Mäzen Klaus-Michael Kühne versorgt den HSV zweifach: Mit Millioneninvestitionen und überzogenen Erwartungen.
Es heißt ja immer, ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Wenn dem so wäre, hätte der HSV am Sonnabend zumindest einen Punkt gegen Bayer Leverkusen geholt. Zu dem Zeitpunkt stand es 1:1. Tatsächlich dauert so ein Fußballspiel aufgrund der Nachspielzeit meist ein paar Minuten länger, die Partie HSV gegen Leverkusen pfiff der Schiedsrichter beispielsweise erst nach 94 Minuten ab.
Nach 94 Minuten stand es plötzlich nicht mehr 1:1, sondern 3:1 für Leverkusen. Wie schon am ersten Spieltag gegen Ingolstadt hatte der HSV einen sicher geglaubten Sieg verschenkt – bis zur 79. Minute führten die Hamburger in Leverkusen durch einen Treffer von Bobby Wood sogar. Gereicht hat es mal wieder nicht.
Die neue Saison ist gerade einmal zwei Spieltage alt, doch bereits jetzt stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass es eine sehr bittere werden könnte. Das liegt zum einen natürlich an den Ergebnissen, die die Mannschaft abliefert, vielmehr aber an der Erwartungshaltung, die vom Verein vor der Saison mit Millioneninvestitionen in neue Spieler geschürt wurde.
Nun kann man dem Verein zugutehalten, dass er Spieler geholt hat, die tatsächlich eine Verstärkung für die Mannschaft sind. Wer aber ernsthaft erwartet, dass der HSV am Ende der Saison irgendwo zwischen Platz sechs und acht in der Tabelle landen wird, der hat – sorry – keine Ahnung vom Fußball.
Der Mann, der dieses Saisonziel vergangenen Woche in der Ostsee-Zeitung äußerte, ist HSV-Investor Klaus-Michael Kühne. Ich persönlich fände es ja gut, wenn der nette Herr Milliardär weiterhin seinen Geldbeutel, aber bitte nicht seinen Mund öffnen würde. Ich kann auf der anderen Seite aber auch verstehen, dass jemand, der so viel Geld in die Hand nimmt, mitreden möchte. Den HSV-Verantwortlichen muss das klar gewesen sein, als sie die Seele des Vereins für Geld hergaben, das der Verein nicht verdient hat.
Einen interessanten Satz hat Herr Kühne dann aber doch gesagt: „Abwarten, ob Trainer Bruno Labbadia das Team in Form bringen kann.“ Übersetzt bedeutet das: Die Mannschaft hat das Potenzial, oben mitzuspielen, und wenn sie es nicht tut, liegt es am Trainer.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin der Letzte, der die Schuld beim Trainer suchen würde. Wahr ist aber auch, dass der HSV sich spielerisch kaum weiterentwickelt hat. Hamburger Torchancen sind meist Zufallsprodukte. Dafür ist die Verteidigung immer für ein Gegentor gut. In anderthalb Jahren ist es Labbadia nicht gelungen, den Angriff gefährlicher und die Verteidigung stabiler zu machen. Und es wird nicht leichter für ihn mit Herrn Kühne im Nacken.