht sei der brasilianische Neuzugang Walace ein solcher Spieler, schrieb ich. Kyriakos Papadopoulos ist ganz sicher ein solcher Spieler.

Nach nun drei Siegen innerhalb einer Woche muss ich zugeben: Es fällt mir schwer, nicht abzuheben. Dabei beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz gerade einmal drei mickrige Punkte. Nach den sehr ansprechenden Leistungen der vergangenen Tage wage ich aber trotzdem eine Prognose: Der HSV wird auch in diesem Jahr nicht absteigen.