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Der Schuhbomber spricht

 

Der Anwalt Peter Herbert gewährt im Guardian von 24.8. erstmals Einblicke in die Gespräche, die er mit dem „Schuhbomber“ Richard Reid führte, der es im Dezember 2001 beinahe geschafft hätte, ein Flugzeug zwischen Paris und den Verienigten Staaten zum Absturz zu bringen. „Ich bin nicht verrückt, wie behauptet wird, ich wußte genau, was ich tat“, sagt Reid. „Natürlich hätte es mir leid getan, all diese Menschen sterben zu sehen aber ich wußte, daß meine Sache richtig und gerecht war. Es war der Wille Allahs, daß ich keinen Erfolg hatte.“

Reid spricht hier von den 184 Passagieren und 14 Crew-Mitgliedern des American Airlines Fluges 63. Hätte er es kurz nach dem 11. September vermocht, sein Attentat zu vollenden, wäre dies ein großer Triumph für Al-Kaida gewesen. Die Schockwellen über einen zweiten Angriff so kurz nach der Zerstörung der Twin Towers wären enorm gewesen.

Reid ist der Sohn zweier britischer Nicht-Muslime, einer weißen Mutter und eines jamaikanischen Vaters. Er hatte wegen einiger Überfälle in einem Londoner Gefängnis eine Jugendstrafe abgesessen, dort den Islam kennengelernt. Zu seiner Radikalisierung hat, wie Herbert schreibt, eine Kombination aus radikal-islamistischer Propaganda und Diskriminierungserfahrungen geführt.

Reid hatte in Brixton, Süd-London, den Prediger Scheich Abdullah el-Feisal gehört, und er saß auch dem mittlerweile verhafteten Abu Hamsa in der Finsbury Park Moschee zu Füßen. Diese Männer hätten ihm die letzte Gewißheit auf seinem Weg in den Dschihad gegeben, sagte Reid seinem Anwalt. Erst in diesem Jahr (!) wurde Abu Hamsas Treiben von den britischen Behörden – auf Grundlage der neuen Gesetze nach den Londoner Anschlägen von 7/7 – ein Ende gesetzt. Der britische Umgang mit Hasspredigern, das zeigt dieser Fall abermals, war absolut fahrlässig.

Reid war von den Hintermännern des Attentats mit einem weiteren jungen Briten, Saajid Badat, zur Attacke auf den Flug eingeteilt worden. Badat zog in letzter Minute zurück, Reid wollte das Attentat zuende zu bringen, wurde aber von Passagieren überwältigt, als er die Schuhbombe zu zünden versuchte. Der Führungsmann der beiden Attentäter, Nizar Trabelsi, verbüßt derzeit eine zehnjährige (!) Haftstrafe in einem belgischen Gefängnis, weil er geplant hatte, eine Nato Airbase zu bombardieren.

Peter Herbert widerspricht mit seinem Bericht allen Gerüchten, daß Reid verwirrt und geistig minder bemittelt sei. Herbert hatte 2002, nach seinem Besuch im amerikanischen Gefängnis seines Mandanten, den britischen Behörden mitgeteilt, daß er mit Reid gesprochen habe. Niemand aus der britischen Terror-Bekämpfung hat je mit Herbert das Gespräch gesucht, um die Mentalität des Schuhbombers verstehen zu lernen.