Die Ferien sind vorbei – die Parkhäuser stehen leer. Sven Dietrich aus der Vorstadt fragt sich: Was bringen die Parkgebühren? Und warum gibt es nicht genug Fahrradplätze?
Seit Ende Juli 2014 ist Park-and-Ride in Hamburg gebührenpflichtig. Es kostet zwei Euro pro Tag, sein Auto in einem der Parkhäuser an den Bahnhöfen abzustellen. Für ein Monatsticket sind 20 Euro und für eine Jahreskarte 200 Euro fällig. Was diese Zusatzbelastungen wirklich bedeuten, wird aber erst jetzt klar — seit in Hamburg und den angrenzenden Bundesländern die Sommerferien beendet sind und wieder von allen Seiten Pendler in die Hansestadt strömen.
„Es sind doch nur zwei Euro am Tag“ — mit dieser Milchmädchenrechnung wird die Gebühr von Politik und Experten schon mal bewertet. Das ist leider nicht korrekt. Der normale Pendler zahlt bereits 81,90 Euro für sein Großbereich-Monatsticket im Abo. Das sind, um im Milchmädchenrechnungsmodus zu bleiben, für 20 Arbeitstage 4,1 Euro pro Tag. Natürlich sind da zusätzliche zwei Euro mehr als spürbar.
Es gibt 40 Park-and-Ride-Standorte in Hamburg, in zehn davon dürfen Autofahrer nur gegen Bezahlung parken. Soweit ich es im Internet finde, gilt die neue Gebühr für die Häuser in Bergedorf, Harburg, Nettelnburg, Neugraben, Neuwiedenthal, Rahlstedt, Steinfurther Allee, Veddel, Volksdorf und Meiendorfer Weg.
An dem Parkhaus im Meiendorfer Weg komme ich täglich vorbei. Daher versuche ich einmal, mich dem Phänomen der Park and Ride-Gebühren anhand dieses Beispiels zu nähern. Ich nehme an, dass es an anderen Standorten ähnlich aussieht.
Das Problem
Zunächst einmal: Die Idee des Park-and-Ride ist eigentlich eine gute Idee. Hamburg ist für viele Menschen aus unterschiedlichsten Gründen zu teuer, laut oder dreckig und daher wandern sie an den Stadtrand oder verschwinden komplett im Speckgürtel. Die Zahl der Pendler in Hamburg steigt seit Jahren. Viele Menschen vom Stadtrand oder vom Umland sind in der Vergangenheit zu einem Park-and-Ride-Haus gefahren und nutzten ab dort Bus oder Bahn. Das funktionierte jahrelang soweit ganz gut.
Jetzt muss man 200 Euro zahlen — und hat dennoch keinen Anspruch auf einen Parkplatz. Wenn ein Haus voll ist, hat man eben Pech. Das war in der Vergangenheit genauso, aber in Kombination mit Gebühren ist das jetzt, vorsichtig ausgedrückt, suboptimal.
Die Auswirkungen
Bislang war das Park-and-Ride-Haus am Meiendorfer Weg halbwegs gefüllt. Das Angebot wurde sichtbar genutzt. Seit dem Ende der Sommerferien ist das Parkhaus praktisch leer.
Leer im Sinne von:
- ein Montagmorgen
- ein dreistöckiges Parkhaus
- knapp 250 Parkplätze
- 25 parkende Fahrzeuge
Das Versäumnis
Dabei wird bei all den Debatten um leere Parkhäuser eine Sache stets vergessen: Fahrräder. Für sie gibt es aktuell im Parkhaus am Meiendorfer Weg genau 24 Boxen und 34 abgeschlossene Stellplätze.
Eine Box oder ein Stellplatz kosten acht Euro pro Monat, quartalsweise kündbar. Völlig unverständlich, warum das nahezu leerstehende Parkhaus dafür eine Warteliste führt. Nach telefonischer Auskunft stehen 18 Personen darauf. Aus Gründen, die ich nicht verstehe, verzichtet man bei Park and Ride auf weitere Fahrradstellplätze — und auf die damit verbundenen Einnahmen.
Bei den vielen Rädern in unmittelbarer Nähe der U-Bahnstation werden ganz sicher noch mehr als 18 Personen einen Stellplatz mieten wollen. Es bereitet mir beinahe Logik-Kopfschmerzen, dass das übersehen wird. Das Haus könnte mehr Einnahmen generieren und ich hätte sogar einen garantierten Parkplatz.
Die Forderung
Klar, ich würde mich freuen, wenn der aktuelle Mangel an Autos im Parkhaus zu mehr Fahrradstellplätzen führen würde. Grundsätzlich bin ich aber vor allem gegen die Gebühren für Autofahrer. Menschen, die ihr Auto außerhalb der Innenstadt stehen lassen, müssen unterstützt und nicht belastet werden.