Lesezeichen
‹ Alle Einträge
Olympiabewerbung

Die Herren der Spiele

 

Was könnte Olympia die Stadt kosten? Bald gibt es erste Zahlen. Doch die Hamburger sollten nicht nur auf die Ziffern achten

Ein paar Tage noch, dann wird die erste Kostenschätzung für die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg veröffentlicht, dann bekommt der Traum vieler Olympia-Fans ein Preisschild, dann wissen die Hamburger endlich, über welche Summe sie beim Referendum am 29. November abstimmen sollen. Viele Experten haben bis zuletzt für diesen Finanzreport gerechnet, er kann trotzdem keine endgültige Zahl nennen, nur eine erste Kalkulation und einen Risikopuffer für mögliche Kostensteigerungen. Mehr geht derzeit nicht. Dennoch wird diese erste Kalkulation pausenlos diskutiert werden. Weil es sich über eine Zahl mit vielen Nullen leicht diskutiert.

Ein anderes Papier liegt schon vor, veröffentlicht vor ein paar Tagen vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC): der Host-City-Vertrag. Ihn muss die Stadt unterschreiben, wenn sie die Spiele austragen will. Es sind Hunderte Seiten auf Englisch, auf Juristen-Englisch. Kein Mensch liest so was gern, trotzdem sollten sich die Hamburger mit diesem Papier befassen, wenn sie sich eine Meinung zu Olympia bilden. Das muss dann ja nicht gleich so enden wie in Oslo. Die Stadt bewarb sich um die Winterspiele 2022, doch als der Host-City-Vertrag samt all den IOC-Forderungen bekannt wurde, verzichtete man lieber.

In Hamburg hofft man darauf, dass das IOC es ernst meint mit seinen Reformbekundungen. Tatsächlich liest sich der Vertragsentwurf für 2024 ein wenig milder als seine Vorgänger. Aber eben nur ein wenig. Es bleibt dabei, dass die Herren der Spiele sich von vielen Risiken ebenso frei halten wollen wie von Zöllen und Steuern. Dass die wesentlichen Einnahmen aus Fernsehrechten und Sponsoren beim IOC landen. Dass Hamburg als Ausrichterstadt zwar viele Rechnungen begleichen darf, aber nicht an Überschüssen beteiligt wird, falls welche anfallen.

Man muss das nicht dramatisch finden, bei der Fußball-WM 2006 war es ähnlich, als die Fifa ihre Gesetze nach Deutschland brachte; es war trotzdem ein schöner Sommer. Aber man sollte wissen: Das IOC denkt immer noch zuerst an sich selbst.