Der Iran ist irgendwie doch ein wunderbares Land, selbst mit diesem grauenhaften Präsidenten.
Machmud Achmadinedschad schreibt in seinem eigenen Blog über die Studentenproteste gegen seinen Auftritt an der Amir Kabir Universität zu Beginn dieser Woche.
Welch ein Sieg der Blogger-Kultur: Der Präsident, der von den Studenten zum Rückzug gezwungen wurde, muss der peinlichen Niederlage im Internet einen Sinn geben. Denn in der Blogosphäre werden im Iran mitlerweile die Meinungen gemacht.
Nirgendwo sonst im Nahen Osten (und wo überhaupt auf der Welt?) ist dies denkbar: Der Präsident rechtfertigt sich im Internet. (Hier ein älterer Beitrag über den bloggenden Präsidenten.)
Und wie er es macht, ist auch nicht ungeschickt, wenn auch total verlogen:
Als eine „kleine Minderheit“ von Protestierenden „völlig unbehelligt“ von der „absoluten Mehrheit“ ihn als den „gewählten Präsidenten“ beschimpfen konnte, habe er eine „große Freude“ gefühlt.
Er habe sich an die Studentenunruhen früherer Zeiten erinnert gefühlt, als der Schah Protestierende erschiessen liess.
Damals war der Preis des Protest Tod und Folter, so der Präsident.
Doch heute nehme die loyale Mehrheit die Bekundungen einer radikalen Minderheit gelassen hin – „mit Würde und Wohlwollen“.
1975 habe er selber die Brutalität des Schah-Regimes erlebt, und doch habe er bei den Unruhen gegen ihn selbst „kein böses Gefühl gegen irgendjemanden in meinem Herzen“ gespürt, sondern nur Dankbarkeit für die „Befreiung“ durch die Revolution.
„Diese Freiheit ist aus dem Blut unserer Märtyrer erwachsen“, schließt der Präsident seine Einlassungen.
Nicht erwähnt ist dabei allerdings die blutige Niederschlagung der Studentenproteste von 1999, bei der mindestens fünf Beteiligte zu Tode kamen und zahlreiche in den Gefängnissen endeten.
Nicht erwähnt bleiben selbstredend auch die Morde an demokratischen Oppositionellen vor genau 8 Jahren. (Bis heute ist die bestialische Ermordung des Ehepaars Darioush udn Parwaneh Forouhar – die charismatischen Anführer der demokratischen, säkularen Kräfte – durch iranische Sicherheitskreise nicht gesühnt.)
Und nicht erwähnt bleiben die willkürlichen Verhaftungen von Intellektuellen und Gewerkschaftern in diesem Jahr.
Die jungen Gesichter der Studenten, die bei dem Protest dabeiwaren, werden wir uns merken müssen. Nach den Worten des Präsidenten dürfte ihnen nichts geschehen. Nach den Wahlen am heutigen Freitag wird man weitersehen.