Die HSH Nordbank hat 2013 mit einem Riesenverlust abgeschlossen. Doch der Vorstand gibt sich optimistisch – obwohl EU und EZB der Bank noch größte Probleme machen können.
10:30 Uhr im achten Stock der Hamburger HSH Nordbankzentrale. Der Blick über der Hamburger Innenstadt ist trüb, während die Herren aus dem Vorstand gut gelaunt aufs Podium schreiten. Man wundert sich ein bisschen, hätte man doch gedacht, die Stimmung der Banker sollte eher dem Wetter entsprechen. Schließlich legt die Bank bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz den höchsten Verlust seit Jahren vor: 814 Millionen Euro Miese machte die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein im Jahr 2013. Noch im Jahr davor lag das Minus „nur“ bei 124 Millionen Euro. Finanzvorstand Stefan Ermisch sagt beim Blick zurück: „Das ist das wuchtige Ergebnis einer wuchtigen Restrukturierung.“ Und Vorstandschef Constantin von Oesterreich schaut ohnehin lieber nach vorn: „Die Zukunft ist positiv.“
Das Neugeschäft, grob gesagt das Business ohne die Krisenaltlasten, stieg um 12 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Das Gros des „Zukunftsgeschäfts“ sind vergleichsweise bodenständige Firmen- und Immobilienkunden – und nicht mehr die risikoreiche Schifffahrt. Deren Anteil am Neugeschäft lag zuletzt nur noch bei gut einem Zehntel, 2008 waren es noch über 40 Prozent. Im aktuellen Jahr soll es sogar einen Gewinn geben.
Vorstandsbezüge erhöht
Das Schlimmste ist überstanden, so der Tenor. Jedenfalls für die Bank. Und daraus zog man gleich die Konsequenzen: Die Ausgaben für Vorstandsgehälter wurden 2013 um eine knappe Million Euro auf 3,26 Millionen erhöht. Den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg, denen die HSH zu 85 Prozent gehört, hingegen drohen Milliardenforderungen. Schon im Februar hatte der Aufsichtsratschef und ehemalige Hamburger SPD-Senator, Thomas Mirow, angekündigt, dass die Bank wohl mehr Garantien in Anspruch nehmen wird als ursprünglich geplant. Nun ist klar: Statt 1,3 Milliarden sollen es 1,6 Milliarden werden. Bislang ist dies allerdings nur eine Rechnung. Fällig würde die Summe erst in den Jahren 2019 bis 2025.
Das größte Problem der HSH sind noch immer die Schiffskredite. Über viele Jahre rühmte sich die Bank damit, größter Schiffsfinanzierer der Welt zu sein, heute drohen viele dieser Kredite wegen der langen Krise nicht zurückgezahlt zu werden. Der Rating-Agentur Moodys zufolge zählt das Schifffahrtsportfolio der HSH zu den schwächsten im Land. Hinzukommt: Mit einem Ende der Schifffahrtskrise vor 2015 rechnet keiner. Und ob es dann tatsächlich vorbei sein wird, will auch niemand garantieren.
Keine Panik, Leute
In der aktuellen Bilanz versucht die Bank sich nun so gut es geht gegen alle Unwägbarkeiten abzusichern. Das schlägt auf die Zahlen: „Das Ergebnis vor Steuern ist fürchterlich, aber es entspricht unserer langfristigen Planung“, sagt Finanzvorstand Stefan Ermisch. Keine Panik Leute, wir haben’s im Griff, soll das heißen. Schließlich ist man künftig eine „Bank für Unternehmer“. Schnöder Mittelstand statt internationaler Phantasien. Nur: Auf das gepriesene neue Geschäftsmodell setzt auch die Konkurrenz. Sparsame Unternehmer als Kunden will schließlich jeder.
Allzu entspannt sollte man schon nicht werden, weil auch EU und EZB noch ein Wörtchen bei der HSH mitzureden haben. Sie könnten 2014 zum Schicksalsjahr der Bank machen. Erstere wird prüfen, ob die Wiederaufstockung der Ländergarantien von sieben auf zehn Milliarden Euro überhaupt mit ihren Beihilfe-Vorschriften in Einklang steht. Letztere versetzt die Szene schon seit Monaten mit ihrer anstehenden Bilanzprüfung, vulgo Stresstest, in Aufruhr. Man kann davon ausgehen, dass sich die HSH Nordbank so gut wie möglich darauf vorbereitet hat. Doch das stressige am Stresstest ist (das galt schon in der Schule), dass keiner genau weiß, worauf die Prüfer am Ende Wert legen. Ein Test ohne Durchfaller wäre ja langweilig.