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Hamburg Süd

Maritimer Ausverkauf

 

Oetker verkauft die Reederei Hamburg Süd an den dänischen Konzern Maersk. Gut für die Reederei, schlecht für Hamburg.

Hamburg Süd wird dänisch. Das ist eine gute Nachricht. Und eine schlechte. Dass der Weltmarktführer Maersk mit Sitz in Kopenhagen die traditionsreiche Reederei aus dem Pudding-Konzern Oetker herauskauft, war für Hamburg Süd wohl die letzte Chance. Die Reederei kämpfte bislang weitgehend allein in einer Krisenbranche, in der vor allem Größe und Allianzen zählen. Als Nummer sieben der Welt (und mit einigem Abstand zum Lokalrivalen Hapag-Lloyd, der Nummer sechs) war Hamburg Süd schlicht zu klein, um langfristig zu überleben.

Jetzt wird die Reederei Teil eines Imperiums, zu dem neben Containerschiffen auch Hafen-Terminals und eine Spedition gehören. Die Chancen stehen gut, dass große Teile des Geschäfts nach der Übernahme erhalten bleiben. Auch, weil sich die Oetkers ohnehin nie einig waren, welchen Stellenwert die Schifffahrt in ihrem Konzern einnehmen soll. Darunter litt Hamburg Süd. Zuletzt scheiterte an diesem Zwist die Fusion mit Hapag-Lloyd, von der sich viele einen weltweit führenden Schifffahrtskonzern erträumt hatten. Maersk ist daher ein guter Käufer.

Betrachtet man die Übernahme indes aus Sicht des maritimen Standorts Hamburg, ist sie ein weiterer Schritt Richtung Ausverkauf: Erst kürzlich ging die Traditionswerft Blohm + Voss an die Bremer Familie Lürßen, die zuvor schon die Norderwerft übernommen hatte. Die Sietas-Werft gehört seit 2014 einem Unternehmen aus St. Petersburg. Der Germanische Lloyd, eine Art Schiffs-TÜV, fusionierte vor wenigen Jahren mit dem norwegischen Konkurrenten DNV. Und Hapag-Lloyd gehört heute zum größten Teil einem Chilenen. Die jeweils neuen Eigner haben dabei vor allem eigene Interessen im Blick.

Zwar betont Maersk, dass Hamburg Süd bleiben soll, wie es ist, samt Zentrale an der Elbe. Doch die Dänen haben Terminal-Beteiligungen in Hamburgs Konkurrenzhäfen Rotterdam, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Langfristig werden Schiffe eher dort anlegen, schließlich verdient Maersk damit doppelt. Verlierer ist der städtische Terminalbetreiber HHLA.

Auch hat Maersk nicht ohne Grund die niedrigsten Kosten in einer hart umkämpften Branche. Zuletzt hat das Unternehmen Tausende Arbeitsplätze gestrichen. Dass es bei Hamburg Süd kurzfristige Massenentlassungen gibt, ist zwar unwahrscheinlich. Trotzdem ist klar, dass die neuen Konzernlenker Doppelstrukturen abbauen und am Ende eher weniger Menschen in der schönen neuen Konzernzentrale an der Willy-Brandt-Straße arbeiten werden.

Wenn der internationale Konkurrenzdruck so hoch ist wie in der maritimen Wirtschaft, ist sich jeder selbst am nächsten. Hamburg sollte sich nicht allzu sehr auf diese Branche verlassen.