Viel essen, auf der Couch liegen: Die vergangene Woche war nicht viel los in Hamburg. Zeit für grundsätzliche Fragen, findet Elbmelancholie-Bloggerin Inga Zimmernann.
Hört ihr derzeit auch überall, dass jemand von seinen Plänen „zwischen den Jahren“ erzählt? Ich frage mich: Warum zwischen den Jahren? Es gibt bewiesenermaßen einfach kein Vakuum zwischen dem Jahr 2014 und 2015 — das alte Jahr endet am Silvesterabend um Mitternacht und das neue beginnt an Neujahr um null Uhr morgens/nachts. Auf den Bruchteil einer Sekunde ist dieser Übergang geregelt, es gibt nichts dazwischen. Und doch benutzen wir diesen Ausdruck immer wieder, um damit den Zeitraum zwischen Weihnachten und dem Beginn des neuen Jahres zu bezeichnen.
Wie kommt es dazu? Der Ausdruck lässt sich zum einen anhand der kirchlichen Festtage erklären: Zwischen dem 25. Dezember, dem ersten Weihnachtstag, und dem 6. Januar, dem Dreikönigstag, liegen die zwölf Weihnachtstage. Eine Ausnahmephase, die bei manchen vielleicht nicht als zu einem der Jahre zugehörig empfunden wird. Zum anderen gibt es eine weitaus schlichtere, historische Begründung: Bis zur gregorianischen Kalenderreform begann bei uns das Jahr am 6. Januar. Das Ende des alten Jahres lag dahingegen zuvor traditionell am 24. Dezember, an Heiligabend. Da die Reform um das 17. Jahrhundert herum nicht in allen Regionen gleichzeitig vollzogen wurde, wurde der Begriff „zwischen den Jahren“ als Übergangslösung gewählt.
Und es gibt noch eine Erklärung: die Differenz zwischen dem Sonnenkalender, nach dem sich unser gregorianischer Kalender richtet, und dem Mondkalender. Zwölf beziehungsweise dreizehn Tage beträgt sie. In anderen Ländern wird ebenfalls dieser Zwischenzeitraum beschrieben, in Dänemark als juletylvten und in Großbritannien als boxing week.
Zwischen den Jahren, das heißt auch, ein kleines bisschen zwischen den Themen für unseren Wochenrückblick zu stecken. Es war natürlich etwas los in Hamburg, doch wir haben unsere Aufmerksamkeit unseren Liebsten zugewandt. Wir haben schöne Tage mit ihnen verbracht. Falls wir dann doch mal unterwegs waren, mussten wir erkennen, wie launisch das Wetter sich gab: Erst regnete es am Anfang der vergangenen Woche fast ununterbrochen, dann sanken die Temperaturen am Wochenende um mindestens zehn Grad bis in die Minusgrade — und es schneite sogar ein wenig. Die weiße Weihnacht gab es nicht, aber es wurde winterlich.
Der Dauerregen brachte Hochwasser in unsere Hansestadt. Alle Flüsse und Kanäle führten sehr hohe Pegelstände und traten teilweise über. Doch die Feuerwehr hatte die Situation unter Kontrolle. Europaweit soll das Hochwasserrisikomanagement zukünftig einheitlicher gestaltet werden, denn unsere Flüsse und das Wasser machen vor Ländergrenzen schließlich nicht halt. Im Rahmen europäischer Hochwasser-Richtlinien haben mehrere Bundesländer einen neuen Schutzplan erstellt. Ein erster Entwurf ist öffentlich einsehbar und die Bürger — wir Hamburger — haben nun auch die Möglichkeit, hierzu Stellung zu nehmen und zu kommentieren. Gerade Anwohner der Alster und Bewohner von Hochwasserrisikogebieten mag ein Blick in dieses Dokument interessieren. Die Stellungnahme ist seit vergangenem Montag, 22. Dezember, bis einschließlich 22. Juni 2015 möglich.
Zwischen den Jahren tagte der Chaos Computer Club im Congress Center Hamburg. Das Motto des 31. Chaos Communication Congress: „A new dawn“. Unter anderem wurde bereits der Fingerabdruck unser Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen rekonstruiert. Wir sind gespannt, was in den weiteren Tagen des Kongresses noch besprochen und erarbeitet wird.
Wer Weihnachten einen Gutschein oder etwas Falsches geschenkt bekommen hat oder nun nach Weihnachten auf gesunkene Preise hofft, begab sich am vergangenen Samstag in die Hamburger Geschäfte und shoppte – dem Einzelhandel hat es sicherlich gefallen. Uns Hamburgern gefällt aber sicherlich nicht nur diese kommerzielle Freude, sondern auch die Weihnachtsnachricht schlechthin: Am 12. Januar 2017 soll die Elbphilharmonie eröffnet werden. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, sei es das Ziel, noch vor dem Berliner Flughafen fertig zu werden.
Zwischen den Jahren, ja, das ist jetzt. Letztens berichtete mir ein Freund, es komme nicht darauf an, was man zwischen Weihnachten und Silvester isst, sondern auf das, was man zwischen Silvester und Weihnachten isst. Langsam bin ich echt satt nach all dem Festessen, aber noch kommt es nicht drauf an, nicht wahr?
Wir wünschen euch eine schöne Zeit zwischen den Jahren und einen guten Start ins neue Jahr!