Der HSV sah gegen Werder Bremen schon früh wie der sichere Sieger aus – und gewann am Ende doch glücklich mit 2:1. Ein Derbysieg, der noch historisch werden kann.
Fünf Minuten Nachspielzeit? Fünf? Diese Frage schienen sich im Hamburger Volksparkstadion außer mir auch noch einige andere HSV-Fans gestellt zu haben. Die Entscheidung von Schiedsrichter Manuel Gräfe wurde dann auch mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert. An der Entscheidung änderte das natürlich nichts – und so begann beim Stand von 2:1 noch mal das große Zittern für die Hamburger.
Dabei sah es zunächst nach einem relativ entspannten Abend aus. Bereits in der 6. Minute traf Pierre-Michel Lasogga zur 1:0-Führung – nach 666 Minuten ohne Tor. Aber dazu kommen wir später. Nach einer guten halben Stunde war es dann wieder der Sturmtank Lasogga, der den HSV mit seinem zweiten Treffer zur 2:0-Führung schoss.
Die Freude im Stadion war groß, die Erleichterung noch größer. Niemand hatte damit gerechnet, dass der HSV so früh für klare Verhältnisse sorgen würde. Weder die Hamburger Fans, die gar nicht mehr aufhören wollten zu singen, noch die Bremer Fans, aus deren Kurve kein Mucks mehr zu vernehmen war. Das sollte sich aber noch ändern.
Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wurde nämlich klar: Bremen hatte sich keinesfalls aufgegeben. Mehr noch: Werder schien wirklich fest davon überzeugt zu sein, dass sie das Spiel noch drehen würden. Nach nicht einmal zwei Minuten erspielten sie sich die erste Torchance der zweiten Hälfte.
Und die Hamburger? Die taten das, was sie immer tun, wenn sie einmal in Führung liegen: Sie hören einfach auf, nach vorne zu spielen. Verwalten statt gestalten – das ist ihr Motto. Bloß nicht mehr investieren als unbedingt nötig. So kommt es einem als Fan manchmal vor. Und das beste Beispiel ist eben Pierre-Michel Lasogga.
Natürlich hat Lasogga ein starkes Spiel gemacht. Und natürlich kann er wichtig für den HSV sein, das hat er gegen Bremen ja nun eindrucksvoll bewiesen. Aber leider ist Herr Lasogga nur selten so motiviert wie gestern gegen Bremen. Es müssen schon die ganz besonderen Spiele sein.
Aber ich will heute eigentlich gar nicht meckern. Ich ärgere mich nur, weil der HSV es wieder einmal so unnötig spannend gemacht hat. Das geht einmal gut, aber schon beim nächsten Mal kann die Geschichte ganz anders enden. Egal. Der HSV hat gewonnen. Das ist die Hauptsache.
An das 104. Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen werden sich die HSV-Fans auch noch in vielen Jahren erinnern. Und wer weiß? Wenn wir in ein paar Wochen zurückblicken, war das vielleicht auch das Spiel, in dem der HSV den eigenen Klassenerhalt gesichert und Werder Bremen in die Zweite Liga geschickt hat. Dann wäre es ein Derbysieg für die Geschichtsbücher. Es wäre so schön.