Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Frauen als Waffen – von Algerien bis Irak

 

Juan Cole schreibt über die jüngsten Attentate im Irak, bei denen Frauen beteiligt waren:

…the bombings suggest neither that „al-Qaeda“ is running out of men nor that it is desperate. Women were used because they would be less likely to be closely searched, in a society where gender segregation and female honor and chastity are important values. The story that the women had Downs syndrome seems unlikely to be true; you wouldn’t trust a sensitive terror plot to someone without their full faculties. Rather, the bombings show that the Sunni Arab guerrillas seeking to destabilize Iraq have not been defeated and are still capable of making a big strike right under the noses of the surge troops.

Ich denke, er hat Recht damit. Mich erinnerten die Attentate an den großartigen und erschreckenden Film „The Battle of Algiers“ von Gillo Pontecorvo. In diesen Film ist unser ganzes Verhängnis schon enthalten: Guerillakampf in den Städten, eine sich islamisierende Antikolonialguerilla, die Folter im Namen der Freiheit und der zivilisierenden Mission des Westens, und schließlich die Barbarei der Attentate des Widerstands gegen Zivilisten (wenn auch noch ohne „Märtyrertum“). Kein Wunder, daß man den Film 2003 im Pentagon vor höheren Chargen vorgeführt hat – er ist ein Mentekel für unsere Lage im Irak und in Afghanistan.

In Pontecorvos Film über den algerischen Freiheitskampf der mittfünfziger Jahre – 1965 entstanden – kann man auch schon sehen, wie der algerische Widerstand beginnt, die Frauen einzusetzen. In einer Szene überwindet eine verschleierte Frau die französische Straßensperre. „Rühr ihre Frauen nicht an“, sagt der eine Soldat zum anderen. Nachdem die Frau durch ist, reicht sie einem FLN-Mann eine Pistole, mit der er einen Soldaten erschießt.

Das Grausigste aber sind für mich die Frauen, die sich für eine Welle von Attentaten auf Cafés und Wartesäle zur Verfügung stellen. Ihre Camouflage besteht nicht in der Verschleierung, sondern im Gegenteil in der Übernahme eines westlichen Stils. Sie tragen die Haare offen, tragen Kleider mit Ausschnitt und bloßen Armen. Sie flirten mit den Soldaten und mit den Opfern ihrer Bomben in den Cafés. Dann gehen sie davon und sehen zu, wie Dutzende in Stücke gerissen werden. Der unterdrückerische Westen wird durch die Stadtguerilla in die Knie gezwungen.

Man ahnt schon die Meinhofs und die Ensslins – die unter anderem von diesem Konzept inspiriert wurden zu ihren Bombenkampagnen -, und man sieht durch diesen Film schon die heutigen „Märtyrerinnen“ aus dem Irak, die eine andere Camouflage benutzen, um den Schrecken in die Herzen der Besatzer und ihrer „Kollaborateure“ in der Bevölkerung zu sähen.

Den Film kann man genialer Weise vollständig auf Youtube sehen. Die beiden Segmente mit den Frauen, die sich dem Aufstand zur Verfügung stellen, sind hier und hier.