Der HSV verliert daheim 0:1 gegen den FC Schalke 04. Verdient, aber trotzdem unglücklich. Torwart Jaroslav Drobný leitet das Gegentor ein, und gehört trotzdem zu den besten Hamburgern.
Freitagabend, circa 21.00 Uhr. Ich verlasse gerade die Tankstelle gegenüber des Dammtor-Bahnhofes, als mir aus der Dunkelheit zwei Gestalten entgegenkommen, die so aussehen, als würden sie einen HSV-Trainingsanzug tragen. Plötzlich stehen HSV-Torwart Jaroslav Drobný und HSV-Stürmer Ivica Olic, die offenbar gerade eine Runde um die Alster gedreht hatten, vor mir. Vom Rest der Mannschaft ist nichts zu sehen. „Sehr löblich“, denke ich mir und wünschen den atemlosen Profis alles Gute für das Spiel gegen den FC Schalke.
Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass einer der beiden Spieler keine 24 Stunden später für die spielentscheidende Aktion gegen Schalke verantwortlich sein würde. Und es war leider nicht der Stürmer.
Unter der Woche hatte der HSV noch Glück. Gegen den FC Ingolstadt machten die Hamburger zwar kein gutes Spiel, trotzdem gelang es ihnen durch ein spätes Freistoßtor, das Spiel zu gewinnen. Gegen den FC Schalke machte der HSV erneut kein gutes Spiel. Die 0:1-Niederlage geht deshalb auch in Ordnung. Ärgerlich ist sie trotzdem. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie das Gegentor zustande gekommen ist.
Es läuft die 60. Spielminute, Abstoß für den HSV. Eigentlich besteht keine Gefahr. Eigentlich. Der Abschlag von HSV-Keeper Jaroslav Drobný missglückt aber total und landet beim Schalker Gegenspieler. Den Gästen aus Gelsenkirchen reichen daraufhin zwei Pässe, um die gesamte Hintermannschaft des HSV auszuhebeln, und das 1:0 zu schießen. Eine sehr unglückliche Aktion des Hamburger Schlussmanns. Zum Sündenbock taugt er dennoch nicht.
Es war nämlich nur Drobný zu verdanken, dass es zu besagtem Zeitpunkt überhaupt noch 0:0 stand. Bereits in der zweiten Spielminute lenkte der HSV-Torwart den Kopfball von Schalkes di Santo mit einer starken Parade an die Latte. Es war nur eine von vielen Guten Aktionen des Torhüter, der vor dem Schalke-Spiel dreimal ohne Gegentor geblieben war.
Aber so stark Drobnýs Reflexe auf der Linie auch sein mögen, so abenteuerlich sind viele seiner Zuspiele und Strafraum-Ausflüge. Genie und Wahnsinn liegen bei Torhütern oft nah beieinander. Auch HSV-Ersatztorwart René Adler kann ein Lied davon singen.
Die Niederlage gegen Schalke hat mich noch mal in meiner Auffassung bestärkt, dass dieser HSV anders ist, als der der vergangenen Jahre. Besser. Robuster. Und zwar physisch und psychisch.
Früher hätte man den Fernseher nach dem Gegentor getrost ausmachen können, wohlwissend, dass der HSV nicht zurückschlagen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass der HSV abgeschossen werden würde, war stets höher. Gestern Abend habe ich aber bis zur letzten Sekunde daran geglaubt, dass der Ausgleich noch gelingen kann. Und noch viel wichtiger: Die Spieler haben bis zuletzt an das Unentschieden geglaubt. So macht Bundesliga wieder Spaß. Auch bei einer Niederlage.