Hamburg erwartet 2016 so viele Kreuzfahrttouristen wie noch nie in seinem Hafen. Das klingt beeindruckend, man sollte aber nicht zu hohe Erwartungen damit verknüpfen.
Frost und Kreuzfahrtschiffe bringt man noch immer schwer zusammen. Und doch wird in Hamburg bereits am Freitag die diesjährige Kreuzfahrtsaison eröffnet. Die Queen Elizabeth und die Queen Victoria legen dann im Hafen an. Vorbei die Zeiten, in denen Kreuzfahrten für Palmen, Karibik oder gar Exklusivität standen. Sie sind längst ein Massenvergnügen geworden, von dem auch Hamburg profitiert.
Der Boom bringt derzeit die wenigen guten Nachrichten aus der Hafenwirtschaft – und droht auch deshalb überschätzt zu werden.
661.000 Kreuzfahrttouristen sollen dieses Jahr nach Hamburg kommen. Das ist ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr, und es sind so viele wie noch nie. Die Deutschen sind nach den Amerikanern zur zweitgrößten Kreuzfahrernation der Welt aufgestiegen, wenngleich mit sehr großem Abstand. Hamburg reagierte und eröffnete vergangenen Sommer ein drittes Kreuzfahrtterminal in Steinwerder. Es wurde dem Zeitplan entsprechend fertig und sogar günstiger als geplant. Das jüngst ausgegebene Ziel: Im Jahr 2018 sollen eine Million Passagiere nach Hamburg kommen.
Diese Zahlen erscheinen beeindruckend. Und doch sollte man die Erwartungen an den Kreuzfahrtboom bremsen.
Erstens: Innerhalb der Hamburger Hafenwirtschaft sind die Kreuzfahrer zwar ein wachsender, aber nach wie vor winziger Faktor: 1.500 Arbeitsplätze und 270 Millionen Euro Wertschöpfung hängen an der Branche. Zum Vergleich: Insgesamt schafft der Hamburger Hafen rund 150.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von mehr als zehn Milliarden Euro in der Region.
Zweitens: Über den Nutzen der Kreuzfahrer für die Tourismusindustrie lässt sich streiten. Schließlich schlafen die Passagiere an Bord und brauchen höchstens zur An- und Abreise ein Hotel. Zugleich steht das All-inclusive-Angebot auf den Schiffen in Konkurrenz zu Hamburger Restaurants und Fischbuden.
Drittens: Der Erfolgstrend bringt auch Probleme, von der Luftverschmutzung bis zur Logistik. Denn die vielen Passagiere werden nicht in immer mehr Schiffen kommen, sondern vor allem in immer größeren. Bald soll in Frankreich das größte Kreuzfahrtschiff der Welt vom Stapel laufen, die Harmony of the Seas. Sie kann mehr als 6.300 Passagiere ausspucken. Damit müssen die Terminals und Hafenviertel erst mal klarkommen.
Und schließlich: Selbst wenn sich die Eine-Million-Passagiere-Vision verwirklicht, wird der Hamburger Hafen trotzdem nicht zu den bedeutenden Kreuzfahrthäfen der Welt zählen. Die liegen am Ende eben doch im stets warmen Florida, Spanien und Italien.