Die Hamburger spielen gegen Eintracht Frankfurt 0:0 im eigenen Stadion und alle sind zufrieden: Fans, Spieler, Trainer. Wie kann das sein?
Nach zwei katastrophalen Jahren scheinen alle Beteiligten endlich begriffen zu haben, dass ein paar gute Spiele nicht ausreichen, um wieder oben mitmischen zu können. Und dass ein Punkt besser ist als keiner. Früher mussten es immer die großen Schritte sein, heute reichen auch kleine, um das Saisonziel zu erreichen: den Klassenerhalt.
Aber auch wenn der Blick des HSV weiterhin auf das untere Drittel der Tabelle gerichtet sein sollte, und es keinen Grund zum Abheben gibt, kann die Mannschaft doch sehr zufrieden sein mit der Entwicklung der vergangenen Monate. In allen Mannschaftsteilen sind Fortschritte zu erkennen, die Hoffnung machen für die kommenden Monate und Jahre.
Auf der Torwartposition besteht das einzige Problem darin, dass Trainer Bruno Labbadia sich entscheiden muss, welchen seiner zwei gleichermaßen starken Torhüter er spielen lässt: René Adler oder Jaroslav Drobný. Zuletzt durfte Drobný zweimal als Vertretung für die verletzte Nummer eins Adler ran. Sein Bilanz: Zwei Spiele, null Gegentore. Gegen Frankfurt war Drobný der beste Mann beim HSV. Ich kann mir daher kaum vorstellen, dass Labbadia ihn wieder auf die Bank setzen wird.
Die Abwehr des HSV wird von Woche zu Woche stabiler. Kapitän Johan Djourou, den ich mir in der Vergangenheit gerne mal vorgenommen habe, hat sich zu einem echten Abwehrchef entwickelt. Hin und wieder spielt er zwar abenteuerliche Fehlpässe, so wie gestern in der 12. Minute, als er mit einem missglücktem Querpass fast das 0:1 verschuldet hätte. Aber insgesamt macht die Hamburger Abwehrreihe einen soliden Eindruck.
Den größten Sprung nach vorne hat der HSV aber im Mittelfeld gemacht. Fast scheint es so, als hätte der Abgang von Ex-Kapitän Rafael van der Vaart etwas in den Köpfen der Spieler freigesetzt. Als hätte die Anwesenheit des Niederländers auf dem Platz sie gelähmt. Das gilt für den immer besser werdenden Lewis Holtby genauso wie für den derzeit besten HSV Spieler: Ivo Iličević. Mit Neuzugang Aaron Hunt hat das offensive HSV-Mittelfeld zusätzlich an Erfahrung und Qualität gewonnen. Der HSV hat endlich wieder ein Mittelfeld, das den Namen verdient.
Im Sturm konnte der HSV sich zuletzt auf den wiedererstarkten Pierre-Michel Lasogga verlassen. Damit dieser auch ja motiviert bei der Sache bleibt, wurde im Sommer Sven Schipplock von der TSG Hoffenheim verpflichtet. Und es scheint zu funktionieren: Lasogga steht nicht mehr nur vorne rum und wartet auf die Bälle, wie er es früher getan hat. Inzwischen beteiligt er sich aktiv am Spiel: Er rennt, setzt nach, verteidigt und er schießt Tore.
Alles in allem scheint der HSV auf einem guten Weg zu sein. Am Dienstag muss die Mannschaft beim FC Ingolstadt antreten. Der Aufsteiger steht nach drei Siegen aus fünf Spielen auf Platz fünf der Tabelle. Es gibt also keinen Grund die Ingolstädter zu unterschätzen. Der HSV 2015/2016 weiß das.