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Jugendgewalt als kulturelle Herausforderung – erschreckende Zahlen aus Berlin

 

(Diesen Beitrag, einen Kommentar im Deutschlandradio, können Sie hier hören.)

Die Berliner Schulverwaltung hat kürzlich die neuen Zahlen ihrer Gewaltstatistik veröf­fentlicht. Im Schuljahr 2005/2006 wurden 1573 Vorfälle gemeldet.

Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 76 Prozent. Die Hälfte der Vorfälle sind Körperverletzungen, ein knappes Fünftel schwere Köperverletzungen. Das bedeutet, mehrere Täter sind beteiligt oder Waffen kommen zum Einsatz.

Das klingt bereits alarmierend… Man muss aber vielleicht noch plastischer sagen, welche Verrohung hinter diesen trocke­nen Zahlen steckt:

Eine Grundschullehrerin, von einem Zwölfjährigen auf dem Schulhof so heftig zusammengeschlagen, dass sie ohnmächtig und mit Nasenbruch liegenblieb.

Eine andere, die nach der Ermahnung eines Schülers mit dem Spruch “Fick Dich, Du Schlampe” beleidigt wurde.

Ein Schüler, der von einer vermummten Bande im Schulgebäude niedergestochen wird.

Eine 16jährige Schwangere, die von ihrem libanesischen Exfreund und Schulkamer­aden so lange mit Fusstritten malträtiert wurde, dass sie und das Baby nur durch notärztliche Behandlung überleben konnten.

Zu erwähnen, dass der Täter libanesischer Herkunft ist, galt lange nicht als opportun. Doch in allen hier erwähnten Fällen spielt der sogenannte Migrationshintergrund eine Rolle.

Kinder von Migranten sind laut der Berliner Schulgewaltstatistik doppelt so häufig in Gewaltvorfälle verwickelt, wie es ihrem Anteil an der Schülerschaft entspricht. Und sie sind überdurchschnittlich hoch auf der Täterseite vertreten, während die deutschen Kinder überdurchschnittlich hoch unter den Opfern sind.

Es ist gut, dass über diese Dinge endlich gesprochen wird. Es gibt in Deutschland nämlich nicht nur Ausländerfeindlichkeit, sondern auch eine zunehmend aggressive Deutschenfeindlichkeit. Wenn Polizei und Politik sich der migrantischen Gewaltkul­tur nicht annehmen, wird sich das Problem auf eine Weise lösen, die niemand wollen kann: durch weitere Segregation in unseren Städten.

Die Ansätze dazu sind unübersehbar: Viele der Schulen in Berlin-Mitte oder Neukölln, aber auch in Duisburg-Marxloh und Hamburg-Wilhelmsburg sind bereits de facto segregiert mit Ausländeranteilen von 80 bis 100 Prozent.

In den so entste­henden ethnischen Kolonien bleiben die Migranten unter sich, eingesperrt in einen Kreislauf von Transferabhängigkeit, Bildungsversagen und Kompensation durch Ma­cho-Gehabe.

Allerdings muss man bezweifeln, dass der politsche Mut vorhanden ist, diese En­twicklung zu durchbrechen. Die Berliner Politik hat die erschreckenden Meldezahlen sogleich relativiert.

Es handele sich wahrscheinlich nicht um einen realen Anstieg der Gewalt, sondern um eine grössere Meldebereitschaft aufgrund “höherer Sensibilität”. Die Kriminologen sprechen von der „Aufhellung des Dunkelfeldes“.

Ob die Gewalt an Schulen real tatsächlich zunimmt (oder sich bloss das Meldeverhalten ändert), können sie nicht beantworten, weil es keine zuverlässigen Vergleichszahlen gibt. Da kann man nur schliessen, dass es gut ist, das Dunkelfeld endlich aufzuhellen.

Erst seit kurzem besteht in der Hauptstadt die Pflicht zur Meldung jedes Gewaltvor­falls an Schulen. In Berlin gibt es ein vorbildliches Programm mit dem Titel “Hinsehen und Handeln”, das die Schulen verpflichtet, Gewalttaten anzuzeigen und mit Konse­quenzen zu belegen.

Aber die Schulen werden mit diesem löblichen Programm alleine gelassen. In Berlin-Mitte, dem schlimmsten Problembezirk, ist eine einzige Schulpsychologin für über dreissig Oberschulen zuständig. Sie kämpft auf verloren­em Posten.

Sind die Lehrer sensibel? Das Wort “Sensibilität” muss man sich angesichts von Nasenbrüchen, Messerstichen und Morddrohungen auf der Zunge zergehen lassen.

Schulpsychologen erklären seit Jahren, dass es bei den Gewaltdelikten eine erschreckende Enthemmung festzustellen gilt, die in den nüchternen Zahlen nicht erfasst wird. Wer schon am Boden liegt, wird noch getreten. Und gerne wird das Ganze dann auch noch mit dem Handy gefilmt, um es mit Freunden zu teilen oder im Internet auszustellen. “Du Opfer” ist das Lieblingsschimpfwort der migrantischen Gewaltkultur.

Es ist richtig, die sozialen Hintergründe der Gewalt zu sehen: Viele der Jungen wach­sen in Armut und Chancenlosigkeit auf. Auch der unklare Rechtsstatus mancher Familien, die sich von Duldung zu Duldung hangeln, trägt zur Verwahrlosung bei.

Doch die Frage, warum die Reaktionen auf diese Benachteiligungen bei Muslimen al­lzu oft Gewalt und übersteigerte Machokultur sind, ist nicht allein sozial zu beant­worten. Denn andere Migranten aus anderen Kulturen finden produktive Lösungen.

Jungen aus muslimischen Familien akzeptieren die Autorität von Lehrerinnen nicht, weil sie es gewohnt sind, dass die Frauen zuhause unter der Herrschaft des Vaters und der Söhne stehen.

Sie brauchen, wie der türkische Erziehungswissenschaftler Ah­met Toprak sagt, eine “konfrontative Pädagogik”. Ihnen müssen Grenzen gesetzt und Regeln gegeben werden, deren Verletzung harte Konsequenzen nach sich zieht.

Interkulturelle Kompetenz – darunter hat man sich früher vor allem die freundliche Einfühlung in das Anderssein des Anderen vorgestellt, an dasnicht gerührt werden sollte.


Wie falsch das war, sieht man jetzt. Es geht heute in der Tat um interkulturelle Einfühlung und Wissen vom Anderen. Es geht um das Wissen, dass den gewaltbereiten Jungs mit Verständnis und Einfühlung nicht geholfen ist. Sie brauchen Zuwendung und Reibung, Konfrontation und Sanktion.

Interkulturelle Kompetenz bedeutet heute auch das Wissen um die nötige Härte. Und den Mut und das Selbstvertrauen, auf der Durchsetzung von Regeln zu bestehen, ohne die eine de facto multikulturelle Gesellschaft wie die unsere nicht überleben kann.