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Chancenverwertung: mangelhaft

 

Willkommen zurück im Abstiegskampf: Gegen Hoffenheim konnte dem HSV nichts passieren. Dachten wir. 24 (!) Torschüsse und nur ein Treffer. Rettung sieht anders aus.

Auf dem Weg ins Stadion waren meine Kumpels und ich noch guten Mutes, dass dies ein erfolgreicher Spieltag werden würde. Die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf hatte schwere Aufgaben zu bewältigen und der HSV bekam Besuch vom auswärtsschwächsten Team der Liga: der TSG Hoffenheim. Was sollte da schon passieren?

Wenn meine Jungs und ich ins Stadion gehen, stehen wir normalerweise auf der Nordtribüne. Bei den „echten“ Fans. Dieses Mal durften wir als Gäste eines HSV-Spielers in der Team-Loge zwischen Spielerfrauen und -kindern Platz nehmen. Nachdem wir uns also ordentlich mit Essen vollgeschlagen hatten, setzten wir uns auf unsere gepolsterten Sitze, die das, was folgen sollte, zumindest ein wenig erträglicher machten.

Schon wenige Minuten nach Anpfiff waren meine Kumpels und ich uns sicher, dass Hoffenheim kein Problem darstellen würde. Der HSV kombinierte flüssig und erarbeitete sich bereits früh die ersten guten Gelegenheiten, in der ersten Spielminute, um genau zu sein: Nach Vorarbeit von Sakai gab Gregoritsch den ersten Hamburger Torschuss ab – insgesamt waren es am Ende 24. Saisonrekord.

Auf den VIP-Plätzen wurden die vergebenen Chancen zunächst hanseatisch-kühl zur Kenntnis genommen. Leidenschaftlicher wurde es dort erst, als sich jemand in den Mittelpunkt rückte, der in einem Fußballspiel im besten Falle der unauffälligste Akteur sein sollte: der Schiedsrichter. In diesem Fall Herr Knut Kirchner aus Rottenburg.

Seinen ersten Auftritt hatte Kirchner in der 19. Spielminute. Nach einem Foul von HSV-Torwart Adler an Hoffenheim-Stürmer Volland zeigte der Unparteiische auf den Elfmeterpunkt. So weit, so unstrittig. Adler, der letzter Mann war, bekam die Gelbe Karte, hätte laut herrschender Meinung aber Rot sehen müssen. Glück für den HSV, auch wenn ich der Meinung bin, dass Gelb vertretbar war.

Den fälligen Elfmeter verwandelte Hoffenheims Kramarić zum 0:1 aus Hamburger Sicht. Wenig später stand Schiedsrichter Kirchner erneut im Mittelpunkt: In der 23. Minute entschied Kirchner auf Rückpass von Ostrzolek auf Adler. Es dauerte ein paar Sekunden, bis alle auf der Tribüne realisierten, was Herr Kirchner da gepfiffen hatte. Das Entsetzen war groß, die Folgen schwerwiegend: Den indirekten Freistoß für Hoffenheim aus fünf Metern verwandelte Volland souverän zum 0:2.

0:2 nach gut 20 Minuten. Und es ging munter weiter. In der 30. Spielminute entschied der Schiedsrichter nach angeblichem Handspiel auf Elfmeter für den HSV. Selbst von der Tribüne aus waren wir uns sofort sicher: Das war eine Fehlentscheidung. Aber da sie zugunsten des HSV gefällt wurde, protestierte natürlich niemand – außer vielleicht einer der 14 mitgereisten Hoffenheim-Fans. Den fälligen Strafstoß verwandelte Hunt zum 1:2 Anschlusstreffer. Plötzlich war wieder Leben im Stadion.

Wenig später hätte es wirklich Handelfmeter für den HSV geben müssen, Kirchners Pfeife blieb aber stumm.

In der zweiten Halbzeit spielte fast nur noch der HSV. Und er machte es auch gut – bis zum letzten gegnerischen Tor. Endstand 1:3 für den HSV. Vergangene Woche hatte ich nach dem Spiel gegen Bayer Leverkusen beschrieben, wie HSV-Stürmer Rudnevs immer wieder am starken Leverkusener Keeper Leno gescheitert ist. Das war aber gar nichts im Vergleich zur Leistung von Hoffenheims Torhüter Baumann! Um den Auftritt des Keepers zu beschreiben, fehlen mir schlicht die Worte.

Es wäre aber zu einfach, das eigene Versagen immer nur auf die gute Leistung des gegnerischen Torwarts zurückzuführen. Der HSV hatte gegen Hoffenheim – wie bereits erwähnt – 24 Torschüsse. Ein einziger Treffer sprang dabei heraus – durch einen Elfmeter. Diese Chancenverwertung ist schlichtweg nicht erstligatauglich. Sie ist auch der Grund, warum der HSV, der noch vor zwei Wochen so gut wie gerettet schien, nun wieder mitten drin ist im Abstiegskampf.


Vier Punkte sind es jetzt nur noch auf den Relegationsplatz. Entwarnung also für all jene, die schon Angst vor Langeweile hatten.