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Hamburger SV

Ist Halilović Sergejs Erbe?

 

Der HSV gewinnt in der ersten Runde des DFB-Pokals nur knapp in Zwickau. Unser Autor träumt aber schon, endlich den würdigen Nachfolger seines Idols gefunden zu haben.

Nachdem der HSV-Erzrivale Werder Bremen am Sonntag gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte aus dem DFB-Pokal geflogen ist, verspürte ich das starke Bedürfnis, alle Werderfans im Freundeskreis anzurufen und sie aufzuziehen. Ich besann mich aber darauf, dass der HSV sein Spiel noch vor sich hatte. Wenn die jüngere Pokalgeschichte der Hamburger mich eines gelehrt hat, dann, dass der HSV in der Lage ist, jederzeit und gegen jeden zu verlieren. Wieso also nicht auch gegen den FSV Zwickau aus der 3. Liga? Ich genoss Werders Ausscheiden still.

Ich bin immer skeptisch, wenn der HSV gegen vermeintlich schwächere Mannschaften spielt. So auch gestern Abend. Doch bereits in den ersten Minuten der Partie verflog meine Angst vor einem erneuten Pokalaus in der ersten Runde. Der HSV wirkte selbstbewusst und siegessicher. Schon nach einer Minute schoss Nicolai Müller zum ersten Mal auf das Zwickauer Tor. So konnte es weitergehen.

Vor allem auf dem linken Flügel war der HSV in der ersten Halbzeit stark, allen voran der 14-Millionen-Neuzugang Filip Kostić. Vor dem Spiel hatte ich befürchtet, dass die Last der HSV-Rekordablöse den Serben lähmen würden. Doch meine Angst war unbegründet.

Der HSV dominierte die erste Halbzeit nach Belieben. 74 Prozent Ballbesitz und 9:1 Torschüsse belegen das. Einziger Haken: Auch nach 45 Minuten stand es noch 0:0. Bis zum gegnerischen Strafraum war alles ansehnlich, was der HSV zeigte, aber wirklich gefährlich wurde es selten. Die alte Schwäche des HSV. Eigentlich wurde genau aus diesem Grund Stürmer Bobby Wood von Union Berlin verpflichtet. Wood durfte auch von Anfang an ran, aber zumindest gegen Zwickau konnte er mich noch nicht vollends überzeugen.

Der Neuzugang, auf den ich mich vor der Partie am meisten gefreut habe, musste gegen Zwickau zunächst auf der Bank Platz nehmen: Alen Halilović. Der Kroate gilt als eines der größten Talente im Weltfußball. Als er sich nach wochenlangen Spekulationen tatsächlich für den HSV entschied, konnte ich es kaum glauben.

Als die Zwickauer in der zweiten Halbzeit stärker wurden und die Hamburger zunehmend verunsichert wirkten, weil sie kein Tor erzielten, war es soweit: HSV-Trainer Bruno Labbadia wechselte den 20-jährigen Halilović ein. Und das HSV-Spiel, das in der ersten Halbzeit noch fast ausschließlich auf der linken Seite des Feldes stattgefunden hatte, verlagerte sich auf einmal auf die rechte Seite.

Nur wenige Minuten nach der Einwechslung des jungen Kroaten ereignete sich die Szene des Spiels. Halilović erkämpfte sich den Ball von einem Zwickauer Abwehrspieler, nahm Kurs aufs gegnerische Tor und schlenzte den Ball im Stile eines Weltklassespielers ins lange Eck. Das Eins zu Null. Der Endstand.

Natürlich ist es totaler Schwachsinn, Halilović nach nur einem Spiel in den Himmel zu loben. Aber was er gegen Zwickau gezeigt hat, macht definitiv Lust auf mehr. Halilović ist schnell, technisch auf höchstem Niveau und offensichtlich auch noch torgefährlich. Wer weiß: Vielleicht entpuppt er sich als der würdige Sergej-Nachfolger, auf den ich seit nun genau zehn Jahren warte.