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Irans berühmtester Dissident ist geflohen

 

Ahmad Batebi, der durch das unten stehende Foto von 1999 zur Ikone der aufständischen Studenten Irans wurde, ist die Flucht aus Iran gelungen. Aus Erbil in irakisch-Kurdistan wurde er von den Amerikanern ausgeflogen.

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Batebi befindet sich seit einigen Wochen in den USA.
Mit Hilfe kurdischer Aktivisten konnte er auf abenteuerliche Weise aus Teheran fliehen, wo ihm eine erneute Gefängnisstrafe drohte.

Er war verhaftet worden, weil sein Foto mit dem blutbefleckten Hemd die Titelseite des Economist geschmückt hatte. Er hält darauf das Hemd eines Komillitonen, der bei den Demonstrationen des Jahres 1999 von einer Kugel getroffen wurde.

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Wegen seiner Funktion als Rädelsführer der Studenten wurde er zum Tode verurteilt. Seine Strafe wurde dann – nicht zuletzt wegen seiner internationalen Bekanntheit durch das ikonische Bild – zuerst auf 15, und dann auf 10 Jahre herabgesetzt. (Das enthält eine Lektion für die westlichen Medien, die durch die Verhaftung von Dissidenten dazu gebracht werden sollen, nicht mehr über Regimekritiker zu berichten, um diesen nicht zu gefährden. Sie sollten sich eben nicht einschüchtern lassen!)

Im Evin-Gefängnis hat Batebi alle erdenklichen Demütigungen und schlimme Folter erdulden müssen, inklusive zwei Schein-Exekutionen, bei denen andere Mitgefangene erhängt wurden.

Er hat sich nicht brechen lassen.
Er hat die abenteuerliche Geschichte seiner Flucht der New York Times erzählt.
Sein Weg hinaus aus Iran ist durch Videoaufnahmen dokumentiert, die man auf der Website der Times sehen kann.
Bemerkenswert: Der schärfste Gegner des Regimes will um keinen Preis einen Krieg: „Mr. Batebi speaks of working from afar for peaceful change in Iran. He recoils when asked about the possibility of American military action against Iran, saying that if the United States attacked, ‚I might go back and fight for my country myself.'“

Eine absurde Szene seiner Flucht war sehr erhellend über den freiheitlichen Charakter des Landes, in dem er nun als Exilant lebt: „When his flight from Vienna landed at Dulles Airport in Virginia in late June, Mr. Batebi was astonished to see that the airport worker waving the jet into the gate was a Muslim woman wearing a tight head scarf.

Mr. Batebi was enthralled, sensing a casual tolerance that was exactly what he had longed for in his own country. ‚It seems to me that people here are free to live their lives, as long as they do no harm to anyone else,‘ he said.“

(Hier ein Interview, das Batebi jetzt dem Economist gab, mit dem sein Leiden anfing.)

p.s. Batebi ist selbst Fotograf. Hier ist sein Blog (Farsi), das auch Fotos aus seinem neuen amerikanischen Leben enthält.