Hapag-Lloyd plant die nächste Fusion, jetzt mit einer arabischen Reederei. Will das Unternehmen am Standort Hamburg überleben, darf es nicht die letzte sein.
Hapag-Lloyd plant Mega-Fusion – diese Nachricht kommt einem bekannt vor. Da war doch was? Genau: Erst vor gut einem Jahr hat Hamburgs größte Reederei sich mit ihrem chilenischen Wettbewerber CSAV zusammengeschlossen. Nun verhandelt Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen bereits den nächsten Deal: Man befinde sich in Gesprächen mit der arabischen Reederei UASC, teilte Hapag-Lloyd vergangene Woche mit. Das Kürzel UASC steht für United Arab Shipping Company, die zehntgrößte Reederei der Welt.
Das Tempo zeigt, wie sehr Hapag-Lloyd unter Druck steht. Der Reederei bleibt nicht viel anderes übrig, als weiter zu wachsen. Der Schritt entspringt keiner mutigen Vision, sondern der puren Not. Dennoch ist er richtig.
Belegte Hapag-Lloyd nach der Fusion mit CSAV noch Platz vier der Weltrangliste, sind die Hamburger mittlerweile auf Platz sechs abgerutscht. Denn auch die anderen Schifffahrtsunternehmen schließen sich in der Krise zusammen, zuletzt die chinesischen Großreedereien Cosco und China Shipping. Marktbereinigung heißt das im Wirtschaftsdeutsch. Am Ende bleiben nur die Größten und Effizientesten übrig. Hapag-Lloyd kämpft darum, zu diesen Überlebenden zu gehören – die Fusion mit den Arabern könnte dabei helfen.
UASC steckte zuletzt viel Geld in neue effiziente Megafrachter mit Platz für 18 000 und mehr Container, im Gegensatz zu Hapag-Lloyd, deren größte Schiffe nur Platz für 14 000 Container bieten. Schon Anfang des Jahres deutete Habben Jansen an, man müsse die riesigen Frachter ja nicht selbst kaufen, sondern nur „Zugriff“ darauf haben. Jetzt ist klar, was er damit meinte.
Bringt UASC die großen Schiffe in das gemeinsame Unternehmen ein, ist das doppelt sinnvoll: Zum einen kann Hapag-Lloyd das gesparte Geld anderweitig einsetzen. Zum anderen ist es für die gesamte Branche gut, wenn nicht noch mehr Riesenschiffe auf den Meeren fahren. Schließlich bekommen die Reeder ihre Frachter schon seit Jahren nicht mehr voll, weshalb die Transportpreise oft kaum noch die Kosten decken.
Da ist es umso praktischer, wenn mit den arabischen Staatsfonds, denen UASC gehört, ein zahlungskräftiger Investor an Bord kommt. Gerade weil viel Staatsgeld hinter der arabischen Reederei steckt, hat sie die Frachtraten zuletzt immer weiter gedrückt. Mit der Fusion würde also zugleich ein unbequemer Wettbewerber verschwinden.
Doch nicht nur für Hapag-Lloyd, auch für Hamburgs maritime Wirtschaft wäre der Zusammenschluss gut.
Die Stadt beteiligte sich in der Krise an der Reederei, um das Unternehmen in Hamburg zu halten. Hapag-Lloyd sorgt schließlich für einen großen Teil des Containeraufkommens im Hafen: mit eigenen Schiffen, aber vor allem weil sich die Reederei schon vor Jahren mit anderen verbündet hat – und damit zusätzlich deren Schiffe nach Hamburg lockt.
Als Folge der weltweiten Fusionen ordnen sich diese Allianzen derzeit neu. Umso wichtiger ist es, eine starke Reederei in der Stadt zu haben, die bei dieser Neuaufstellung dafür sorgt, dass der Hamburger Hafen weiterhin angelaufen wird. Es geht ihm derzeit schon schlecht genug.
Natürlich gibt es all das nicht umsonst. Weder für Hapag-Lloyd noch für Hamburg. Für die Reederei ist so eine Fusion ziemlich zehrend. Es gilt, grundverschiedene Länder- und Unternehmenskulturen in Einklang zu bringen, Computersysteme, Standorte, Managerposten. Mit Hamburgern und Südamerikanern hat das einigermaßen geklappt – wie gut es mit Arabern funktioniert, weiß keiner.
Für Hamburg würde die Fusion bedeuten, dass die Stadt für ihre rund 1,1 Milliarden, die sie bislang in Hapag-Lloyd gesteckt hat, noch weniger vom Unternehmen in der Hand hätte. Schon bei der Fusion mit CSAV ist der städtische Anteil an der Reederei auf ein Fünftel geschrumpft – und seit dem Börsengang vergangenes Jahr rechnerisch nicht mal mehr die Hälfte wert.
Ein Ende dieses Weges ist nicht in Sicht. Wenn Hapag-Lloyd am Standort Hamburg überleben will, muss sich die Traditionsreederei nach der UASC bald schon den nächsten Partner suchen.