Die iranische Anwältin Schirin Ebadi, Nobelpreisträgerin 2003, belebt die inneriranische Debatte über das Atomprogramm mit einem überraschenden Vorschlag: Es müsse ein Referendum über das Nuklearprorgramm abgehalten werden.
Schirin Ebadi Foto: UN
Ebadi schreibt in einem Text für Rooz Online:
It seems that now, both within and outside the Iranian government, all those who hold a position with respect to Iran’s nuclear program are in complete and unanimous agreement over one thing: that the nuclear program has direct and serious effects on the fate of Iranians. If this is the case, then citizens of Iran have the right to express their position in a legally defensible and transparent environment, and furthermore, to expect that their views are taken into account in choosing the direction of Iran’s nuclear policies. (…)
Clearly, no nation will be ready to pay the price of policies that a majority of its citizens oppose. Hence, this will bring about a dangerous and uncertain situation for the Iranian government in its confrontation with the international community, forcing it to “retreat” under pressure from below. This presents the Iranian government with a face-saving opportunity to retreat from its current position in an “honorable” way, rather than be labeled to be scared of international pressures.
Das ist frech: Ebadi bietet der Regierung, den „ehrenwerten Ausweg“ an, unter „Druck von unten“ das Programm zu beenden und somit ihr Gesicht zu wahren, statt den Eindruck zu erwecken, man habe „Angst vor internationalen Druck“.
Bemerkenswert ist daran nicht nur die ungeheuerliche Chuzpe von Frau Ebadi gegenüber dem klerikalen Establishment. Ebenso bemerkenswert ist die Klarheit, mit der sie den Konflikt als einen zwischen Iran und der „internationalen Gemeinschaft“ erkennt – und nicht etwa nur Irans mit „dem Westen“ oder den USA, wie es die Regierungspropaganda gerne darstellt.
Schirin Ebadi sagt dem iranischen Establishment ziemlich unverblümt, dass es nicht im Interesse des iranischen Volkes handelt.
Es wäre wünschenswert, dass solche Debatten – die auch durch die Sanktionspolitik mit angeschoben werden – im Westen zur Kenntnis genommen werden. Es tut sich etwas.