Sieben Tore, drei Vorlagen: Nicolai Müller führt nach dem Sieg gegen Berlin die HSV-interne Scorerliste an. Eine Entwicklung, mit der unser Autor nicht gerechnet hat.
Am Freitagabend hatte Nicolai Müller noch ein Spiel der Basketballmannschaft Hamburg Towers besucht. Gemeinsam mit seinen HSV-Kollegen Johan Djourou, Gotoku Sakai und Michael Gregoritsch ließ er es sich an der Seitenlinie gut gehen. Müller schien es zu genießen, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen, und einfach nur Zuschauer sein zu dürfen.
Was Müller in der Wilhelmsburger Inselparkhalle sah, dürfte ihm gefallen haben: eine Mannschaft, die trotz zwischenzeitlicher Schwächephasen während des Spiels nie an sich zweifelte – zumindest merkte man es ihr nicht an, da sie auf und neben dem Platz eine gewisse Coolness ausstrahlte. Am Ende stand ein ungefährdeter Sieg. Die Towers waren so, wie der HSV und Nicolai Müller schon seit Längerem gerne sein wollen – es aber bislang aber nur selten waren.
Seit Nicolai Müller im vorletzten Sommer aus Mainz nach Hamburg gekommen ist, wirkte er nie wirklich entspannt. Manchmal erschienen seine Aktionen auf dem Fußballfeld fast schon krampfhaft. Zwischendurch ließ er zwar immer wieder durchblicken, warum die HSV-Verantwortlichen ihn verpflichteten. Insgesamt war seine erste HSV-Saison aber doch eine große Enttäuschung.
Angesichts der Gesamtsituation, in der sich der HSV in der vergangenen Saison befand, konnte man Müller damals nur schlecht einen Vorwurf machen. Ich tat es aber trotzdem, und bezeichnete ihn als Fehleinkauf.
Diese Saison sieht die Situation beim HSV etwas anders aus. Der Club steht aktuell auf dem zehnten Tabellenplatz und hat mit dem Abstieg genauso viel zu tun wie mit den Europacupplätzen: gar nichts. Sieben Punkte Vorsprung hat der HSV auf den Relegationsplatz und acht Punkte Rückstand auf den sechsten Platz, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Angesichts der vergangenen Jahre eine hervorragende Situation.
Das liegt auch und vor allem an Nicolai Müller, der immer selbstsicherer wirkt. Nachdem er am Sonntagnachmittag mit zwei sehenswerten Treffern für einen 2:0-Sieg gegen Hertha BSC Berlin sorgte, führt er mit sieben Toren die HSV-interne Torjägerliste an – vor den Stürmern Lasogga und Rudnevs. Außerdem legte der Ex-Mainzer bereits drei Treffer vor.
Müller, so scheint es, ist endlich angekommen in Hamburg.